Polizisten vor und in dem von einer Explosion zerstörten Shangri-la-Hotel
AP/Eranga Jayawardena
Kirchen und Hotels erschüttert

Über 150 Tote bei Explosionen in Sri Lanka

Bei mehreren Explosionen in Kirchen und Hotels in Sri Lanka sind am Sonntag mindestens 150 Menschen ums Leben gekommen. Die Nachrichtenagentur AFP berichtete von 158 Opfern und 300 Verletzten, die dpa von 185 Toten und über 450 Verletzten. Unter den Opfern sind auch mehrere Ausländer. Staatspräsident Maithripala Sirisena sprach von „Angriffen“.

Die Streitkräfte und die Polizei würden der „Verschwörung“ auf den Grund gehen, so der Präsident. Unter den Todesopfern waren nach Krankenhausangaben US-Bürger, Briten und Niederländer. Von den Verletzten schwebten einige in Lebensgefahr, berichtete AFP.

Am Nachmittag kündigte die Regierung Sri Lankas eine Ausgangssperre für die Bevölkerung an. Zuerst war diese erst für den Abend geplant, sie galt jedoch bereits am Nachmittag, schrieb der „Guardian“. Weiters wurde der Zugang zu Sozialen Netzwerken und Messenger-Diensten gesperrt.

„Täter identifiziert“

Der stellvertretende Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene sagte, die Ausgangssperre bleibe aufrecht, bis sich „die Dinge beruhigen“. Ermittler hätten die Täter bereits identifiziert, so Wijewardene. Es handle sich bei den Angriffen um einen „terroristischen“ Vorfall, und dieser sei von religiösen Extremisten verübt worden, zitierte der „Guardian“ den Minister.

Betroffen waren zuerst drei Kirchen in verschiedenen Teilen des Landes, in denen Ostergottesdienste stattfanden, außerdem drei Luxushotels in der Hauptstadt Colombo. Der Polizei zufolge ereigneten sich die Explosionen alle innerhalb einer halben Stunde.

Polizisten begutachten Trümmer
APA/AFP/Ishara S. Kodikara
Die Explosionen erschütterten mehrere Kirchen, in denen gerade Ostergottesdienste stattfanden

Weitere Detonationen nahe Colombo

Wenige Stunden nach den Explosionen am Vormittag kam es zu einer weiteren Detonation nahe der Hauptstadt Colombo. In einem Hotel gleich neben dem Zoo in Dehiwala, einem Vorort Colombos, kam es zu einer Explosion, berichteten sowohl die BBC als auch die Nachrichtenagenturen Reuters und AFP. Laut AFP kamen dabei zwei weitere Menschen ums Leben. Kurz darauf wurde von einer achten Explosion im Vorort Dematagoda berichtet, bei der drei Menschen starben. Nach Angaben der Regierung seien für die zwei Explosionen vor der Polizei flüchtende Täter verantwortlich gewesen.

Bomben in drei Fünfsternehotels

Mindestens 64 Menschen wurden laut einem Polizeivertreter bei den Explosionen in Colombo getötet. Mindestens 67 weitere starben in einer Kirche des nahe Colombo gelegenen Orts Negombo. 25 weitere wurden in einer Kirche in Batticaloa im Osten des Landes getötet.

Die Bomben in der St.-Anthony-Kirche in Colombo, der Kirche St. Sebastian in Negombo und einer Kirche in Batticaloa explodierten zwischen 8.30 Uhr und 9.00 Uhr (Ortszeit), berichtete die Tageszeitung „Colombo Telegraph“ auf ihrer Website laut Kathpress. Etwa zur gleichen Zeit seien Bomben in den drei Fünfsternehotels Shangri-La, Cinnamon Grand und Kingsbury in Colombo explodiert.

Polizisten
APA/AP/Eranga Jayawardena
Polizei und Rettung waren in der Hauptstadt Colombo im Einsatz

Krisensitzung einberufen

Sri Lankas Premierminister Ranil Wickremesinghe berief eine Krisensitzung des Kabinetts ein. In einer Nachricht auf dem Kurznachrichtendienst Twitter verurteilt er die „feigen Angriffe“ auf die Bevölkerung. Er rief darin „alle Sri Lanker“ auf, „vereint und stark“ zu bleiben. Die Regierung unternehme sofortige Schritte, um die Situation „in den Griff“ zu bekommen.

Der Minister für Wirtschaftsreform, Harsha de Silva, schrieb unterdessen auf Twitter von zahlreichen Opfern, unter ihnen Ausländer. Er habe in einer Kirche in Colombo „schreckliche Szenen“ erlebt. Er rief dazu auf, Ruhe zu bewahren und zu Hause zu bleiben. Rettungsmaßnahmen liefen. Aus Polizeikreisen verlautete, Bombenräumkommandos seien im Einsatz.

Angestellter berichtet von Explosion in Hotelrestaurant

Ein Angestellter eines Hotels, das sich in der Nähe der Residenz des Premierministers befindet, sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass die Explosion ein Restaurant schwer beschädigt habe. Dabei sei zumindest eine Person ums Leben gekommen.

In Sozialen Netzwerken wurden unterdessen Bilder aus einer der betroffenen Kirchen geteilt, die laut BBC eine komplett zerstörte Decke zeigen, außerdem sei auf den Bildern Blut auf den Kirchenbänken zu sehen. Der Minister für Nationalen Dialog, Mano Ganeshan, der an Ort und Stelle war, drückte seinen Schock über die Angriffe aus.

Polizeichef warnte vor Anschlägen

Erst vor zehn Tagen hatte Sri Lankas Polizeichef Pujuth Jayasundara vor möglichen Selbstmordanschlägen auf Kirchen und das Indische Hochkommissariat durch die radikalislamische Gruppe NTJ gewarnt. Er berief sich dabei auf Informationen eines „ausländischen Geheimdiensts“.

Der Erzbischof von Colombo sagte im Hinblick auf die Explosionen unterdessen sämtliche Ostermessen am Ostersonntag ab. Auch sämtliche staatliche Schulen wurden geschlossen. Der Bildungsminister des Landes sagte, dass diese auch am Montag geschlossen bleiben.

Bisher keine Hinweise auf betroffene Österreicher

Bisher gebe es keine Hinweise auf betroffene Österreicherinnen und Österreicher, heißt es aus dem Außenministerium. Die Lage sei aber weiter unübersichtlich, so das Ministerium auf Anfrage der APA. Die zuständige Botschaft in Indiens Hauptstadt Neu-Delhi sei mit den Behörden in Sri Lanka in Kontakt.

Dutzende Tote bei Explosionen in Sri Lanka

Am Ostersonntag ereigneten sich mehrere Explosionen in Kirchen und Hotels in Sri Lanka. Dutzende Menschen kamen dabei ums Leben. (Videoquelle: Reuters)

Bundespräsident Alexander Van der Bellen verurteilte den „barbarischen Akt“: „Die Anschläge in Sri Lanka, auf friedlich betende und Gottesdienst feiernde Menschen und auf Hotelgäste, sind ein schrecklicher und barbarischer Akt. Sie sind auf das Schärfste zu verurteilen“, schrieb er auf Twitter. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) reagierte „tief erschüttert und besorgt“ auf die Angriffe. Auch FPÖ-Außenministerin Karin Kneissl zeigte sich auf Twitter „zutiefst“ betroffen.

Beliebtes Touristenziel

Der südasiatische Inselstaat ist ein beliebtes Touristenziel, auch für Gäste aus Europa. Nur etwa sieben Prozent der Bevölkerung sind Christen. Die Mehrheit sind Buddhisten. Der Islam stellt mit einem Anteil von 9,7 Prozent (Stand: 2012) eine weitere religiöse Minderheit in dem Land dar.

Sri Lankas Bürgerkrieg ging 2009 nach 26 Jahren zu Ende. Die Rebellengruppe Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) hatte für einen unabhängigen tamilischen Staat im Norden des Landes gekämpft. Die Armee besiegte die Aufständischen schließlich mit aller Härte. Die UNO wirft beiden Seiten Kriegsverbrechen vor.