Zwei Flugzeuge der Airline Cathay Pacific Airways
APA/AFP/Anthony Wallace
Eis, Champagner, Besteck

Cathay Pacific geht gegen „Diebstahl“ vor

Die chinesische Airline Cathay Pacific mit Sitz in Hongkong schlägt sich derzeit mit einem rätselhaften Verlust von firmeneigenen Gegenständen herum: Den Angaben der Fluglinie zufolge würden in letzter Zeit große Mengen an Häagen-Dazs-Eisbechern, Besteck und sogar Champagnerflaschen verschwinden.

In ersten Berichten über den Fall war von möglichen Verfehlungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Kabinenpersonals die Rede, doch Cathay-Pacific-Chef Rupert Hogg schloss gegenüber Radio BBC 4 auch einen „Verlust in der Lieferkette“ nicht aus. Es sei nicht gesagt, dass nur Mitglieder der Crew für den „Diebstahl“ verantwortlich seien – man arbeite jedenfalls daran, das Problem zu lösen, so Hogg.

Doch stehen vor allem Angestellte im Fokus der Airline: Am Wochenende war publik geworden, dass gegen sechs Mitarbeiter Untersuchungen eingeleitet wurden. Die Personen seien auf frischer Tat ertappt worden, wie es in einem Bericht der „South China Morning Post“ („SCMP“) hieß. Man erwäge disziplinäre Maßnahmen. Angestellte hätten neben Besteck und Champagnerflaschen auch die dazu passenden Gläser mitgenommen. Auch von Brotstücken war die Rede.

Bordmenü eines Cathay-Pacific-Fliegers
Reuters/Bobby Yip
Ein Cathay-Menü in der Premium-Economy-Klasse – nicht nur an Bord wurde gespeist und getrunken

„Null Toleranz“

Anfang des Jahres seien die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter per Mail noch dazu angehalten worden, keine entsprechenden Gegenstände und Lebensmittel zu entfernen – es gelte „null Toleranz“. Die Angestellten wurden auch daran erinnert, dass sie lediglich auf Artikel für den persönlichen Gebrauch zugreifen dürften – jedwedes anderes Mitnahmemotiv würde bestraft, hieß es weiter. Das betreffe auch Gegenstände und Lebensmittel, die später wohl weggeworfen würden.

Stichprobenartige Checks

In einem Statement der Airline hieß es, dass den Angestellten angesichts der gestiegenen Verlustfälle von Firmeneigentum stichprobenartige Checks angekündigt worden seien – am Wochenende wurden diese auf dem Flughafen Hongkong erstmals durchgeführt. Man gehe mit diesem Problem in einer „fairen und verantwortungsbewussten“ Weise um und entspreche dabei auch internationalen Vorgaben, wurde betont.

Der systematische Diebstahl von Gegenständen, die infolge des Verschwindens ersetzt werden mussten, habe die Airline im Laufe der vergangenen Jahre wohl „Hunderte Millionen“ Hongkong-Dollar (entspricht Dutzenden Millionen Euro, Anm.) gekostet, zitierte die „SCMP“ eine ungenannte Quelle. Von Arbeitsnehmervertretern hieß es, man stehe zwar grundsätzlich hinter dem „Null Toleranz“-Ansatz, doch äußerten sie Bedenken darüber, wie die Durchsuchungen der Crew-Mitglieder durchgeführt worden seien.

Häagen-Dazs-Eis besonders beliebt

Besonders oft wurden im Zuge der Kontrollen von Crew-Mitgliedern die kleinen Häagen-Dazs-Eisbecher entdeckt, die während des Flugs serviert werden und bei Passagieren als äußerst beliebt gelten. Der „SCMP“ zufolge galt es als bekannt, dass so mancher Mitarbeiter des Kabinenpersonals mit den kleinen Eisbechern ganze Gefrierschränke aufgefüllt hatte.

Eine bemerkenswerte Eskalation um gestohlene Gegenstände der chinesischen Airline gab es in den 1990er Jahren: Nach einem Streik des Bordpersonals für bessere Arbeitsbedingungen war Monate nach dem öffentlichkeitswirksamen Aufbegehren Courtney Chong Cheng-lin, Anführer der Streikenden, wegen angeblichen Diebstahls entlassen worden. Zu Last gelegt wurde ihm, Nüsse, eine Flasche Wasser und ein Bordmagazin gestohlen zu haben.