Flughafen Gatwick
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Flughafen Gatwick

Insider hinter Drohnenchaos vermutet

Rund fünf Monate nach dem durch Drohnen verursachten Chaos auf dem Londoner Flughafen Gatwick gibt es offenbar neue Erkenntnisse zu den Hintergründen. Wie Flughafenchef Chris Woodroofe in seinem ersten Interview nach den Vorfällen nun gegenüber der BBC sagte, richte sich der Fokus der laufenden Ermittlungen verstärkt auf mit den Flughafenabläufen vertraute Personen.

Woodroofe zufolge seien die Drohnen nicht nur vom Flughafengelände aus gesteuert worden – es sei auch nur mit Insiderkenntnissen möglich, nicht entdeckt zu werden. Es deute vieles darauf hin, dass es bei den Drohnenmanövern Sichtkontakt zu den Start- und Landebahnen gab. Der Drohnenpilot habe möglicherweise auch die Funksprüche auf dem Flughafen abgehört und war somit auch über das laufende Krisenmanagement genau informiert.

Die von Woodroofe in den Raum gestellte Insiderthese wurde laut britischen Medienberichten auch von Ermittlungsbehörden bestätigt. Es handle sich um eine „glaubwürdige Ermittlungslinie“, sagte die Polizei von Sussex laut „Guardian“.

Tagelanges Chaos

Dutzende Drohnenbeobachtungen hatten den zweitgrößten Flughafen von London zwischen 19. und 21. Dezember und damit unmittelbar vor Weihnachten ins Chaos gestürzt. Der Flugbetrieb war fast 36 Stunden unterbrochen. Rund tausend Flüge wurden umgeleitet oder fielen aus. Über 140.000 Passagiere saßen fest.

Wartende Menschen am Flughafen Gatwick
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Rund 140.000 Passagiere saßen kurz vor Weihnachten fest

Woordroofe verteidigte gegenüber der BBC auch die damals getroffenen Maßnahmen. Seine oberste Priorität habe darin bestanden, die Sicherheit der Passagiere zu gewährleisten, und genau das habe er getan. Es gebe „absolut nichts, was ich anders machen würde“. Entgegen anderslautenden Behauptungen bestehe auch an der großen Zahl an Drohnensichtungen kein Zweifel. In Summe waren es „130 verschiedene glaubwürdige Drohnensichtungen“, berichtete die BBC mit Verweis auf Polizeiangaben.

Ungeachtet einer ausgeschriebenen Belohnung von 50.000 Pfund fehlt vom Täter bzw. von den Tätern bisher jede Spur. Man rechne noch mit „einigen Monaten“, heißt es britischen Medien zufolge bei der Polizei.

Die britische Regierung zog unter anderem mit einer Verschärfung der Sicherheitsvorschriften Konsequenzen aus dem tagelangen Drohnenchaos von Gatwick. Unter anderem ist seitdem etwa die Nutzung von Drohnen in einem Umkreis von fünf Kilometern um Flughäfen verboten. Zuvor lag der Sperrradius bei einem Kilometer.

Drohnen-Verbotsschild am Flughafen Gatwick
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Nach dem Gatwick-Chaos wurden die Vorgaben für Drohnen verschärft

Drohnenabwehrtechnik auf Flughäfen

Überdies wurden die Befugnisse der Polizei ausgeweitet. Sicherheitskräfte können Drohnennutzer mit Geldstrafen von bis zu 100 Pfund (112 Euro) belegen, etwa wenn die Nutzer ihr Fluggerät auf Anordnung nicht landen oder die Betriebslizenz nicht vorzeigen. Flughäfen setzen zudem auf den Einsatz von Anti-Drohnen-Technologie. Medienberichten zufolge ist etwa auf den Londoner Flughäfen Heathrow und Gatwick bereits militärische Drohnenabwehrtechnologie im Wert von mehreren Millionen Pfund im Betrieb.