Boeing 737 Max
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737 Max

Boeing lädt 200 Piloten zu Briefing

Boeing versucht nach dem Absturz der Ethiopian-Airlines-Maschine des Typs 737 Max 8 und dem weltweiten Grounding des Flugzeugtyps, die Bedenken auszuräumen. Nun hat der US-Flugzeugkonzern mehr als 200 Piloten, Techniker und Regulatoren zu einer Informationsveranstaltung in die Zentrale eingeladen. Boeing hofft, dass die 737 Max bald wieder die Flugerlaubnis bekommt.

Das einberufene Treffen gilt als Zeichen dafür, dass Boeings geplante Korrektur der Software offenbar vor dem Abschluss steht – allerdings muss das Update dann auch noch von den Flugsicherheitsbehörden genehmigt werden.

Am Wochenende hatte Ethiopian Airlines Boeing vorgeworfen, Pilotinnen und Piloten möglicherweise nicht klar genug darüber informiert zu haben, wie „aggressiv“ die Software ist, die die Nase des Flugzeugs nach unten lenkt. Das ist eine der zentralen Fragen in der Untersuchung des tödlichen Absturzes der 737 Max der Ethopian, bei der alle 157 Menschen an Bord ums Leben kamen.

Briefing in 737-Max-Werk

Die Informationsveranstaltung findet in Renton im US-Bundesstaat Washington statt. Im dortigen Boeing-Werk werden unter anderem 737 Max produziert. Das Briefing ist Teil der geplanten Informationsinitiative, im Zuge derer Boeing das Software-Update und die zusätzliche Ausbildung mit allen betroffenen Airlines und Zulassungsbehörden besprechen will. Die 737 Max ist das Flugzeug, das sich bei Boeing am besten verkauft. Derzeit gibt es Bestellungen, die sich – nimmt man den Listenpreis – auf einen Wert von 500 Milliarden Dollar (442 Mrd. Euro) summieren.

Boeing 737 Max
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Das Boeing-Werk in Renton

Garuda kommt nicht

Die indonesische Airline Garuda, die am Freitag die Bestellung von 49 Flugzeugen des Typs Max 737 storniert hatte, ist ebenfalls eingeladen. Garuda wird aber niemanden hinschicken. Die Einladung sei zu kurzfristig erfolgt, hieß es. Laut Boeing wird es noch weitere solche Veranstaltungen geben.

Singapore Airlines sagte dagegen, die Tochtergesellschaft SilkAir, die Flugzeuge des betroffenen Typs betreibt, werde Vertreter entsenden. Auch Korean Air Lines, die im April ihre erste 737 Max erhalten soll, wird Piloten nach Renton schicken. Teams von drei US-Airlines absolvierten bereits am Samstag ein Training mit dem geplanten Software-Update.

Boeing peilt grünes Licht im April an

Weder die US-Luftfahrtbehörde FAA noch die Luftaufsichtsbehörde eines anderen Landes hat bisher die Updates abgenommen und grünes Licht für den Start der Flugzeuge gegeben. Erklärtes Ziel von Boeing ist es, das noch im April zu erreichen.

Am 10. März war eine 737 Max 8 der Ethiopian Airlines kurz nach dem Start in Addis Abeba abgestürzt, im Oktober war eine Lion-Air-Maschine des gleichen Typs vor der indonesischen Insel Java verunglückt; fast 350 Menschen starben. Die Abstürze wiesen Ähnlichkeiten auf, weshalb die gesamte 737-Max-Flotte seit eineinhalb Wochen nicht mehr fliegen darf.

Ethiopian: Agiert schneller, als Piloten handeln können

Die Auswertung der Flugschreiber lenkte den Verdacht auf das Trimmsystem. Das MCAS soll bei zu steilem Flugwinkel einen Strömungsabriss verhindern, indem es automatisch die Nase der Maschine senkt. Laut dem Vizepräsidenten von Ethiopian, Yohannes Hailemariam, „warnt das System und handelt dann sofort“ – und zwar schneller, als Piloten die Aktionen, die ihnen im Training empfohlen wurden, ausführen könnten. Die geplanten Änderungen enthalten laut inoffiziellen US-Angaben ein 15-minütiges Training, um Pilotinnen und Piloten zu helfen, das Trimmsystem etwa im Falle falscher Sensorendaten zu deaktivieren.

Notlandung von Boeing 787

Eine Boeing 787-900 von United Airlines mit 256 Passagieren an Bord musste unterdessen am Montag in Neukaledonien notlanden. Die Maschine wurde auf dem Weg von Australien in die USA in das französische Überseegebiet umgeleitet, weil offenbar Rauch aus dem Cockpit kam, wie ein Mitarbeiter der Betreiberfirma des Flughafens von Noumea sagte.

Die Passagiere hätten das Flugzeug nach der Landung „in Ruhe“ verlassen. Die Maschine war im australischen Melbourne gestartet und sollte planmäßig nach Los Angeles fliegen. Wegen des Notfalls wurde das Flugzeug nach Neukaledonien umgeleitet, das rund 2.700 Kilometer nordöstlich von Melbourne im Südpazifik liegt.