Kaia Gerber auf der R13-Fashion-Show
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Schrill mit Beige

So bunt wird der Frühling

Wer diesen Frühling den saisonalen Modetrends folgen möchte, muss im Kleiderschrank ordentlich Platz schaffen – denn es wird pompös. Ganz im Stile der 80er Jahre starten Modefans heuer mit voluminösen Puffärmeln und Schulterpads nicht nur in diese Saison, sondern auch in die nächste und übernächste. Mit dem Trend „Beige von Kopf bis Fuß“ kommen aber auch weniger Experimentierfreudige auf ihre Kosten.

Was in einer Saison in ist und was nicht, wissen Modeliebhaberinnen und Modeliebhaber bereits Monate im Voraus. Die diesjährigen Frühjahr/Sommer-Trends wurden – wie immer – bei den Fashion Shows in Paris, Mailand und Co. bereits im September und Oktober präsentiert.

Somit hatten Modefans schon ausreichend Zeit, um ihre Kleiderschränke auszumisten – oder aber rund 40 Jahre alte, abgestaubte Teile auszugraben und sich mental auf die Saison der Superlative vorzubereiten.

Comeback der 80er

Die schrillen 80er Jahre erleben diesen Frühling nicht nur ihre Renaissance – sie scheinen für den Rest des Jahres auch der allgegenwärtigen 90er Mode das Rampenlicht zu stehlen. Und so beherrschte das 80er-Power-Dressing – also breite Formen, viel Leder und knallige Farben – die Laufstege der Welt. Besonders ins Auge fiel dabei die Neuinterpretation von Jeremy Scott für Moschino. Er kleidete die Models in breit geschnittene Kleider sowie Anzüge und Hüte mit breiter Krempe. Nostalgiker erinnerte er damit beinahe an die Looks von Prinzessin Diana.

Comeback der 80er-Jahre
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Von links nach rechts: Moschino, Gucci, Balenciaga, Escada

Beim Modehaus Escada, das seine Blütezeit in den 80ern erlebte, finden sich auf Oversized Blazern auch dicke Messingknöpfe in der Frühjahrskollektion. Geht es nach Gucci, trägt man jedenfalls alles, was schrill ist: von leuchtendem Grün, Blau, Violett oder Pink – kombiniert mit weißen, klobigen Lederstiefeln. Dass „Back To The Eighties“ auch im kommenden Herbst weiterhin Programm ist, zeigte zuletzt die Herbst/Winter-Modewoche in Paris.

Boilersuit vs. Edelanzug

„80s all over“ schreit auch das potenzielle It-Piece der Saison: Der Boilersuit – also ein locker sitzender Einteiler, der einst als reine Arbeitskleidung konzipiert war. Dass der Boilersuit High Fashion sein kann, zeigen Hermes, Stella McCartney und Giambattista Valli. Mit Variationen in Olivgrün und Creme gepaart mit zarten High Heels zeichnen die Modehäuser das Bild einer starken, selbstbestimmten Frau. In Hipster-Vierteln von New York bis Wien ist der Einteiler bereits seit Längerem fixer Bestandteil des Ortsbilds, und auch die „Vogue“ bezeichnet den Boilersuit als „Best Buy of the Season“.

Models präsentieren die Frühlings/Sommerkollektion
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Von links nach rechts: Sies Marjan, Stella McCartney, Escada, Alberta Ferretti

Wem der Boilersuit zu sehr nach Boho-Mutter ausschaut, der ist mit einem anderen Frühlingstrend gut bedient: rosa Anzüge. Von Kreationen in Hellrosa bis hin zu saftigem Pink – mit oder ohne Schulterpads – tischten heuer Dutzende Designer – etwa Sies Marjan, Gabriela Hearst und Roksanda – den eleganten Zweiteiler auf.

Bleached Denim

Ein Hauch 1980er war bei den Frühjahrs/Sommer-Schauen 2019 zudem auf dem Catwalk von Balmain und Isabel Marant zu spüren. Designerliebling Olivier Rousteing von Balmain paarte kastenartige, oversized Blazer mit einem weiteren großen Trend dieser Saison: ausgewaschenem Denimstoff. Ob dunkel, hell, zerrissen oder Patchwork – Denim ist beinahe jedes Jahr, jede Saison in irgendeiner Form im Trend. Die französische Designerin Isabel Marant schickte ihre Mannequins heuer obendrein in kniehohen Denim-Stiefeln über den Laufsteg – die „Vogue“ prophezeite ihr damit bereits einen Verkaufsschlager.

Models präsentieren die Frühlings/Sommerkollektion
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Von links nach rechts: Balmain, Off-White, Isabel Marant, Proenza Schouler

Edel mit Radlerhosen

Beinahe ein Frühlingsklassiker ist inzwischen die Radlerhose. Wie im vergangenen Jahr, trägt man diesen Frühling untenrum wieder knapp und bevorzugt Schwarz. Das zeigen etwa Modehäuser wie Fendi und Prad sowie auch die Marke des jüngsten Pariser Shootingstars Simon Porte Jacquemus. Auf die komfortable Radlerhose setzte bei seiner vorletzten Kollektion für Chanel auch Karl Lagerfeld. Präsentiert wurde diese im vergangenen Herbst inmitten eines künstlich geschaffenen Streifens Strand in Paris.

Edler Look mit Radlerhosen
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Von links nach rechts: Chanel, Jacquemus, Fendi und Prada

Nachdem die Caprihose und kürzere Varianten der Radlerhose in den 50ern und 60ern von Ikonen wie Audrey Hepburn und Jackie Kennedy getragen worden waren, wurde es für sehr lange Zeit still um sie. Ein Revival erlebte die Radlerhose erst wieder, als 1991 das Model Linda Evangelista diese für Chanel präsentierte.

Festivalchic mit Federn und Fransen

Modeliebhabern, denen die kurzen, hautengen Hosen zu sportlich und Puffärmel nicht pompös genug sind, bieten etwa die französischen Designergrößen Celine und Chloe Alternativen in Form von gefederten Schulterpartien und Röcken mit Fransen. Während Fransen an Jacken und Röcken eine Light-Variante für Festivalgeherinnen darstellen, lassen Federn als Saum an Tops, Schuhen und Kleidern – etwa bei Celine und Rochas – das Herz der Carrie Bradshaws dieser Welt höher schlagen.

Mode mit Federn und Fransen
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Von links nach rechts: Longchamp, Chloe, Celine und Rochas

„Teils ibizenkisch bohemian, teils Glastonbury“

Als „teils ibizenkisch bohemian, teils Glastonbury (Musikfestival, Anm.)“ bezeichnet der britische „Guardian“ den wohl buntesten Trend des Saison: Tie-dye. Bei Tie-dye handelt es sich um eine batikähnliche Färbetechnik von Stoffen. Von London, New York bis Mailand hatte der Boho-Look die Laufstege fest im Griff.

Models präsentieren die Frühlings/Sommerkollektion
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Von links nach rechts: Calvin Klein, R13, Prada, Prabal Gurung

„Bis vor Kurzem war Tie-dye mausetot“, schrieb „Harper’s Bazaar“ – doch dann kamen nicht nur die Fashion Shows – auch Stars wie Beyonce und Justin Bieber sowie Instagram-Influencer zeigten sich darin, so das Magazin. Dass Tie-dye nicht nur kalifornischen Surfern vorbehalten ist, machten dabei unter anderen Prada und Prabal Gurung deutlich: Sie zauberten den Surferlook auf feminine Silhouetten.

Schrill, schriller – beige

Als erdiger Gegenpol zu den schrillen, bunten Looks kommt die Trendfarbe der Saison daher: Beige. Wenngleich das Pantone-Farbinstitut Korallenrot zur Trendfarbe 2019 kürte, ist Beige die dominierende Farbe für das Frühjahr.

Beige als Farbe der Saison
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Von links nach rechts: Burberry, Jil Sander, Max Mara und Dior

Von Kopf bis Fuß in beigefarbenen Kreationen schritten die Models bei Jil Sander, Max Mara, Ermanno Scervino und Christian Dior über die Laufstege. Selbst Riccardo Tisci, der seine erste Kollektion für Burberry schneiderte, ließ sich nicht zu modischen Experimenten hinreißen und blieb der ultimativen Burberry-Farbe treu.