Samsung Galaxy Fold Smartphone
AP/Kelvin Chan
Samsung-Rückzieher

Falthandys wollen nicht klappen

Es hätte eigentlich der Startschuss für den nächsten großen Trend auf dem Handymarkt sein sollen: Ende April wollte Samsung sein erstes faltbares Smartphone veröffentlichen. Einige Testgeräte des Galaxy Fold gingen jedoch zu Bruch, der Hersteller zog nun die Reißleine und verschob den Start auf unbestimmte Zeit. Auch sonst bemängeln Medien, dass die Technologie noch in den Kinderschuhen stecke.

Das Technologieportal The Verge titelte den Testbericht für das Samsung-Handy passend „Broken Dream“ (wörtlich: „zerbrochener Traum“): Nur zwei Tage nachdem der Journalist sein Gerät erhalten hatte, brach das faltbare Display. Auch das Testgerät eines Bloomberg- und eines CNBC-Reporters hielt keine drei Tage, ehe das Display zu Bruch ging.

Entsprechend groß war der Aufschrei vergangene Woche, denn das Telefon sollte eigentlich schon Ende April in den USA erscheinen, für Europa war ein Verkaufsstart Anfang Mai geplant. Am Montag kündigte Samsung nun an, den Verkaufsstart zu verschieben: Man werde „Maßnahmen ergreifen, um den Schutz und die Stabilität des Displays zu verstärken“, hieß es vom Hersteller.

Scharnier als mögliche Schwachstelle

Man wolle Kundinnen und Kunden „die beste Erfahrung“ bieten, deswegen habe man sich nach „anfänglichem Feedback“ dazu entschlossen, die Veröffentlichung zu verschieben, um „die hohen Standards, die von uns erwartet werden, erreichen zu können“, heißt es in der Stellungnahme. Neuen Termin für den Verkaufsstart gibt es noch keinen. Samsung kündigte an, diesen „in den nächsten Wochen“ bekanntzugeben.

Woran es bei Samsungs Gerät mangelt, ist noch immer unklar. Eine wesentliche Rolle könnte jedenfalls das Scharnier spielen: Schon im Vorfeld wurde von Expertinnen und Experten vermutet, dass das Faltgelenk eine Schwachstelle darstellen könnte.

Kritik an Technik in den Kinderschuhen

Ungeachtet der Bruchanfälligkeit des Samsung-Falthandys zeigte sich die Fachpresse zwar begeistert, aber mit teils großen Abstrichen. Das Ziel, mit Falthandys Tablet und Telefon in einem zu haben, führt zu recht durchwachsenen Testurteilen. Während Software und Hardwareausstattung durchaus gelobt werden, steht der eigentliche Gimmick des Geräts in der Kritik: So schreibt The Verge etwa, dass das Handy im gefalteten Zustand, also als reines Telefon, sehr dick sei. Im Netz werden gerne Vergleiche gezogen, dass es so aussieht, als hätte man zwei Telefone aneinandergeklebt.

Samsung Galaxy Fold Smartphone
AP/Kelvin Chan
In Testberichten wurde bemängelt, dass Samsungs Handy zusammengefaltet zu dick sei

Relativ einig sind sich die meisten Testerinnen und Tester darin, dass die Technik faszinierend und ein Ausblick in die Smartphone-Zukunft sei. Momentan wird jedoch bemängelt, dass die Technologie noch in den Kinderschuhen stecke und künftige Geräte wahrscheinlich für weniger Geld ausgereiftere Ausführungen des Konzepts bieten würden. Natürlich ist das Falthandy damit keine Ausnahme – das Schicksal der „Early Adopters“, also jener Menschen, die bei Technologietrends von Anfang an dabei sein wollen, gestaltet sich oft so, dass sie alle „Kinderkrankheiten“ von neuen Technologien ausbaden müssen.

Falthandy für Hersteller Zukunftshoffnung

Der koreanische Konzern Samsung war der erste große Handyhersteller, der ein Gerät mit faltbarem Display präsentierte, auch der chinesische Handyriese Huawei will ein vergleichbares Gerät veröffentlichen. Die Preise für die neue Technologie sind dabei astronomisch: Samsung bietet das Galaxy Fold um knapp 2.000 Euro an, Huawei verlangt für das Mate X gar 2.300 Euro.

Für die Branche ist die Technologie ungeachtet der „Kinderkrankheiten“ die große Zukunftshoffnung: In den letzten Jahren versteckten sich Neuerungen bei Handys zunehmend in technischen Details. Im Gegensatz dazu sticht ein faltbares Handy natürlich ins Auge und setzt sich damit von der Masse der bisherigen Handys ab. Auch die Mischform aus Smartphone und Tablet, die vor den Faltdisplays als „Phablet“ vor allem an der Handlichkeit scheiterte, könnte für einen langfristigen Umschwung in der Branche sorgen.

Herber Schlag für Samsung

Doch die brüchigen Falthandys sind vor allem für Samsung ein herber Rückschlag. Erst vor drei Jahren sorgte nämlich ein anderes Samsung-Gerät für negative Schlagzeilen: Das Galaxy Note 7 war explosionsgefährdet und wurde letztlich vom Markt genommen – ein ordentlicher Imageschaden für den koreanischen Hersteller, der einige seiner Geräte preislich im Luxussegment positioniert.

Entscheidend wird jetzt sein, wie schnell Samsung auf die Panne reagiert und eine stabilere Galaxy-Fold-Variante zur Verfügung stellt. Sollte der weltweite Marktführer bei Mobiltelefonen nicht schnell genug handeln, könnte das der Nummer zwei auf dem Markt, Huawei, in die Karten spielen. Berichten zufolge will der chinesische Konzern sein Modell Mate X noch im Juni auf den Markt bringen – und könnte damit, wenn das Gerät hält, den Druck auf Samsung noch erhöhen.