Plastikteller und Besteck
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Straßburg

EU verbietet Einwegplastik ab 2021

Das Europäische Parlament hat Ende März endgültig für ein Verbot von Einwegplastik gestimmt. Das bedeutet, dass Trinkhalme und Wattestäbchen aus Plastik ab 2021 aus den Supermarktregalen verschwinden sollen. Inzwischen sind oft auch die Handelsketten gefragt, selbst tätig zu werden, um Plastikmüll zu vermeiden.

Einwegprodukte, für die es umweltfreundlichere Alternativen gibt, müssen spätestens ab 2021 vom Markt genommen werden. Dazu gehören etwa Wattestäbchen, Einweggeschirr, Trinkhalme und Luftballonstäbe. Ab 2024 dürfen zudem Getränkebehälter aus Kunststoff nur vertrieben werden, wenn die Verschlüsse und Deckel am Behälter befestigt sind.

Der Verbrauch von Produkten, für die es bisher keine nachhaltigere Alternative gibt, soll spürbar reduziert werden. Eine verbindliche Zielvorgabe gibt es hier aber nicht. Außerdem müssen Einwegprodukte mit einem gewissen Kunststoffgehalt gekennzeichnet werden. So soll auf die negativen Umweltauswirkungen etwa von Hygieneeinlagen und Feuchttüchern hingewiesen werden.

Mehr Recycling wird angestrebt

Hersteller aller Produkte, die von der Richtlinie betroffen sind, sollen auch an den Kosten für Reinigungsmaßnahmen, Kampagnen und das Abfallmanagement im Zusammenhang mit ihren Produkten beteiligt werden. So soll die Tabakindustrie künftig etwa die Kosten für öffentliche Sammelsysteme für Zigarettenstummel übernehmen. Die Richtlinie schreibt zudem verbindliche Ziele für die Verbesserung der Mülltrennungsquote vor. Bis 2025 sollen so mindestens 77 Prozent aller Einwegplastikflaschen im korrekten Müllcontainer landen, bis 2029 mindestens 90 Prozent. Zudem sollen neue PET-Plastikflaschen 2025 zu mindestens 25 Prozent aus recyceltem Plastik bestehen. Bis 2030 soll diese verbindliche Vorgabe auf 30 Prozent angehoben werden.

Grafik zur Plastikverwendung
Grafik: APA/ORF.at, Quelle: APA/dpa/Science Advances, Roland Geyer

Bis zur Abstimmung über diese Regeln war es ein langer Prozess. Angestoßen wurde das Gesetzgebungsverfahren im Mai 2018. Im vergangenen Oktober hatte das EU-Parlament das Verbot bereits beschlossen und danach für Verhandlungen mit dem Rat an den zuständigen Ausschuss zurückgewiesen. Im Dezember kam es zu langen Verhandlungen mit den EU-Staaten. Nun muss formal nur noch der Rat zustimmen.

Große und kleine Unternehmen in der Pflicht

Inzwischen schreiben sich schon viele Konzerne und Handelsketten die Plastikmüllvermeidung auf die Fahnen. Samsung will etwa bei Verpackungen künftig weitgehend auf Plastik verzichten. Die Nahrungsmittel- und Konsumgüterriesen Nestle und Unilever verpflichteten sich, bis 2025 alle Verpackungen „recyclingfähig oder wiederverwendbar“ zu gestalten.

Auch Coca-Cola und Pepsi versprachen kürzlich „enorme Fortschritte“ im Kampf gegen Plastikmüll, allerdings ebenfalls nicht bei der Vermeidung, sondern beim Recycling. Dass die großen Konzernen aktiv werden, kommt nicht von ungefähr: Laut Greenpeace sind Coca-Cola, PepsiCo und Nestle weltweit die größten Plastikverschmutzer.

Sackerlverbot in Österreich

Aber auch die Einzelhändler stehen unter Druck, auf Plastik zu verzichten. Mehrwegnetze für Obst und Gemüse verbreiten sich ebenso, wie das Einwegsackerl verschwindet. Der deutsche Diskonter Aldi schaffte es vergangene Woche in die Schlagzeilen, weil er künftig auf Plastikfolie bei Gurken verzichten will. Auch „Natural Branding“, eine Laserbeschriftung etwa bei Obst und Gemüse, wird vermehrt getestet, um auf eine Verpackung verzichten zu können. In Österreich schlossen sich einige Unternehmen der Initiative „No more Straws“ („Keine Strohhalme mehr“) an. Und auch hier gibt es zumindest Bekenntnisse zur Plastikreduktion in Supermärkten.

Die Bundesregierung will ab 2020 das Plastiksackerl verbieten. Im Jänner setzte man sich mit Handel und Industrie beim einem „Plastikgipfel“ zusammen. Mit dem Verbot sollen bis zu 7.000 Tonnen weggeworfene Kunststoffsackerln jährlich vermieden werden.

Nur ein Drittel wird wiederverwertet

Die EU hofft ihrerseits, mit den neuen Regeln den Ausstoß von Kohlendioxid bis 2030 um insgesamt 3,4 Millionen Tonnen zu verringern. Bis dahin sollen auch Umweltschäden in der Höhe von 22 Milliarden Euro vermieden werden. Zahlen der EU-Kommission zufolge fallen in Europa jährlich 26 Millionen Tonnen Plastikmüll an. EU-weit wird weniger als ein Drittel des entsorgten Plastiks recycelt. Der übrige Abfall wird verbrannt bzw. eingelagert.

Bisher exportieren die Mitgliedsstaaten rund die Hälfte des eingesammelten und sortierten Plastikmülls ins Ausland, 85 Prozent davon nach China. Die Volksrepublik hat den Import von Plastikmüll mittlerweile jedoch fast vollständig eingestellt. Die EU bleibt auf einem Großteil ihres Abfalls sitzen.

Die Spur des Plastiks

Nicht ordnungsgemäß entsorgter Plastikmüll landet zum Großteil im Meer. Weltweit verschmutzen mehr als 100 Millionen Tonnen Plastikmüll die Meere – und jährlich kommen geschätzt weitere zehn Millionen Tonnen hinzu. Viele Plastikpartikel gelangen über kommunale Abwässer ins Meer, Strömung und Wind sorgen für die globale Verteilung.

Für viele Meeresbewohner wird Plastikmüll zur Bedrohung: Sie verheddern sich und verwechseln Plastikprodukte mit Nahrung. Ist der Müll im Laufe der Zeit in mikroskopisch kleine Partikel zerfallen, geraten diese in die gesamte Nahrungskette. Im Jahr 2050 könnte laut Forschung mehr Plastik in den Ozeanen schwimmen als Fische.