Studenten auf dem Campus der Universität von Yale
Reuters/Shannon Stapleton
Bestechungsskandal

Universität Yale wirft Studentin raus

Paukenschlag im Bestechungsskandal um US-Elitehochschulen: Die renommierte Universität Yale hat eine Studentin hinausgeworfen, deren Eltern Schmiergeld für die Aufnahme bezahlt haben sollen. Die Universität in New Haven im Ostküstenstaat Connecticut gab am Dienstag (Ortszeit) bekannt, die Studienzulassung der jungen Frau widerrufen zu haben.

Seit der Skandal Mitte März bekanntgeworden war, folgte ein Eklat dem anderen, es handelt sich jedoch um den ersten Rauswurf. Laut der Anklageschrift gegen einen früheren Yale-Frauenfußballtrainer zahlten die Eltern der Studentin rund 1,2 Millionen Dollar (rund eine Mio. Euro) an Schmiergeldern, damit ihre Tochter in die Mannschaft und damit in die Eliteschmiede aufgenommen wird. Der frühere Frauenfußballtrainer soll für zwei Kandidatinnen Empfehlungen verfasst haben, aber nur eine wurde aufgenommen.

Bei der Studienplatzvergabe an US-Eliteunis herrscht ein harter Konkurrenzkampf. Dutzende wohlhabende Eltern, darunter Prominente wie die Schauspielerin Felicity Huffman („Desperate Housewives“) und Lori Loughlin („Full House“), sollen Bestechungsgelder gezahlt haben, damit ihre Kinder an Eliteunis aufgenommen werden. Betroffen sind die acht Universitäten Yale, Wake Forest, San Diego, Stanford, Georgetown, Austin, Southern California, California und Los Angeles.

Unis droht Verlust von Bundesgeldern

In einigen Fällen zahlten die Eltern Geld, damit ihre Sprösslinge in Sportteams der Hochschulen und damit auch in die Universitäten selbst aufgenommen werden. Auch Zulassungsprüfungen sollen gefälscht worden sein, da die Schülerinnen und Schüler bei den Eignungstests keine ausreichende Begabung aufgewiesen haben sollen.

Lori Loughlin
AP/Invision/Richard Shotwell
Loughlin soll im Namen ihrer Töchter Bestechungsgeld an eine Eliteuni gezahlt haben

Informationen der US-Ausgabe des Onlinemagazins Politico wurden Ermittlungen gegen die Unis eingeleitet. Sie könnten, so der Vorwurf, angesichts des Bestechungsskandals ihre Aufnahmeregularien verletzt haben. Bei einem Verstoß gegen die Bestimmungen droht den Hochschulen Verlust von Bundesgeldern für Stipendien. Die vom Justizministerium angeführten Beweise würden die Frage aufwerfen, ob die Unis ihren Verpflichtungen „vollständig“ nachkommen, wird ein Beamter aus dem Bildungsministerium zitiert.

In Briefen, die am Montag an die Unis abgeschickt wurden, würden bereits Vorschriften und Gesetze genannt werden, die die Ermittler und Ermittlerinnen untersuchen. Außerdem wird in den Mitteilungen explizit darauf verwiesen, dass die Hochschulen, die für Studierende jährlich Tausende Dollar kosten, für eine ordnungsgemäße Verwaltung Bundesgelder bekommen. US-Bildungsministerin Betsy DeVos hatte den Skandal bereits Anfang März verurteilt und als „schändlich“ bezeichnet. Die Universitäten hätten nämlich die Pflicht, das Ministerium über rechtswidrige Vorgänge – auch in Bezug auf das Zulassungssystem – zu informieren.

Tennisspieler, die nie Tennis gespielt haben

Als Teil der Ermittlungen verlangen die Beamten und Beamtinnen, dass jede Hochschule binnen 30 Tagen dem Bildungsministerium Dokumente übermitteln, die auf ihre Qualität hinweisen, wie Werbematerial, Unirankings, Stellungnahmen etc. Außerdem müssen die internen Verfahren für die Zulassung von rekrutierten Sportlern und Sportlerinnen offengelegt werden. Und die Namen aller Beteiligten, die schon in den Ermittlungen der Justiz vorkommen, genannt werden.

Gordon Ernst, Tennis-Trainer der Georgetown University
Reuters/Brian Snyder
Gordon Ernst (l.), Ex-Tennistrainer an der Georgetown University, soll 2,7 Millionen Dollar angenommen haben

Am Montag hatten etwa ein Dutzend Beschuldigte, darunter sechs Ex-Trainer an den Elitunis und zwei Zulassungsadministratoren, ihren ersten Auftritt in einem Gerichtssaal in Boston, die Hauptstadt von Massachusetts. Unter anderem wird Gordon Ernst, der ehemalige Tennistrainer an der Georgetown University, beschuldigt, rund 2,7 Millionen Dollar angenommen zu haben, um zwölf Personen als Tennisspieler für Georgetown zu rekrutieren. Darunter seien einige gewesen, die noch nie Tennis gespielt haben.

Im Gerichtssaal plädierte einer nach dem anderen auf nicht schuldig, wie „USA Today“ berichtete. Wenn sie verurteilt werden, droht jedem eine Höchststrafe von bis zu 20 Jahren Gefängnis und 250.000 US-Dollar an Geldstrafen. Während der Fall am Gericht verhandelt wird, ist die Bewegungsfreiheit der Angeklagten auf die Vereinigten Staaten beschränkt. Alle sind derzeit auf Kaution frei.

Huffman und Loughlin demnächst vor Gericht

Einer, der seine Schuld bereits eingestanden hat, ist William „Rick“ Singer, Gründer des Edge College & Career Network of Newport Beach in Kalifornien. Er war als Berater beim Aufnahmeprozess an Unis tätig. Laut Staatsanwaltschaft zahlten Eltern Singer von 2011 bis heuer 25 Millionen Dollar. Damit hat er Uniangestellte bestochen, die in der Zulassungsabteilung arbeiteten. Außerdem bezahlte er Insider, die falsche Antworten der Jugendlichen bei den Tests korrigierten.

Am Freitag sollen 23 weitere Angeklagte im Gerichtssaal erscheinen. Bei dieser Gruppe handelt sich um die beschuldigten Eltern. Allerdings werden die Schauspielerinnen Loughlin und Huffman nicht darunter sein. Ihre Anhörungen sind für den 3. April geplant. Loughlin und ihr Mann, der Designer Mossimo Giannulli, sollen laut Anklage insgesamt 500.000 Dollar an Bestechungsgeldern gezahlt haben. Ihre Tochter ging an die University of Southern California. Huffman wird vorgeworfen, 15.000 Dollar bezahlt zu haben. Das Geld soll dabei als gemeinnützige Spende getarnt gewesen sein.