Luftaufnahme von drei Boeing 737 Max 8
Reuters/Lindsey Wasson
Gewinneinbruch

Flugverbote setzen Boeing kräftig zu

Nach den Problemen mit der 737-Max-Reihe ist der Gewinn des US-Flugzeugherstellers deutlich eingebrochen. Insgesamt ging der Gewinn im ersten Quartal um 21 Prozent zurück, wie das Unternehmen am Mittwoch bekanntgab. Auch der Ausblick auf das restliche Geschäftsjahr wurde gestrichen – noch steht nämlich nicht fest, wann die 737 Max wieder abheben darf.

„Wegen der Ungewissheit beim Zeitpunkt und den Bedingungen für eine Rückkehr der 737-Max-Flotte wird ein neuer Ausblick erst zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben“, zitierte die „Financial Times“ den Flugzeughersteller, der in Chicago die Quartarlsergebnisse präsentierte.

Im ersten Quartal brach Boeings Gewinn verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 13 Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar (rund 1,9 Mrd. Euro) ein. Weil der Hersteller infolge des zweiten Absturzes einer 737-Max-Maschine im März keine neuen Exemplare des Typs mehr ausliefern darf, fiel der Umsatz um zwei Prozent auf 22,9 Milliarden Dollar (rund 20,4 Mrd. Euro). Dennoch wurden damit die Erwartungen von Analystinnen und Analysten um rund eine Milliarde Dollar übertroffen.

Drosselung könnte Ergebnisse weiter drücken

Boeing machte keine Angaben dazu, wie stark die künftigen Geschäfte unter dem Auslieferungsstopp leiden dürften. Der Flugzeughersteller drosselte die Produktion der betroffenen Flugzeuge bereits stark: Statt 52 werden nur noch 42 Flugzeuge pro Monat gefertigt, hieß es Mitte April. Analystinnen und Analysten gehen laut „Financial Times“ davon aus, dass das die Ergebnisse im kommenden Quartal weiter beeinflussen wird.

Luftaufnahme von drei Boeing 737 Max 8
Reuters/Lindsey Wasson
Die 737-Max-Reihe steht in der Kritik, Updates für ein Stabilisierungssystem werden momentan getestet

Stabilisierungssystem im Fokus der Kritik

Boeing steht nach den Abstürzen in Indonesien und Äthiopien, bei denen insgesamt 346 Menschen starben, in der Kritik. Als Ursache beider Abstürze steht das Stabilisierungssystem MCAS (Maneuvering Characteristics Augmentation System) im Verdacht, das speziell für die Boeing 737 Max entwickelt wurde. Es drückt bei einem drohenden Strömungsabriss die Nase des Flugzeugs automatisch nach unten, auch wenn die Piloten gegensteuern.

Die vorläufigen Ermittlungsberichte zu den beiden Abstürzen deuten darauf hin, dass das MCAS-System durch falsche Sensordaten fälschlicherweise aktiviert wurde und die Maschinen Richtung Boden lenkte. Eigentlich soll die Automatik in kritischen Flugsituationen – wie einem zu steilen Aufstieg – automatisch den Flugwinkel korrigieren.

Testphase für Updates ab 29. April

Die Automatik soll ein Update erhalten. „Wir machen laufend Fortschritte auf dem Weg zur Zertifizierung unseres 737-Max-Softwareupdates“, gab Boeing-Chef Dennis Muilenburg vergangene Woche über Twitter bekannt. Die US-Luftfahrtbehörde bremste jedoch zuletzt den Optimismus des Boeing-Chefs.

Sie kündigte vor einer möglichen Wiederzulassung am Freitag eine auf 90 Tage angelegte Testphase an, die am 29. April beginnen soll. Insgesamt sollen daran zehn internationale Luftfahrtbehörden teilnehmen, neben den USA beteiligen sich Australien, Brasilien, Kanada, China, die EU, Japan, Indonesien sowie Singapur und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Auch Kritik an Mängeln in „Dreamliner“-Werk

Auch die Produktion des Langstreckenjets 787 „Dreamliner“ setzt den Luftfahrtriesen aus den USA weiter unter Druck. Der „New York Times“ (Sonntag-Ausgabe) zufolge erhielt der Konzern in den vergangenen zehn Jahren wiederholt Hinweise auf Sicherheitsrisiken, diese wurden jedoch teilweise ignoriert. Die Zeitung beruft sich auf Hunderte Seiten an internen E-Mails, Dokumente des Unternehmens und Unterlagen von Behörden sowie Interviews mit mehr als einem Dutzend Mitarbeitern.

Konkret geht es um teilweise große Sicherheitsbedenken bei der „Dreamliner“-Herstellung in Boeings Werk in North Charleston im US-Bundesstaat South Carolina. Hausgemachte Probleme wie überhöhter Produktionsdruck und mangelnde Qualifikation von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sollen angeblich zu gefährlichen Mängeln bei der Fertigung geführt haben. So seien etwa Metallspäne nicht ordentlich beseitigt und defekte Teile in den Fliegern installiert worden, heißt es in dem Bericht.

Boeing wies die Vorwürfe zurück. Das Unternehmen produziere im Werk in South Carolina auf dem höchsten Qualitätsniveau seiner Geschichte, erklärte Boeings Leiter der Verkehrsflugzeugsparte, Kevin McAllister. Werksleiter Brad Zaback kritisierte den Zeitungsbericht später in einer E-Mail an die Mitarbeiter: Der Artikel zeichne ein „verzerrtes und fehlerhaftes Bild“, er enthalte „verdrehte Informationen“ und wärme alte Gerüchte wieder auf, die längst entkräftet worden seien.