Vegetarischer Burger
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EU-Idee

„Burger“ darf nicht fleischlos sein

Tofuwürstel, Veggie-Burger und Seitansteak: Auch wo kein Fleisch drin ist, borgen sich die Hersteller häufig die Namen der traditionellen Lebensmittel aus. Nun gibt es im EU-Parlament neue Pläne, solche Bezeichnungen zu verbieten. Ganz überraschend kommt der Vorschlag nicht. Für Milchprodukte gibt es so ein Verbot seit 2017 – und seitdem wird es auch für Fleisch und Wurst gefordert.

Ein entsprechender Plan im Agrarausschuss des Europaparlaments wurde mit großer Mehrheit angenommen, berichtet der zuständige französische Abgeordnete Eric Andrieu. Es gehe um den gesunden Hausverstand: „Wir sollten das Wort ‚Steak‘ auch nur für ein richtiges Steak verwenden“, sagte er.

Schon zuvor war argumentiert worden, dass die Verwendung der Bezeichnung tierischer Produkte für pflanzenbasierte Nahrung „irreführend“ sei. Allzu schnell können die Pläne aber nicht umgesetzt werden, sie müssen das gesamte EU-Verfahren durchlaufen, also auch im Parlament Zustimmung finden.

In Frankreich schon in Kraft

Entsprechende Rufe nach einem Namensverbot gibt es schon länger. In Frankreich ist ein solches seit dem Vorjahr bereits in Kraft. In Deutschland gab es schon 2016 eine breite Debatte: Der damalige Ernährungsminister Christian Schmidt (CSU) meinte, niemand dürfe „bei diesen Pseudofleischgerichten so tun, als ob es Fleisch wäre“. Begriffe wie „vegetarisches Schnitzel“ und „vegane Currywurst“ seien „komplett irreführend und verunsichern die Verbraucher“.

Ein solches Verbot gibt es schon – für Milchprodukte. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschied 2017, dass vegane Produkte nicht unter Namen wie „Sojamilch“ und „Pflanzenkäse“ verkauft werden dürfen. Eine Verwechslungsgefahr für Verbraucher könne nicht ausgeschlossen werden, hieß es in der Begründung. In Anschluss an diese Entscheidung forderten Vertreterinnen und Vertreter der Landwirtschaft und der Fleischindustrie auch ähnliche Regeln für ihre Produkte.

Kreative Ideen gesucht

Dass man sich nun dem Druck der Fleischlobby beuge, dementierte Andrieu. Er sieht eine Neuregelung auch als Chance für die Hersteller vegetarischer Produkte, ihre eigenen Bezeichnungen zu entwickeln. Natürlich brauche es dafür jede Menge Kreativität. Aber es gehe darum, dass die Menschen „wissen, was sie essen“.

Molly Scott Cato, britische Grüne-Parlamentarierin im Ausschuss sagte dem „Guardian“, sie habe zunächst auch gedacht, der Vorschlag käme von der Fleischlobby, die in Panik verfalle, weil junge Menschen immer weniger Fleisch und Wurst konsumieren. Mittlerweile sieht offenbar auch sie Potenzial in dem Vorschlag: Die Lebensmittelhersteller könnten damit endlich aufhören, den Vorbildern aus „Fleischwelt“ nachzueifern und könnten eigene Begrifflichkeiten etablieren.

„Veggie-Disk“ statt „Veggie-Burger“?

Allerdings: Die bisher kursierenden Ideen für Bezeichnungen scheinen etwas unausgegoren: „Veggie-Disk“ als Ersatz für „Veggie-Burger“ klingt noch nicht rasend gut. Und: Kritik an solchen und ähnlichen Plänen kam schon von Umweltorganisationen wie Greenpeace und veganen Gruppierungen. Sie sehen darin einen Schlag gegen nachhaltige Lebensmittel.

Und auch andere Kritik wird wohl nicht lange auf sich warten lassen – nämlich die, dass die EU Dinge regle, die man gar nicht regeln müsse. Und gerade im Bereich Lebensmittel hat die EU das Image des Überregulierens. Immer wieder wird das das Beispiel der Gurkenverordnung gebracht, die die Krümmungen von Gurken regelte – und das obwohl die Verordnung schon seit fast zehn Jahren nicht mehr in Kraft ist.