Nach Raketenbeschuss

Israel attackiert Ziele im Gazastreifen

Stunden nach dem Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen hat Israel am Montag mit Vergeltungsschlägen begonnen. Die Attacken starteten kurz vor dem offiziellen Besuch von Israels Premier Benjamin Netanjahu bei US-Präsident Donald Trump in Washington. Trump unterschrieb gleich ein Dekret zur Anerkennung der Golanhöhen als israelisches Staatsgebiet.

Die israelische Armee teilte am Montag mit, es seien „Terrorziele“ der im Gazastreifen herrschenden Hamas angegriffen worden. Es gab Berichte über Explosionen, zudem wurden Krankenhäuser im Gazastreifen in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Die Hamas hatte zuvor schon in Erwartung der Angriffe zahlreiche Posten und Gebäude geräumt.

Militärangaben zufolge wurde das Büro von Ismail Hanija angegriffen, Chef der im Gazastreifen herrschenden radikalislamischen Hamas. Israelische Kampfjets hätten Raketen auf sein Hauptquartier in der Stadt Gaza abgefeuert, berichteten auch palästinensische Medien. Das Gebäude sei dabei vollkommen zerstört worden. Es gab keine Berichte zu möglichen Verletzten.

Hamas verkündet Waffenruhe

Zuvor waren zwei weitere Gebäude der Hamas in Gaza bei Luftangriffen zerstört worden. Israel reagierte damit auf einen Raketenangriff aus dem Gazastreifen, bei dem ein Haus nordöstlich von Tel Aviv zerstört wurde. Sieben Menschen erlitten Verletzungen, darunter Kleinkinder. Premier Netanjahu hatte zuvor schon Vergeltung angekündigt.

Für Israel trägt die Hamas die Verantwortung für den Beschuss. „Es gab hier einen bösartigen Angriff auf den Staat Israel, und wir werden mit Nachdruck reagieren“, sagte Netanjahu dazu. Die Hamas verkündete am Abend eine Waffenruhe mit Israel. Ägypten sei mit seinen Bemühungen um eine Feuerpause erfolgreich gewesen, sagte ein Sprecher. Israel ließ die Äußerungen bis jetzt unkommentiert.

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu, US-Präsident Donald Trump und US-Vize-Präsident Mike Pence
AP/Susan Walsh
Zu Gast in Washington, um Golan-Dekret zu feiern: Netanjahu, Trump, US-Vizepräsident Mike Pence (rechts)

Die Hamas hatte die Verantwortung für den Raketenbeschuss zuvor zurückgewiesen: „Niemand von den Widerstandsbewegungen, die Hamas eingeschlossen, hat ein Interesse daran, Raketen aus dem Gazastreifen auf den Feind abzufeuern“, sagte ein Hamas-Vertreter der Nachrichtenagentur AFP. Die Hamas habe kein Interesse an einer Konfrontation mit Israel.

Dekret zu Golanhöhen unterzeichnet

Netanjahu ist derzeit zu Gast in Washington bei US-Präsident Trump. Trump unterzeichnete bei dieser Gelegenheit wie angekündigt ein Dekret, das die von Israel annektierten Golanhöhen formell als Staatsgebiet Israels anerkennt. Trump hatte Netanjahu vor wenigen Tagen mit der Ankündigung ein Wahlkampfgeschenk gemacht.

Der Vorstoß aus Washington wurde in der vergangenen Woche von Israel begeistert aufgenommen, jedoch insbesondere von arabischer Seite sowie von der Türkei und Russland kritisiert. Syrien wertete Trumps Vorstoß als verantwortungslos.

Karte zeigt die Golanhöhen und Nachbargebiete
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Israel hatte die Golanhöhen, ein strategisch wichtiges Felsplateau oberhalb des Sees Genezareth, 1967 erobert und 1981 annektiert. Das wurde international aber nicht anerkannt. Nach internationalem Recht gelten die Gebiete als von Israel besetztes Territorium Syriens.

Netanjahu sollte sich ursprünglich vier Tage lang in den USA aufhalten. Wegen der Eskalation in Israel kürzte der Premier die Reise aber ab und wollte nach dem Treffen mit Trump nach Israel zurückkehren.

Angriff als Wahlkampfthema

Die Geschehnisse wurden in Israel auch prompt zum Wahlkampfthema. Am 9. April wird ein neues Parlament gewählt. Netanjahu strebt ein weiteres Mandat als Premier an, obwohl er mit mehreren schweren Korruptionsvorwürfen konfrontiert ist. Ihm droht sogar eine Anklage, er will sich mit Verleumdungsklagen wehren. Am Montag warfen Vertreter des rechten Lagers und der Opposition Netanjahu vor, er gehe nicht hart genug gegen die Hamas vor.

Inspektion eines von einer Rakete zerstörten Hauses im israelischen Dorf Mishmeret nördlich von Tel Aviv
APA/AFP/Jack Guez
Zerstörung in Mischmeret: Eine Rakete hatte ein ziviles Haus nördlich von Tel Aviv getroffen

Nun ist die Sorge groß vor einer neuen Eskalation im Nahost-Konflikt. Erst am 14. März waren zwei Raketen vom Gazastreifen in Richtung Tel Aviv abgefeuert worden. Opfer oder Schäden gab es nicht. Israel reagierte darauf und auf weitere Raketenangriffe nach eigenen Angaben mit der Bombardierung von rund hundert Hamas-Zielen im Gazastreifen.