Die „sehr erfahrenen“ Bergsteiger seien in der Provinz Alberta am Howse-Pass unterwegs gewesen, teilte die Nationalparkverwaltung mit. Rettungskräfte hätten in dem Gebiet Zeichen für zahlreiche Lawinenabgänge sowie Kletterausrüstung gefunden. Es müsse davon ausgegangen werden, dass die drei Bergsteiger tot seien. Das Außenministerium in Wien sprach am Freitag gegenüber ORF.at noch von zwei vermissten Österreichern.
Der Ausrüster der drei Alpinisten geht von einem Unglück aus. „Wir haben erfahren, dass drei Mitglieder unseres Global Athletes Teams, David Lama, Jess Roskelley und Hansjörg Auer, am 16. April in der kanadischen Provinz Alberta vermutlich von einer Lawine verschüttet worden sind“, so The North Face in einem Statement. Man warte auf weitere Informationen.
Lawinengefahr verzögert Rettungseinsatz
Der Rettungseinsatz musste zwischenzeitlich wegen schlechten Wetters unterbrochen werden. Die Lawinengefahr am Unglücksort ist wegen schwerer Niederschläge und starken Windes weiterhin hoch.
John Roskelley, Vater des vermissten Jess, bestätigte der Regionalzeitung seines Heimatortes Spokane im US-Bundesstaat Washington, dass die drei Bergsteiger zuletzt im kanadischen Bundesstaat Alberta an der Grenze zu British Columbia unterwegs waren, um dort eine schwierige Route auf den Howse Peak im Banff-Nationalpark zu klettern. 2003 hatte John Roskelley mit seinem damals 20 Jahre alten Sohn Jess den Mount Everest bestiegen. Jess Roskelley war zu dem Zeitpunkt der jüngste US-Bergsteiger, dem das gelungen war.
Laut seinem Vater hätte sich Jess Roskelley am Dienstag melden sollen, was er offenbar nicht tat. John Roskelley habe daraufhin die Behörden von Parks Canada alarmiert, die eine Suchaktion per Helikopter in Gang gesetzt hätten, berichtete „The Spokesman Review“ (Onlineausgabe).
Laut John Roskelley wollten Lama, Auer und Jess Roskelley die Route M16 klettern, die erstmals im Jahr 2000 durchstiegen wurde. „Es ist eine dieser Routen, bei denen man die richtigen Bedingungen haben muss, oder es wird zu einem Albtraum. Das ist eine jener Touren, wo es zu einem Albtraum geworden ist“, wurde Roskelley, der sich kaum noch Hoffnungen auf eine gesunde Wiederkehr seines Sohnes machte, im „Spokesman Review“ zitiert.
Betroffenheit in Tirol
Lamas Manager Florian Klingler konnte vorerst weder bestätigen noch dementieren, dass der Extrembergsteiger unter eine Lawine gekommen ist. Er habe jedoch von Bekannten Lamas derartige Befürchtungen gehört, sagte Klingler der APA. Betroffen zeigte sich in einer ersten Reaktion Jakob Wolf, der Bürgermeister von Auers Heimatgemeinde Umhausen: „Wir bangen mit den Angehörigen, die derzeit ganz schlimme Stunden durchmachen.“
Österreichische Bergsteiger in Kanada verschüttet
Die Tiroler Bergsteiger und Kletterer David Lama und Hansjörg Auer sind bei einem Lawinenabgang in Kanada offenbar verschüttet worden und vermutlich ums Leben gekommen.
Das Ausnahmetalent Lama, heute 28 Jahre alt, bestritt seinen ersten Wettkampf im Alter von sieben in Telfs. Seither errang er zahlreiche Siege. Im Jahr 2006 war Lama der erste Kletterer, dem es gelang, in seiner ersten Saison im Weltcup sowohl einen Boulder-Weltcup als auch einen Vorstieg-Weltcup zu gewinnen. Von Lamas freien Begehung der Kompressorroute am Cerro Torre in Patagonien handelt der Film „Cerro Torre“ aus dem Jahr 2013. Auch Auer gilt in der Kletterszene als einer der besten der Welt.
Kurz: „Gedanken bei Familien und Freunden“
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) äußerte sich per Twitter zu den vermissten Bergsteigern.
Messner: „Schlimmes Unglück“
Tief betroffen über den wahrscheinlichen Tod der Alpinisten zeigte sich Extrembergsteigerlegende Reinhold Messner. „Es ist ein sehr schlimmes Unglück, schrecklich“, sagte Messner. Alle drei hätten zu den besten Bergsteigern der Welt gehört, erklärte der Südtiroler. Sowohl Lama als auch Auer habe er persönlich gut gekannt, so Messner, der den Angehörigen sein tiefes Mitgefühl aussprach.
Lama habe seine „Kletterkunst in große Dimensionen getragen“ und zudem über eine „starke Ausstrahlung“ verfügt. Auer wiederum, mit dem er in noch engerem Kontakt stand, sei „in jeder Disziplin absolute Weltspitze“ gewesen. Er vermute, dass bei dem Unglück in den Rocky Mountains ein Stück der Eiswand heruntergebrochen ist und letztlich zu dem tödlichen Unfall geführt hat.
Der Unfall zeige einmal mehr, dass das traditionelle Bergsteigen, bei dem man sich in die „absolute Wildnis“ begebe und dabei alles selber mache, „wahnsinnig gefährlich“ sei. „Es handelt sich dann nicht mehr um eine Frage des Könnens, sondern von Glück und Unglück“, meinte Messner.
Habeler: „David war eine Ikone“
Erschüttert vom noch nicht endgültig bestätigten Tod der Tiroler Alpinisten zeigte sich auch Bergsteigerlegende Peter Habeler. „Schlimm, schlimm, schlimm. Das waren die Besten der Besten. Überflieger im positiven Sinn“, so Habeler. Vor allem Lama stand Habeler sehr nahe: „David war eine Ikone.“