Ursprünglich sollte dank einer besseren Ausnutzung des Tageslichts Energie gespart werden, doch der wirtschaftliche Nutzen ist heute äußerst umstritten. Unzählige Studien sehen zudem Risiken für die Gesundheit, empfindsame Menschen klagen über Probleme wie Schlafstörungen und Appetitlosigkeit. Befürworter der Zeitumstellung argumentieren dagegen mit mehr Sicherheit durch hellere Wintervormittage bei gleichzeitig höherer Lebensqualität durch längere Sommerabende.
Im Detail und im Vergleich sind die Unterschiede natürlich relativ. Denn was für Wienerinnen und Wiener ein längerer Sommerabend ist, findet man in Madrid wahrscheinlich eher nicht der Rede wert. Obwohl in derselben Zeitzone geht dort am längsten Tag des Jahres die Sonne erst kurz vor 22.00 Uhr unter, in Wien gut eine Stunde früher.

Spürbare Unterschiede zwischen Bregenz und Wien
Nicht ganz so drastisch, aber trotzdem spürbar sind die Unterschiede schon in einem kleinen Land wie Österreich. Rund eine halbe Stunde Tageslicht liegen Vorarlberg und das Burgenland auseinander – ganzjährig und unabhängig davon, welche Uhrzeit in der Früh oder am Abend auf Display und Ziffernblatt zu lesen ist.

Betrachtet man die Debatte aus einem geografisch anderen Standpunkt, erscheint sie geradezu kleinlich. Ganz extrem, allerdings für kaum jemanden alltagsrelevant, ist die Situation an den Polen, wo es jeweils ein halbes Jahr nie richtig dunkel und nie richtig hell wird. Je weiter man sich von den Polen entfernt, desto kürzer ist die Zeitspanne, in der die Sonne ganztägig zu sehen ist.
Viel Dämmerung in der Nähe des Polarkreises
Die Einwohnerinnen und Einwohner Reykjaviks, der nördlichsten Hauptstadt der Welt, können über hiesige Zeitverschiebungsdebatten gegen Ende des langen Winters wahrscheinlich trotzdem nur müde lächeln. Zwischen extrem langer Dunkelheit und extrem langen hellen Tagen rund um die Sonnenwende muss man dort vor allem mit sehr viel Dämmerung leben können. Dafür ist es von Mai bis August auch um Mitternacht noch hell, was auch nicht nur für Freude sorgt.

Unterschiedliche Auswirkungen an unterschiedlichen Orten
Zurück in der EU geht es bei der Zeitumstellungsdebatte um wesentlich weniger, trotzdem aber mit spürbaren Auswirkungen. Würde die Zeitumstellung abgeschafft und bliebe Österreich bei permanenter Normalzeit, dann würde der helle Abend hierzulande auch im Sommer schon um 20.00 Uhr ein Ende finden. Extremer würde es die Polinnen und Polen treffen – einigen sich alle auf Winterzeit, würde es in Warschau im Sommer schon um 3.00 Uhr hell. Käme die immer währende Sommerzeit, hieße das für Spanien im Winter dafür Dunkelheit bis kurz vor 10.00 Uhr.

Drei Zeitzonen von Polen bis Portugal
Unabhängig von der Sommer- und Winterzeit gibt es in der EU drei Zeitzonen. In Österreich und 16 weiteren Staaten herrscht die gleiche Uhrzeit (Mitteleuropäische Zeit, MEZ) – unter ihnen sind Deutschland, die Niederlande, Belgien, Dänemark, Frankreich, Italien, Kroatien, Polen und Spanien.
Acht Länder (Bulgarien, Estland, Finnland, Griechenland, Lettland, Litauen, Rumänien und Zypern) sind eine Stunde voraus (Osteuropäische Zeit, OEZ), drei Staaten eine Stunde zurück (Irland, Portugal und Großbritannien; Westeuropäische Zeit, WEZ). Die Entscheidung über die Standardzeit ist eine nationale Angelegenheit und würde von der geplanten Abschaffung der Zeitumstellung in der EU nicht berührt.

Abschaffung bis 2021 geplant
Regelungen für einen reibungslosen Übergang zur Standardzeit sind im EU-Richtlinienvorschlag festgelegt. Demzufolge soll jeder Mitgliedsstaat entscheiden, ob Sommer- oder Winterzeit permanent eingeführt wird. Die letzte verbindliche Umstellung auf die Sommerzeit würde dann am 31. März 2021 erfolgen.
Danach könnten die Mitgliedsstaaten, die dauerhaft zur Winterzeit zurückkehren wollen, am Sonntag, dem 27. Oktober 2021, zum letzten Mal eine jahreszeitlich bedingte Zeitumstellung vornehmen. Kommt es tatsächlich zum Ende der Zeitumstellung in der EU, dann will sich die österreichische Regierung aus heutiger Sicht für die permanente Sommerzeit aussprechen.