Bauern bei der Getreideernte
Reuters/Ilya Naymushin
FAO schlägt Alarm

Getreideernte deckt Verbrauch nicht

Im laufendem Agrarjahr wird nach Angaben der UNO-Welternährungsorganisation (FAO) weltweit mehr Getreide verbraucht als geerntet. Es handelt sich um das bereits zweite Getreidedefizit in diesem Jahrzehnt. Zudem rechnet der Internationale Getreiderat (IGC) auch im nächsten Jahr erneut mit schrumpfenden Vorräten.

Der FAO-Prognose nach dürfte der Verbrauch im Agrarjahr 2018/19 die auf 2,66 Milliarden Tonnen geschätzte Ernte um rund 30 Millionen Tonnen überschreiten. Als Ursache des aktuellen Rückgangs gilt die letztjährige Dürre in weiten Teilen Europas, die einen Rückgang der Weizenernte in der EU und Russland zur Folge hatte. Beim IGC rechnet man für 2018/19 mit einem Rückgang von 44 Millionen und 2019/20 dann mit einem neuerlichem Minus von 28 Millionen Tonnen.

Ein Agrarjahr bezeichnet den Zeitraum von einer Ernte bis zur nächsten. Auf der Nordhalbkugel beginnt dieses immer im Sommer, wobei die Starttermine in den USA, Europa und Asien unterschiedlich sind. Das letzte globale Getreidedefizit gab es im Agrarjahr 2012/13, als die US-Farmer unter den Folgen einer mehrjährigen Dürre litten.

Bauern bei der Getreideernte
Reuters/Ilya Naymushin
Bereits zum zweiten Mal wird in diesem Jahrzehnt weltweit mehr Getreide verbraucht als angebaut

„Klimatische Kapriolen“

Angesichts der rund um den Globus gut gefüllten Lagerhäuser und Speicher bedeute das Minus bei der Getreideernte zwar nicht, dass Hungersnöte drohen. Geht es nach dem Münchner Baywa-Konzern und damit Europas größtem Händler von Agrarrohstoffen, sei es nun aber bereits „das dritte und vierte Jahr in Folge, dass klimatische Kapriolen uns das Geschäft schwermachen“.

„2018 war nicht der Ausreißer“, sagte dazu laut dpa Baywa-Vorstandschef Klaus-Josef Lutz mit Blick auf die zuletzt dürrebedingt um sechs Prozent niedriger als im Vorjahr ausgefallene europäische Getreideernte. Lutz verweist aber auch auf die in den Vorjahren weltweit kräftig gestiegene Getreideproduktion und in diesem Zusammenhang auch auf den wachsenden globalen Appetit auf Fleisch verweist. „Die Wahrheit ist einfach: Die Menschen wollen mehr Fleisch essen, damit brauchen wir Getreide“, so Lutz. „Wir sehen, dass wir einerseits eine rückläufige Produktion und andererseits einen höheren Verbrauch haben.“

Starker Anstieg bei Maisanbauflächen

„Wir haben in den vergangenen zehn Jahren einen ziemlich kräftigen Anstieg der weltweiten Maisproduktion“, sagte dazu FAO-Ökonom Abdolreza Abbassian in Rom. Während Weizen überwiegend für den menschlichen Verzehr bestimmt ist, wird ein großer Teil der Maisernte für die Produktion von Futter für Rinder, Schweine und andere Nutztiere verwendet. Abbassian verweist in diesem Zusammenhang allerdings nicht nur auf den zunehmenden Fleischkonsum etwa in China. In den USA sei der Maisanbau auch für die Produktion von Biokraftstoffen ausgeweitet worden.

In einem erst Anfang April gemeinsam mit dem UNO-Welternährungsprogramm (WFP) und der EU vorgelegten Bericht verwies die FAO auch auf die zentrale Rolle von Klima- und Naturkatastrophen in Zusammenhang mit Lebensmittelknappheit. 83 Prozent der durch Dürren verursachten Schäden und Verluste beträfen die Landwirtschaft, teilte die FAO dazu am Sonntag via Twitter mitteilte.