Der ehemalige Präsident des Sudan, Omar al-Baschir
Reuters/Mohamed Nureldin Abdallah
In Maismehlsäcken

„Große Geldsummen“ bei Baschir gefunden

Die sudanesische Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den abgesetzten Präsidenten Omar al-Baschir wegen des Verdachts auf Geldwäsche und des Besitzes „großer Geldbeträge“ ohne rechtliche Grundlage. Das berichtete Reuters am Samstag. Medienberichten zufolge hortete der Ex-Präsident Geldscheine in Millionenhöhe bei sich zu Hause.

Baschir, der nach Angaben seiner Familie inzwischen in einem Gefängnis in der sudanesischen Hauptstadt Khartum sitzt, war am 11. April nach monatelangen Protesten durch einen Militärputsch entmachtet worden. Die militärische Übergangsregierung forderte die Notenbank des Landes nach Angaben der Nachrichtenagentur SUNA am Mittwoch auf, die Finanztransaktionen zu überprüfen und verdächtige Gelder zu beschlagnahmen.

Bei Baschir zu Hause wurde man offenbar fündig. Die Geldscheine, darunter Euro, US-Dollar und sudanesische Pfund, wurden laut dem in den Niederlanden ansässigen Radio Dabanga in für 50 Kilogramm vorgesehenen Maismehlsäcken gefunden. Insgesamt wurden sechs Millionen Euro, 351.000 US-Dollar (312.097 Euro) und fünf Milliarden sudanesisches Pfund (93.217.835 Euro) entdeckt, berichteten Medien. Die Behörden würden Baschir demnächst über das Bargeld befragen.

Militärrat unter Druck

Dem autokratischen Ex-Präsidenten werden Korruption und vom Internationalen Gerichtshof Menschenrechtsverletzungen bei einem Aufstand in der Region Darfur vorgeworfen. Informationen von Radio Dabanga zufolge, das aus dem Exil über den Sudan berichtet, wurde das gefunden Bargeld der Notenbank mit Sitz in der Hauptstadt übergeben. Dort sei es sicher versperrt worden. Nur ein Teil des Bargelds wurde den Journalistinnen und Journalisten gezeigt, hieß es. Ein Foto, das Militärangehörige mit den Säcken zeigt, wurde auf der Twitter-Seite des Radios veröffentlicht.

Unterdessen halten auch eine Woche nach dem Sturz des langjährigen Machthabers die Demonstrantinnen und Demonstranten den Druck auch auf den Militärrat aufrecht, die Macht abzugeben. Die Anführer der Massenproteste erklärten am Freitag, sie würden eine eigene Zivilregierung bilden. Die Demonstrationen in Khartum wurden fortgesetzt. Der Berufsverband SPA, der sich an die Spitze der Protestbewegung gestellt hat, erklärte, er werde am Sonntag einen neuen Zivilrat vorstellen. „Wir fordern, dass dieser Zivilrat, dem auch Militärvertreter angehören werden, den Militärrat ersetzt“, sagte Ahmed al-Rabia vom SPA.

Tausende Menschen versammelten sich vor dem Armeehauptsitz in Khartum. „Die Macht den Zivilisten“, riefen die Demonstranten und Demonstrantinnen laut Augenzeugen. Das Protestcamp vor dem Hauptgebäude des Militärs ist seit zwei Wochen das Zentrum der Demonstrationen.

Eine „unvollendete Revolution“

„Es wird immer deutlicher, dass die Revolution unvollendet bleibt“, sagte Alan Boswell vom Forschungsinstitut International Crisis Group (ICG). Der Militärrat ignoriere die Forderungen von der Straße. Nach dem Sturz Baschirs setzten die neuen Machthaber für eine Übergangszeit von zwei Jahren einen Militärrat ein. An dessen Spitze steht inzwischen General Abdel Fattah al-Burhan, der die Freilassung politischer Gefangener angekündigt und die nächtliche Ausgangssperre aufgehoben hatte.

Demonstration im Sudan
APA/AFP/Ebrahim Hamid
Die Demonstrationen gehen auch nach der Absetzung Baschirs weiter

Die Demonstranten fordern jedoch die rasche Einsetzung einer Zivilregierung und eine Strafverfolgung Baschirs. Die USA bezeichneten die angekündigte Freilassung politischer Gefangener durch den Militärrat als „ermutigend“. Das US-Außenministerium drängte am Donnerstag aber erneut auf eine rasche Übergabe der Macht an eine zivile Regierung. Die USA führen den Sudan auf einer Liste von Staaten, denen eine Unterstützung des Terrorismus vorgeworfen wird.