Faßmann empfiehlt Schulen Ende von Teenstar-Kooperation

ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann empfiehlt Schulen, ab sofort nicht mehr mit dem christlichen Sexualkundeverein Teenstar zusammenzuarbeiten. Außerdem sollen sich sexualpädagogische Vereine ab 2020/21 für den Einsatz an Schulen akkreditieren müssen, bestätigt gestern das Ministerium einen Bericht der Wiener Stadtzeitung „Falter“. Anlass sind neue Meldungen über problematische Inhalte.

Sexualunterricht: Teenstar wird aus Schulen verbannt

Teenstar betreibt seit Jahren in Schulen Aufklärungsunterricht. Besonders aufgeklärt wirkt er allerdings nicht: Sex vor der Ehe, Selbstbefriedigung und Homosexualität – von all dem wird Jugendlichen abgeraten. Nach einer ersten Prüfung durfte der Verein trotzdem weiterarbeiten, doch jetzt empfiehlt Faßmann allen Schulen, Teenstar nicht mehr zu engagieren.

Ende vergangenen Jahres waren Schulungsmaterialien des Vereins Teenstar öffentlich geworden, in denen u. a. Homosexualität als heilbares Identitätsproblem und Selbstbefriedigung als schädlich dargestellt wurden. Weiters wurden kein Sex vor der Ehe und natürliche Empfängnisverhütung propagiert.

„Mehr als bedenklich“

In zwei vom Bildungsministerium beauftragten Stellungnahmen zu den mit 2017 datierten Unterlagen wurde vom Einsatz des Programms an Schulen klar abgeraten. Der Verein hatte sich allerdings damit verteidigt, dass es sich dabei um veraltete Unterlagen handle. Die nachgelieferten, angeblich aktuell eingesetzten Unterlagen waren laut Ministerium rechtskonform.

Nun hat der „Falter“ allerdings neue Materialien des Vereins vorgelegt, die laut Ministerium „mehr als bedenklich“ seien. Laut „Falter“ wird darin gegen Verhütung mobilgemacht und propagiert, dass nur Mann und Frau zusammengehören. In einem Schreiben an die Bildungsdirektionen (früher: Landesschulräte) will Faßmann nun empfehlen, dass Teenstar keine Workshops mehr an Schulen abhalten soll. Allerdings sei das zuletzt ohnehin nur in Salzburg, Niederösterreich und Vorarlberg der Fall gewesen. Ein Verbot der Tätigkeit ist laut Ministerium nicht möglich.

„Sieg der Vernunft“

Oppositionsparteien und die Homosexuelleninitiative HOSI Salzburg zeigten sich über Faßmanns Empfehlung erfreut. Die SPÖ sieht einen „Sieg der Vernunft“, die HOSI einen „wichtigen Schritt zum Schutz von Kindern und Jugendlichen“. SPÖ und Jetzt kritisieren jedoch per Aussendung die für sie zu lange Reaktionszeit des Ministeriums.

Erleichtert reagierte NEOS-Bildungssprecher Douglas Hoyos. „Ein Verbot dieses mehr als fragwürdigen, fundamental-christlichen Vereins ist längst überfällig und die einzig logische Reaktion auf dessen vollkommen inakzeptable Standpunkte“, teilte Hoyos per Aussendung zudem mit.

Verein verwundert

Teenstar reagierte gestern Abend mit Verwunderung und Bedauern auf Faßmanns Empfehlung. Bisher habe kein direktes Gespräch mit dem Minister stattgefunden, hieß es in einer Presseaussendung. Im Umgang mit Schulen und Eltern hätten die Kursleiter des Vereins laufend Zuspruch und positives Feedback erhalten, wurde betont. Die eigenen Erfahrungswerte „stehen somit der kolportierten Kritik diametral gegenüber“. Positiv wertete Teenstar das kommende Akkreditierungsverfahren für alle an öffentlichen Schulen tätigen sexualpädagogischen Vereine. Man habe eine Prüfung durch das Bildungsministerium stets begrüßt und dieser mit Zuversicht entgegengesehen.