Rafinerie und Terminal von Saudi Aramco in Ra’s Tanura
Reuters/Ahmed Jadallah
Erster Blick in Bücher

Der profitabelste Konzern der Welt

Der saudi-arabische Ölriese Saudi Aramco hat sich im Zuge einer geplanten Übernahme für sein Debüt auf dem Anleihemarkt erstmals in die Bücher schauen lassen – und dabei astronomische Gewinne enthüllt: Wie die Ratingagentur Moody’s am Montag mitteilte, summierte sich der Nettogewinn im vergangenen Jahr auf 111,1 Mrd. Dollar (98,9 Mrd. Euro).

Fitch Ratings zufolge betrug der Gewinn vor Steuern 224 Mrd. Dollar. Die Zahl liegt fast dreimal so hoch wie das Ergebnis von Apple. Damit stellt Saudi Aramco die bekanntesten Ölkonzerne der Welt in den Schatten. Die Profite von Chevron und Exxon Mobil aus den USA, von BP aus Großbritannien, dem britisch-niederländischen Rivalen Royal Dutch Shell und Total aus Frankreich machten 2018 knapp 80 Mrd. Dollar aus – allerdings zusammengerechnet.

Aramco verfügte zuletzt über etwa 260 Mrd. Barrel Rohölreserven. Täglich fördert das Unternehmen mehr als zehn Mio. Barrel (zu 159 Liter), dreimal so viel wie der derzeit größte börsennotierte Ölkonzern ExxonMobil.

Offenlegung für Übernahme

Saudi Aramco gilt als verschwiegen und gewährte nun erstmals seit der Verstaatlichung des Konzerns in den 1970er Jahren einen Blick in die Bilanzen. Hintergrund ist, dass Saudi Aramco derzeit die Übernahme eines 70-Prozent-Anteils am saudi-arabischen Petrochemiekonzern Sabic anstrebt.

Hauptquartier von Saudi Aramco in Dhahran
Reuters/Ahmed Jadallah
Die Konzernzentrale von Saudi Aramco in Dhahran

Für diese Verschmelzung der beiden größten Unternehmen des Königreichs, die sich Saudi Aramco 69,1 Mrd. Dollar kosten lässt, will der Konzern Anleihen an Investoren verkaufen. Im Zuge dessen erhielten Moody’s und Fitch Einblick in die Bücher.

Deal als Vorbereitung für Börsengang

Es ist einer der größten Deals in der Chemiebranche seit der 130 Mrd. Dollar schweren Fusion der US-Firmen Dow und DuPont. Saudi Aramco übernimmt den Anteil des staatlichen Investmentfonds PIF von 70 Prozent an Sabic. Der Konzern hat nach eigenen Angaben derzeit nicht vor, die übrigen 30 Prozent zu kaufen.

Beide Seiten hatten bereits seit Monaten um den Anteil gepokert und damit auch für Verzögerungen beim geplanten Börsengang von Aramco gesorgt. Saudi Aramco erklärte, man erhoffe sich von der Transaktion neue Möglichkeiten auf dem schnell wachsenden Markt für Petrochemie, und sprach von einem „historischen Moment“.

Größter Börsengang aller Zeiten?

Nun heißt es, die Übernahme sei ein Teil der Vorbereitungen auf den Börsengang. Die Pläne dafür waren bereits 2016 präsentiert worden und sind Teil des Reformprogramm Vision 2030 von
Kronprinz Mohammed bin Salman. Er will damit das ölreiche Königreich wirtschaftlich breiter aufstellen und zu einem Zentrum für Technologie und Innovation werden und damit unabhängiger vom Öl zu machen.

Ein Börsengang von Aramco könnte der größte aller Zeiten werden – und er war schon für 2017 erwartet worden, die Pläne gerieten dann aber ins Stocken. Fünf Prozent des Unternehmens sollen an die Börse. Berichten zufolge soll der Deal ein Volumen von rund 100 Mrd. Dollar (rund 85 Mrd. Euro) haben.

Schwierige Entflechtung

Mehrere ausländische Börsen – unter anderem London, New York und Hongkong – hatten um die Rolle als zweiter Börsenplatz neben Riad gebuhlt. Doch unter den potenziellen Anlegern wuchsen Zweifel, ob der Ölriese wirklich zwei Billionen Dollar wert sei.

Zudem erwies es sich laut Medienberichten als schwierig, einen „Koloss“ wie Saudi Aramco schnell in ein den Aktionären verantwortliches Unternehmen umzuwandeln. So hieß es, der Ölkonzern und die Regierung seien finanziell noch derart verwoben, dass es schwer sei, die Verflechtungen zu entwirren. Kronprinz Salman nannte zuletzt einen Termin von entweder Ende 2020 oder Anfang 2021 für den Börsengang.