Das berichteten US-Medien am Dienstag. Smollett war im Februar wegen mutmaßlicher Falschaussagen gegenüber der Polizei festgenommen worden. Laut Ermittlern bezahlte er zwei Männer, um die Attacke gegen ihn vorzutäuschen. Der Polizei zufolge wollte der schwule und afroamerikanische Schauspieler damit seine Karriere vorantreiben. Smollett, der in 16 Punkten angeklagt wurde, hatte in dem Fall auf nicht schuldig plädiert und kam nach Zahlung einer Kaution vorerst frei.
„Nachdem wir alle Fakten und Umstände des Falles einschließlich des freiwilligen kommunalen Dienstes von Smollett und seiner Zustimmung, auf die hinterlegte Kaution zugunsten der Stadt Chicago zu verzichten, betrachtet haben, glauben wir, dass dies eine gerechte Verfügung und Lösung für diesen Fall ist“, zitierte die „New York Times“ die Stellungnahme des zuständigen Staatsanwalts.
Hintergrund für Entscheidung unklar
Aus der Stellungnahme ging demnach nicht hervor, ob eine neue Information den Verdacht gegen Smollett entkräftet oder ob die Anklagebehörde sich einfach gegen eine weitere Verfolgung des Falles entschieden hat. Smolletts Kaution betrug 10.000 Dollar (8.900 Euro).
Anwälte: Smollett „reingewaschen“
Smolletts Akte „wurde von dieser tragischen Anklage reingewaschen“, teilte die Sprecherin von Smolletts Anwälten, Anne Kavanagh, der Zeitung „USA Today“ zufolge mit. Smollett sei verunglimpft und voreilig verurteilt worden. Diese „unfairen und unberechtigten Handlungen“ hätten Smollett und andere Menschen verletzt. „Jussie ist erleichtert, diesen Fall hinter sich zu haben und freut sich sehr darauf, sich auf seine Familie, Freunde und Karriere zu konzentrieren.“
Smollett bereits aus Dramaserie entfernt
Die „Empire“-Produzenten hatten Smolletts Figur aus der Dramaserie entfernt. Sie dreht sich um ein fiktives Hip-Hop-Label und einen Machtkampf innerhalb der Familie des Gründers. Smollett spielte darin den offen homosexuell lebenden Singer-Songwriter Jamal Lyon, der als einer von drei Brüdern zeitweise als neuer Vorsitzender des Labels in Stellung gebracht wird. Der von Smollett dargestellte Jamal Lyon zählt zu den Lieblingsfiguren der „Empire“-Fans. Ob „Empire“ um eine sechste Staffel verlängert wird und ob die Figur Jamal darin weiterhin auftaucht, war zunächst unklar.
Die Produzenten der im US-Sender Fox laufenden „Empire“-Serie hatten sich zunächst wiederholt mit Smollett solidarisiert, nachdem erstmals der Verdacht aufgekommen war, er könnte den Angriff fingiert haben. Später aber erklärten sie, sie hätten die Streichung von Smolletts Rolle in den zwei noch zu drehenden Folgen beschlossen, um „weitere Störungen“ der Arbeit der Filmcrew zu vermeiden. Die Anschuldigungen gegen Smollett nannten die „Empire“-Macher Ende Februar „sehr beunruhigend“. Für ihre Klärung vertrauten sie auf das juristische Prozedere.
Polizei: Unzufrieden mit seinem Gehalt
Der angebliche Angriff auf Smollett hatte aber nicht nur in der Filmbranche und bei Fans für Empörung gesorgt, sondern war auch schnell von vielen Politikern scharf verurteilt worden. Die Attacke schien für die zunehmende Gewalt gegen Minderheiten in den USA zu stehen, für die Kritiker auch die aggressive Rhetorik von Präsident Donald Trump verantwortlich machen.
Die Ermittler hatten Smollett vorgeworfen, dass der Schauspieler „den Schmerz und die Wut über den Rassismus ausgenutzt“ habe, um seine Karriere zu befördern, wie der Polizeichef von Chicago, Eddie Johnson, Ende Februar bei einer Pressekonferenz sagte. Nach seinen Angaben soll es Smollett auch um materielle Vorteile gegangen sein: Er sei „unzufrieden mit seinem Gehalt“ gewesen.
Die Anwälte des Schauspielers kritisierten bereits Ende Februar die Polizei scharf: Mit der Pressekonferenz sei auf der Unschuldsvermutung „herumgetrampelt“ worden. Smollett beharre auf seiner Unschuld und fühle sich „von einem System verraten, das anscheinend einen fairen Prozess überspringen und direkt zum Urteil übergehen will“.