Sudan: Militär schließt Baschirs Auslieferung doch nicht aus

Die sudanesische Militärführung schließt eine Auslieferung des abgesetzten Präsidenten Omar al-Baschir an den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) nicht mehr völlig aus. Ein Mitglied des regierenden Militärrats sagte bei einem Besuch in Äthiopien, die Entscheidung darüber solle zu einem späteren Zeitpunkt von einer zivilen Regierung getroffen werden.

General Dschalal al-Din al-Scheich sagte gestern Abend weiter, die Entscheidung müsse von einer „vom Volk gewählten Regierung“ getroffen werden. Das Militär hat versprochen, maximal zwei Jahre an der Macht zu bleiben.

Nach dem Putsch von Donnerstag hatte Militärführer Awad ibn Awf – ein alter Weggefährte Baschirs – eine Auslieferung ausgeschlossen. Sein seit Freitag amtierender Nachfolger Abdel Fattah al-Burhan scheint in der Frage jedoch eher zu einem Kompromiss bereit.

Per Haftbefehl gesucht

Baschir wird vom Gericht in Den Haag per Haftbefehl gesucht. Ihm werden in Zusammenhang mit dem Darfur-Konflikt Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Völkermord und Kriegsverbrechen vorgeworfen. Bei dem Konflikt gingen Regierungstruppen und Milizen von 2003 an brutal gegen Volksgruppen in der westlichen Provinz vor. Schätzungen gehen davon aus, dass dabei rund 300.000 Menschen ums Leben kamen.

Die Massenproteste, die zum Sturz Baschirs beigetragen haben, gehen nach wie vor weiter. Tausende demonstrierten vor der Zentrale der Streitkräfte in Khartum mit einer Sitzblockade für einen demokratischen Neuanfang für das Land im Nordosten Afrikas.

14 Tote bei Zusammenstößen in Flüchtlingslager

Bei Zusammenstößen in einem Lager für Binnenflüchtlinge in der Darfur-Region im Sudan wurden unterdessen Behörden zufolge 14 Menschen getötet. Zu der Gewalt sei es in dem Lager Kalma in der Provinz Süd-Darfur gekommen, sagte der amtierende Gouverneur der Provinz, Hashim Khalid, der staatlichen Nachrichtenagentur SUNA.

Details zum Hintergrund oder den Beteiligten nannte er nicht. Es war unklar, ob die Gewalt mit den Massenprotesten im Land und dem Militärputsch in Verbindung stand. In dem Lager für Binnenflüchtlinge leben viele Menschen, die durch den Darfur-Konflikt vertrieben wurden.