Malaria-Impfung
Reuters/Joseph Okanga
Malawi

Erste Impfkampagne gegen Malaria

Malaria ist eine der gefährlichsten Infektionskrankheiten der Welt und verbreitet sich rasend schnell. Insbesondere für Kinder endet das Sumpffieber, das hauptsächlich durch Moskitos übertragen wird, oft tödlich. Ein Impfstoff gibt nun jedoch Anlass zur Hoffnung: Am Dienstag startete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Malawi die weltweit erste großräumige Impfkampagne gegen Malaria.

Bis 2022 sollen rund 360.000 Kleinkinder gegen die gefährliche Krankheit geimpft werden. Nach dem Pilotversuch in Malawi, sollen auch Ghana und Kenia ins Programm aufgenommen werden. Der Impfstoff habe „das Potenzial, das Leben von Zehntausenden Kindern zu retten“, erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus gegenüber Medien am Dienstag, zwei Tage vor dem Weltmalariatag.

„Malaria ist immer noch eine tragisch tödliche Krankheit: Jedes Jahr sterben in Afrika rund 250.000 Kinder an Malaria“, ergänzte Mary Hamel, Koordinatorin des Malaria-Impfprogramms der WHO. Allerdings habe die Impfung auch Tücken, denn eine Immunisierung alleine verhindere die Krankheit nicht automatisch, warnte die WHO. In der bisher größten klinischen Studie mit rund 15.000 Kindern konnte der Impfstoff rund 40 Prozent der Erkrankungen und etwa 30 Prozent der schweren Malariafälle verhindern.

„Malaria-Impfung verstärkt unseren Werkzeugkasten“

Die Expertinnen und Experten der WHO setzen deshalb auf eine Kombination verschiedener Maßnahmen, die dabei helfen sollen, Malaria auch langfristig und flächendeckend zu besiegen. „Der Kampf gegen Malaria ist einer, in dem wir unvollkommene Werkzeuge nutzen. Die beste Wirkung können wir nur haben, wenn wir sie kombinieren“, sagte Pedro Alonso, der Direktor des Malaria-Programms der WHO zur dpa. „Diese Malaria-Impfung verstärkt unseren Werkzeugkasten.“

Demonstration eines Moskito-Netzes
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Auf Moskitonetze dürfe trotzdem nicht verzichtet werden, warnt die WHO

Deswegen müssten die Impfungen von einer Aufklärungskampagne begleitet werden, damit Eltern nicht plötzlich auf andere Präventionsmittel wie Moskitonetze verzichten. In den bisherigen klinischen Studien sei das erfolgreich und verständlich vermittelt worden, zeigte sich Hamel überzeugt. „Die Eltern verstehen zum Beispiel auch, dass die Nutzung von Moskitonetzen wichtig ist, um die Wahrscheinlichkeit von Malaria-Erkrankungen zu senken, aber Kinder können trotzdem noch Malaria bekommen“, erklärte Hamel.

Teilimpfung als Herausforderung

Die praktische Durchführung der Impfkampagnen dürfte eine Herausforderung werden, denn für eine volle Wirksamkeit müssen Kleinkinder vier Spritzen bekommen. Die ersten drei Impfungen sollen im Alter von etwa fünf bis neun Monaten stattfinden, die vierte etwa im Alter von zwei Jahren. Nicht alle Impfungen fallen mit anderen Routineimpfungen zusammen, daher ist es eine Aufgabe des Pilotversuchs, sicherzustellen, dass Eltern ihre Kinder tatsächlich zu allen vier Impfterminen bringen.

Malaria verursacht Fieber, Blutarmut und neurologische Probleme und kann unbehandelt rasch tödlich verlaufen. Die Krankheit wird in erster Linie durch Stiche der Anophelesmücken weitergegeben, die den Erreger in sich tragen können. Sie stechen vor allem nachts. Die Erreger – die Plasmodien – gelangen in die Blutbahn und vermehren sich in der Leber. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist eher selten, doch ist eine Infizierung von ungeborenen Kindern durch die Mutter möglich, wenn die Plazenta verletzt wird, was bei der Geburt vorkommen kann.

Malaria-Impfung
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Bis 2022 sollen 360.000 Kleinkinder in Malawi, Ghana und Kenia geimpft werden

Nach Jahren des Fortschritts ist die Zahl der Malaria-Erkrankungen weltweit zuletzt wieder angestiegen. Die Zahl stieg der WHO zufolge 2017 im Vergleich zum Vorjahr um gut zwei Millionen auf 219 Millionen Fälle an. Die Zahl der Todesfälle lag bei 435.000. Gut 90 Prozent aller Erkrankungen ereignen sich in Afrika.

„Historischer Moment“ nach drei Jahrzehnten

Ein wirksames Mittel gegen die widerstands- und anpassungsfähigen Parasiten zu entwickeln gilt als wesentlich schwieriger als gegen Viren – wie zum Beispiel jene, die Masern oder Ebola auslösen. Zwar gibt es Medikamente, die als Prophylaxe oder Stand-by gegen Malaria eingesetzt werden können, doch sind diese für viele Menschen in Subsaha-Afrika kaum bezahlbar. Drei Jahrzehnte lang arbeiteten Medizinerinnen und Mediziner deshalb an dem Impfstoff namens RTS,S. Er wirkt gegen den in Afrika verbreiteten und gefährlichsten Malaria-Erreger Plasmodium falciparum.

Malaria-Impfung
APA/AFP/Pius Utomi Ekpei
Der Weltmalariatag am 25. April sorgt jedes Jahr für zahlreiche aktivistische Kampagnen in Subsaha-Afrika

Als „historischen Moment“ bezeichnete Alonso darum den heutigen Tag. Der Hersteller von RTS,S, das Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline (GSK), hat drei Jahrzehnte lang an dem beschränkt wirksamen Impfstoff gearbeitet. „Es gibt Hoffnung, dass der Impfstoff weiter verbessert werden kann“, fügte Hamel hinzu. RTS,S erhielt 2015 ein positives Votum von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) und wurde seither in den Ländern des Pilotversuchs für die Anwendung zugelassen.

Der Impfstoff wird unter anderem von der WHO, der Impfallianz Gavi, der Bill & Melinda Gates Foundation und dem Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria unterstützt. GSK wolle Millionen Impfdosen spenden, heißt es. Der Hersteller hofft außerdem, dass der Pilotversuch zu einer Impfempfehlung der WHO für ganz Afrika führen könnte. Die Beratungen dazu könnten bei erfolgreichem Verlauf noch vor Ende 2022 beginnen, erklärte die WHO.