Arzt hält eine Spritze und einen Masern-Impfstoff in den Händen
APA/AFP/Getty Images/George Frey
Masern in den USA

Hunderte Studenten sollen zu Hause bleiben

An zwei Universitäten in Los Angeles gehen die Masern um. Daher wurden rund 1.000 Menschen unter Quarantäne gestellt, die Anordnung könnte bis zu drei Monate dauern. Die Viruskrankheit wurde im Jahr 2000 in den USA schon für besiegt erklärt. Nun ist die Zahl der Erkrankungen wieder auf einem Höchststand.

Die rund 1.000 Studierenden und Uniangestellten wurden in den vergangenen Tagen aufgefordert, zu Hause zu bleiben und den Kontakt mit anderen Menschen zu meiden. Sie könnten Masern ausgesetzt gewesen sein, hieß es laut örtlichen Gesundheitsbeamten.

Wer unter den Betroffenen an der University of California oder der California State University, beide in Los Angeles, eine Impfung zum Schutz vor Masern nachweisen kann, darf sich wieder frei bewegen, berichteten US-Medien weiter. Daher sinke die Zahl der Quarantänefälle kontinuierlich und stand laut „Washington Post“ zuletzt bei rund 700.

Fast 700 Fälle

Es handle sich dabei um eine der größten Quarantäneanordnungen in der Geschichte Kaliforniens, wie die „Los Angeles Times“ berichtete. Sie könnte bis zu 21 Tage andauern, so die „Washington Post“. Es sei eine Schutzmaßnahme gegen die Verbreitung der Krankheit, denn die Betroffenen sollen sich gleichzeitig mit Erkrankten in einer Bücherei oder bestimmten Klassenräumen aufgehalten haben.

Ein Poster warnt vor den Masern
AP/Damian Dovarganes
Warnung vor Ansteckung: Die Behörden klären großflächig über Symptome auf

Die US-Gesundheitsbehörde CDC hatte am Donnerstag mitgeteilt, die Zahl der Masernerkrankungen sei auf dem höchsten Stand, seit die Krankheit in den USA im Jahr 2000 für besiegt erklärt worden sei. Demnach wurden bis Mittwoch 695 Krankheitsfälle aus 22 der insgesamt 50 US-Staaten gemeldet.

Die hohe Zahl sei vor allem auf größere Ausbrüche im US-Bundesstaat Washington sowie in der Stadt und im gleichnamigen Bundesstaat New York seit Ende 2018 zurückzuführen. Je länger die Ausbrüche andauerten, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, dass die Krankheit wieder in den USA Fuß fassen könne, hieß es.

Trump für Impfungen

Die Ausbreitung der Krankheit führte die Behörde auf einen unzureichenden Impfschutz zurück. Schuld daran seien unter anderem Fehlinformationen über die Sicherheit von Impfstoffen. „Impfstoffe sind eine sichere und höchst effektive Lösung (…) zur Vorbeugung gegen die Krankheit“, betonte Gesundheitsminister Alex Azar in einer Mitteilung.

Angesichts der besorgniserregenden Ausbreitung hatte US-Präsident Donald Trump am Freitag Eltern zur Impfung ihrer Kinder aufgerufen: „Diese Impfungen sind so wichtig.“ Die Krankheit „geht jetzt wirklich herum“, so Trump.

In der Vergangenheit hatte sich Trump skeptisch zu dem Thema geäußert. Im Jahr 2014 hatte er einen Zusammenhang zwischen Impfungen und Autismus bei Kindern hergestellt – ein bei Impfgegnern verbreiteter Irrglaube.

Werben für Impfungen

Die Ausbreitung in den USA folgt laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) einem globalen Trend, von dem auch Europa betroffen ist. Zum Start der Europäischen Impfwoche hatten die WHO und die EU am Mittwoch gemeinsam für das Impfen geworben. Die EU-Kommission forderte auch bessere Aufklärung über Impfungen. Zwar hielten laut aktueller Umfrage 85 Prozent der EU-Bürger Impfungen für wirksam, um ansteckende Krankheiten zu verhindern. 48 Prozent glaubten demnach aber fälschlicherweise, dass Impfungen häufig schwere Nebenwirkungen hätten. Und 38 Prozent meinten, dass sie die Krankheiten auslösen können, gegen die sie schützen sollen.

Eine Handvoll Studenten auf dem Sportplatz der Cal State University in Los Angeles
AP/Damian Dovarganes
Die Quarantäne fegt die öffentlichen Plätze an den betroffenen Unis leer

„Das bedeutet, dass unsere Arbeit, die Impfabdeckung zu erhöhen und gegen Falschinformationen zu Impfungen vorzugehen, noch lange nicht beendet ist“, erklärte Vizekommissionspräsident Jyrki Katainen. Er kündigte für den 12. September einen „Globalen Impfgipfel“ in Brüssel an, der von der EU und der Weltgesundheitsorganisation WHO gemeinsam veranstaltet wird. Katainen zufolge gab es im vergangenen Jahr 35 Tote durch Masern in der EU. Zwischen 2016 und 2017 hat sich demnach die Zahl der Todesfälle verdreifacht.

Steigerung in Österreich wahrscheinlich

In Österreich wurden bis Freitag heuer bisher 76 Erkrankungen gemeldet. Betroffen waren alle Bundesländer außer dem Burgenland und Niederösterreich. Im gesamten Jahr 2018 waren es österreichweit insgesamt 77 Masernfallmeldungen gewesen, geht aus Daten der Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) hervor.

Masernviren kann man sich über Speicheltröpfchen in der Luft einfangen. Einige Tage danach breitet sich ein Ausschlag über den ganzen Körper aus. Etwa jeder zehnte Patient hat Komplikationen, beispielsweise Mittelohr- oder Lungenentzündungen. Je älter der Infizierte ist, desto gefährlicher wird die Krankheit. Selten kommt es auch zu Gehirnentzündungen, die tödlich enden können.