Skyline von New York
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Klimaschutz

Radikalkur für New Yorks Wolkenkratzer

Die Stadt New York will mit einem sehr ambitionierten Plan den ökologischen Fußabdruck der unzähligen Wolkenkratzer und größeren Gebäude kräftig reduzieren. So sollen auch bereits bestehende Häuser wie das Empire State Building und der Trump Tower ihre Klimaanlage verbessern oder Fenster tauschen, sonst drohen empfindliche Strafen.

Die am Donnerstag vom Stadtrat verabschiedeten Regeln sehen vor, dass Gebäude ab einer Größe von 25.000 Quadratfuß (umgerechnet 2.323 Quadratmeter) ihre klimaschädlichen Emissionen bis 2030 um 40 Prozent im Vergleich zu 2005 reduzieren sollen. Laut „Guardian“ sollen 50.000 Gebäude davon betroffen sein, vom mehrstöckigen Wohnhaus bis hin zu den riesigen Wolkenkratzern, darunter auch der Trump Tower von US-Präsident Donald Trump in der berühmten Fifth Avenue.

Das Gesetz schreibt eine Höchstzahl der erlaubten Emissionen pro Quadratfuß vor, wobei zwischen Wohnhäusern, kommerziellen Gebäuden und Industriegebäuden unterschieden wird. Um diese Grenzen einhalten zu können, müssen in vielen Gebäuden etwa Heizungen und Klimaanlagen gegen deutlich effizientere Modelle ausgetauscht werden. Auch eine bessere Isolation, neue Fenster oder Strom aus Solar oder Wasserkraft können bei der Zielerreichung helfen.

Brooklyn Bridge und die Manhattan Skyline
APA/AFP/Angela Weiss
Die Gebäude in New York sollen für 67 Prozent der klimaschädlichen Emissionen verantwortlich sein

Die neuen Regeln sollen für Neubauten und bereits bestehende Gebäude gelten, aber gerade bei bereits bestehenden Gebäuden sind die Vorschriften naturgemäß deutlich schwieriger umzusetzen, da sie auch hohe Investitionen erfordern. Entsprechend viel Proteste gibt es von Immobilienbesitzern. Es werde schwieriger werden, neue Industrie, die für Wirtschaftswachstum sorgt, in die Stadt zu bringen, heißt es etwa von der Vereinigung der New Yorker Immobilienbranche.

Im Rahmen des Climate Mobilization Act sollen in ganz New York durch verschiedene Maßnahmen klimaschädliche Emissionen bis 2050 um 80 Prozent reduziert werden. Neue Häuser sollen etwa Dächer mit Solarpanelen oder Bepflanzung erhalten, möglich ist auch Emissionshandel. Bei Verstößen gegen die Emissionsgrenzen für Gebäude sind Strafen von 268 Dollar pro Jahr und Tonne klimaschädlicher Emissionen fällig.

Ausnahmen für Kirchen und Sozialwohnungen

Kirchen, Moscheen, Synagogen, Spitäler und städtische Gebäude sind etwa von den Vorschriften ausgenommen, ebenso wie die Sozialwohnungen der Stadt New York, die selbst unter chronischer Geldnot leidet und Mieterhöhungen durch zusätzliche Investitionen fürchtet. Auch Wohnungen mit einer Mietzinsbegrenzung sind nicht direkt betroffen. Die Stadt New York muss aber versuchen, die von ihr verwalteten Häuser ebenfalls energieeffizienter zu machen und klimaschädliche Emissionen zu reduzieren.

Trump Tower in New York
AP/Mark Lennihan
Auch der Trump-Tower mitten in Manhattan ist von den neuen Vorschriften betroffen

Die Ausnahmen für fast 50 Prozent der Gebäude New Yorks würden bedeuten, dass der restliche Markt die komplette Last aufgebürdet bekomme, schreibt John Banks, Präsident des Real Estate Boards von New York in einem Kommentar. Es wird mit Investitionen von mindestens vier Milliarden US-Dollar, umgerechnet 3,56 Mrd. Euro, gerechnet. Die Immobilienbranche warnt auch, dass gerade prestigeträchtige, aber energiehungrige Technologieunternehmen New York in Zukunft meiden könnten.

Die neuen Vorschriften, die vom Bürgermeister der nach Einwohnern größten Stadt der USA, Joe de Blasio, noch unterschrieben werden müssen, sind der wohl auch weltweit ambitionierteste Versuch, etwas gegen die Klimakrise zu unternehmen. In Städten sind Gebäude wegen des hohen Energieverbrauchs für Licht, Heizung und Kühlung aber auch der oftmaligen Ineffizienz für einen Großteil der klimaschädlichen Emissionen verantwortlich.

Manhattan droht unterzugehen

In New York sollen die Gebäude laut „New York Times“ für 67 Prozent der klimaschädlichen Gase sorgen. Alleine das Empire State Building soll laut Stadtangaben jährlich 6,27 Kilogramm CO2 pro Quadratfuß produzieren. Laut den neuen Regeln dürfen es bis 2030 nur noch 4,53 Kilogramm sein.

Die Stadt mit derzeit 8,6 Mio. Einwohnern wäre von einem steigenden Meeresspiegel im Zuge der Klimakrise direkt betroffen. Schätzungen zufolge würden Teile Manhattans bis 2100 täglich überschwemmt. De Blasio schlug zuletzt vor, durch einen milliardenschweren Ausbau und Absicherung Richtung East River große Teile der Insel Manhattan mit dem Stadtzentrum sowie der Wall Street zu schützen.