Kim Jong Un, Wladimir Putin
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Gipfel in Wladiwostock

Kim und Putin erstmals zusammengetroffen

Russlands Präsident Wladimir Putin und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un sind am Donnerstag in der Hafenstadt Wladiwostok zu ihrem ersten Gipfel zusammengetroffen. „Ich freue mich, Sie hier zu sehen“, sagte der Kreml-Chef, als einander beide Politiker unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen erstmals die Hände schüttelten. Nach einem rund zweistündigen Gespräch lobten beide den Austausch.

„Wir hatten gerade einen sehr substanziellen Meinungsaustausch zu Themen von gemeinsamem Interesse“, sagte Kim im Anschluss. Auch Putin äußerte sich positiv: „Wir konnten über die Geschichte unserer Beziehungen und über das Heute sowie die Entwicklung des bilateralen Verhältnisses sprechen.“

Machthaber Kim hatte mit seinem gepanzerten Sonderzug am Mittwoch die Grenze Nordkoreas zu Russland überquert. Stunden später war er in der Hafenstadt am Pazifik angekommen und wurde mit militärischen Ehren empfangen. Im Anschluss an das Gespräch begannen die Delegationen mit für mehrere Stunden anberaumten Verhandlungen. Eine gemeinsame Gipfelerklärung oder die Unterzeichnung von Vereinbarungen sollen nicht geplant sein. Nordkoreas Machthaber bleibt am Freitag in Wladiwostok und soll erst am Samstag heimreisen.

Russland hatte Kim bereits im Mai vergangenen Jahres eingeladen. Zuletzt war es im Jahr 2011 zu einem Gipfel zwischen den Führern Russlands und Nordkoreas gekommen. Der mittlerweile gestorbene Kim Jong Il – der Vater des jetzigen Machthabers – hatte sich seinerzeit mit dem damaligen russischen Präsidenten Dmitri Medwedew getroffen.

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Kim Jong Un und Wladimir Putin
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Auch beim gemeinsamen Mittagessen ließen sich Kim und Putin fotografieren
Kim Jong Un und Wladimir Putin beim Gipfel
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Gemeinsam mit ihren Delegationen begannen die Staatsoberhäupter mehrstündige Verhandlungen
Besuch von Kim Jong Un in Wladiwostok
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Kim Jong Un reiste mit seinem gepanzerten Zug nach Wladiwostok
Besuch von Kim Jong Un in Wladiwostok
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In der russischen Stadt wurde das Treffen unter strengster Geheimhaltung vorbereitet
Besuch von Kim Jong Un in Wladiwostok
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Auf dem Bahnsteig wurde vor der Ankunft des Sonderzugs der rote Teppich ausgerollt
Besuch von Kim Jong Un in Wladiwostok
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Rund neun Stunden dauert die Fahrt aus Nordkorea nach Wladiwostok
Besuch von Kim Jong Un in Wladiwostok
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Als dritter Machthaber aus seiner Familie hofft Kim Jong Un, mit seinem Besuch in Wladiwostok die Freundschaft zwischen den beiden Ländern wiederzubeleben
Besuch von Kim Jong Un in Wladiwostok
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Das Gipfeltreffen findet auf dem Universitätscampus auf der Insel Russki statt
Treffen von Kim Jong Un und Wladimir Putin
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Putin sagte, er wolle sich für „positive“ Entwicklungen auf der koreanischen Halbinsel einsetzen
Treffen von Kim Jong Un und Wladimir Putin
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Auch auf dem Universitätscampus wurde roter Teppich verlegt
Besuch von Kim Jong Un in Wladiwostok
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Militärische Begrüßung für den nordkoreanischen Machthaber in Russland
Treffen von Kim Jong Un und Wladimir Putin
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„Ich freue mich, sie hier zu sehen“, sagte der Kreml-Chef, als einander die Politiker erstmals die Hände schüttelten
Treffen von Kim Jong Un und Wladimir Putin
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Kim bezeichnete die Gespräche mit Putin als „sehr substanziell“
Treffen von Kim Jong Un und Wladimir Putin
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Die Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung ist nicht geplant

Traditionell gute Beziehungen

Im Mittelpunkt des mit Spannung erwarteten Treffens im fernen Osten Russlands stehen das umstrittene nordkoreanische Atomwaffen- und Raketenprogramm sowie die bilaterale Zusammenarbeit. Zwei Monate nach dem geplatzten Gipfel mit US-Präsident Donald Trump in Hanoi sucht Kim damit die Nähe zum Nachbarn Russland, mit dem Nordkorea traditionell gute Beziehungen pflegt.

„Wir begrüßen Ihre Anstrengungen bei der Entwicklung des innerkoreanischen Dialogs und bei der Normalisierung der nordkoreanisch-amerikanischen Beziehungen“, sagte Putin. Er wolle mit Kim darüber reden, was Russland tun könne, um die positiven Prozesse zu unterstützen. Auch solle es um den Ausbau der Handelsbeziehungen und humanitäre Fragen gehen.

Amikale Atmosphäre

Betont freundlich wurde der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un in Russland von Präsident Wladimir Putin empfangen. (Videoquelle: Reuters)

Gemeinsames Interesse an Aufhebung von UNO-Sanktionen

Wegen der nordkoreanischen Atom- und Raketentests haben die Vereinten Nationen scharfe Sanktionen gegen das isolierte Land verhängt. Damit droht Zehntausenden nordkoreanischen Gastarbeitern, die für Nordkorea eine wichtige Einnahmequelle sind, die Ausreise aus Russland. Beide Seiten wollen das verhindern.

Insgesamt sollen die Gespräche laut Nachrichtenagentur Interfax vier Stunden dauern. Nach offiziellen russischen Angaben ist nicht geplant, dass die Seiten irgendwelche Vereinbarungen unterzeichnen oder eine gemeinsame Gipfelerklärung abgeben. Russische Kommentatoren beschrieben das Ereignis auch als Imagekampagne für Kim und Putin. Anschließend wird der Kreml-Chef zum „Seidenstraße“-Gipfel nach Peking weiterreisen, wo Nordkorea in seinen Gesprächen mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping auch eine Rolle spielen wird.

Verhandlungen über nukleare Abrüstung

Russland ist wie die USA an einer nuklearen Abrüstung des Nachbarlandes interessiert. Zugleich setzt sich Moskau im Gegenzug für ein Entgegenkommen beim Atomprogramm für eine Lockerung der Sanktionen gegen Pjöngjang ein. Kim dürfte bei seinem ersten Besuch der Atommacht Russland Sicherheitsgarantien fordern, sollte er sich auf Abrüstungsschritte einlassen.

Kims Gipfel mit Trump Ende Februar in Vietnam war vorzeitig abgebrochen worden. Beide waren mit maximalen Forderungen in die Gespräche gegangen und hatten sich nicht auf zentrale Fragen der atomaren Abrüstung Nordkoreas einigen können. Trotzdem bewerteten sie das Treffen anschließend positiv. Erst kürzlich sagte Trump auch einen weiteren Gipfel für möglich.

ORF-Korrespondent Christian Lininger analysiert das Treffen

Laut Lininger geht es bei dem Gipfel um Symbolisches – ein Zeichen des Zusammenhaltes zwischen Nordkorea und Russland an die Welt.

Beziehungen zwischen Nordkorea und USA auf der Kippe

Neue Spannungen sind aber unübersehbar. Wenige Stunden vor dem Gipfel mit Putin kritisierte Nordkorea derzeit laufende Militärübungen Südkoreas und der USA. Die Luftmanöver gefährdeten die Beziehungen zwischen den koreanischen Staaten, sagte ein nordkoreanischer Sprecher und kündigte „entsprechende Gegenmaßnahmen unserer Armee“ an, wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA berichtete.

Die Militärübung der USA und Südkoreas könne „die aggressive, anstößige und streitsüchtige Art ihrer feindseligen Handlungen nicht verbergen“, sagte der Sprecher des nordkoreanischen Komitees für die friedliche Wiedervereinigung des Landes. Durch den geänderten Codenamen der Übung in Südkorea würden beide Staaten suggerieren, das Manöver sei im Umfang reduziert worden – das sei aber nicht der Fall.