„Politische Freunde“: Obama bei Merkel im Kanzleramt

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich gestern mit dem früheren US-Präsidenten Barack Obama zu einem eineinhalbstündigen Meinungsaustausch getroffen. Zentrales Thema dürften die angespannten transatlantischen Beziehungen gewesen sein. Diese hatten sich nach dem Amtsantritt von Obamas republikanischem Nachfolger Donald Trump als US-Präsident deutlich verschlechtert. Ein großer Streitpunkt zwischen Merkel und Trump ist die protektionistische Wirtschaftspolitik des Amerikaners.

Ehemaliger US-Präsident Barack Obama und deutsche Bundkanzlerin Angela Merkel
AP/Michael Sohn

Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, es handelte sich um einen vertraulichen Termin. Die Kanzlerin empfange den früheren US-Präsidenten zu einem Gespräch – wie es immer wieder vorkomme, dass sie mit früheren Präsidenten und Regierungschefs, „mit denen sie eine Strecke lang eng und gut zusammengearbeitet hat, auch durchaus nach deren Zeit noch einmal zusammentrifft“.

Zwischen Merkel und Obama habe sich in dessen achtjähriger Amtszeit eine Art politischer Freundschaft entwickelt, obwohl beide unterschiedlichen Parteienfamilien angehören. Das Gespräch sei nicht presseöffentlich, teilte eine Regierungssprecherin mit.

Obama: „Bin großer Fan von Fakten“

Am Vorabend wurde Obama auf der Veranstaltung „World Leadership Summit“ in Köln von mehr als 14.000 Menschen gefeiert. Der demokratische Politiker äußerte sich unter anderem „zuversichtlich und vorsichtig optimistisch“, dass die USA im Klimaschutz bald wieder führend sein werden. Obama nannte Trump mit keiner Silbe, dennoch wurde an verschiedenen Stellen deutlich, wer jeweils gemeint war.

Obama hob auch hervor, dass Entscheidungen und Diskussionen auf der Grundlage von Fakten stattfinden müssten. „Ich bin ein großer Anhänger aufklärerischer Werte wie Fakten, Vernunft, Logik“, sagte der 57-Jährige. „Eine Demokratie definiert sich darüber, dass sie unterschiedliche Meinungen zulässt, aber sie kann nicht funktionieren, wenn grundlegende Fakten infrage gestellt werden.“

Obama nimmt morgen in Berlin an einem „Town Hall“-Treffen teil. Dabei will er sich den Fragen von rund 300 jungen Menschen aus ganz Europa stellen, die sich in Bereichen wie der Zivilgesellschaft, der Integration und der Ernährungssicherung engagieren. Zudem will er sich mit etwa 20 Vertretern und Vertreterinnen der Umweltaktivisten von „Fridays for Future“ in Berlin treffen.