Frau liest ein Buch am Pool
ORF.at/Lukas Krummholz
Sommerbücher

Die Krimis und Thriller für den Strand

Historisches, Abseitiges und vor allem ganz viel Blut haben die Krimis und Thriller der Saison zu bieten. Diesmal sind es eher Erfolgsautorinnen und -autoren als Newcomer, die mit ihren Pageturnern zu überzeugen wissen – von Mary Higgins Clark bis Sebastian Fitzek.

Was musste Inspektor Emmerich in den ersten beiden Bänden nicht schon alles durchmachen in den Jahren nach Ende des Ersten Weltkriegs: Schmerzen wegen eines Granatsplitters, deshalb heroinsüchtig, außerdem immer auf der Abschussliste von Gangstern ganz oben und dann auch noch der Verlust der Liebsten und ihrer Kinder, die von ihrem brutalen Mann, einem Kriegsheimkehrer, quasi entführt werden. Diesmal sucht er seine verlorene Familie, kämpft um sie – und gegen Devisenschmuggler. Hochspannend, und zwar krimimäßig genauso wie in historischer Hinsicht. Ein echter Lesegenuss mit Mehrwert. (Simon Hadler, ORF.at)

Alex Beer: Der dunkle Bote. Limes, 400 Seiten, 20,60 Euro.

Sommerbücher 2019
ORF.at/Lukas Krummholz

Mord auf der Met-Gala

Mary Higgins Clark, die Grande Dame des amerikanischen Krimis, und Koautorin Alafair Burke entführen mit ihrem neuen Fall rund um die TV-Sendung „Unter Verdacht“ wieder in die Welt der Schönen und Reichen. Es ist bereits der fünfte Teil der Reihe, die Fans des klassischen Gesellschaftskrimis ohne blutrünstige Szenen seit 2014 begeistert. In „Mit deinem letzten Atemzug“ untersucht eine TV-Journalistin den Mord an einer Milliardärswitwe während der alljährlichen glanzvollen Met-Gala. Als Mörder wurde schnell ihr 20 Jahre jüngerer Geliebter verdächtigt. Es zeigt sich, dass innerhalb der superreichen Familie einige finstere Geheimnisse lauern. (Sonia Neufeld, ORF.at)

Mary Higgins Clark, Alafair Burke: Mit deinem letzten Atemzug. Aus dem Amerikanischen von Karl-Heinz Ebnet. Heyne, 368 Seiten, 20,60 Euro.

Hippies im Trump-Zeitalter

Für seine Werke hat der New Yorker Autor Jonathan Lethem bereits zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten, jetzt versucht er sich erstmals in einem genreübergreifenden Mix aus Krimi, Western und Aussteigerroman im Trump-Zeitalter. Als die arbeitslose Phoebe Siegler erfährt, dass die Tochter ihrer besten Freundin vermisst wird, bricht sie von Brooklyn aus auf, um in der kalifornischen Provinz nach dem Teenager zu suchen. Der Einzige, der ihr dabei hilft, ist Charles Heist – genannt der „wilde Detektiv“. Ein extravaganter, unterhaltsamer Ausflug in die merkwürdige Welt ehemaliger Hippie-Kommunen. (Sonia Neufeld, ORF.at)

Jonathan Lethem: Der wilde Detektiv. Aus dem Amerikanischen von Ulrich Blumenbach. Tropen, 335 Seiten, 22,70 Euro.

Cheng ist wieder da

Markus Cheng, Heinrich Steinfests fabelhafter einarmiger Detektiv, ist zurück – und macht die Leserschaft glücklich. Für seinen jüngsten Fall muss er in einem Londoner Hotelzimmer – dem Kunstwerk „ROOM“ von Antony Gormley – ermitteln, einen isländischen Berg erklimmen – und einem menschlichen Monster in einem unterkühlten Finale zu einer Art Erlösung verhelfen. (Georg Filzmoser, ORF.at)

Heinrich Steinfest: Der schlaflose Cheng. Piper, 288 Seiten, 16,50 Euro.

Krimifarce im totalitären Österreich

Wien, 2024: Eine neue Partei namens Limes ist an die Macht gekommen. Sie inszeniert sich als „wahrer Sozialismus“, entpuppt sich aber bald als Law-and-Order-Bewegung, die darauf erpicht ist, die Demokratie auszuhöhlen. Durch eine Reihe blöder Zufälle bekommt das auch der Gin-Händler Malte Dinger zu spüren, der nach einer Schwarzkapplerkontrolle in die Mühlen des umgebauten Rechtsstaats gelangt. Und da ist außerdem Kommissar Groschen, der auf den Spuren des ermordeten „Balkan-Casanovas“ Branko in ein Netz voller Korruption gerät. Den Showdown gibt’s auf dem Opernball; eine Krimisatire mit fast unheimlicher Aktualität, verfasst vom Wiener Autor Franzobel. (Paula Pfoser, für ORF.at)

Franzobel: Rechtswalzer. Zsolnay, 412 Seiten, 19,60 Euro.

Kindermord in der Kleinstadt

Groß angekündigt – inklusive Hollywood-Verfilmung – wurde bereits zu Jahresbeginn „Der Kinderflüsterer“, der laut US-Presse „beste Spannungsroman der letzten zehn Jahre“. Der Thriller handelt von Tom Kennedy, der nach dem Tod seiner Frau mit seinem kleinen Sohn Jake in eine neue Stadt zieht. Doch der beschauliche Ort hat eine düstere Vergangenheit: Vor zwanzig Jahren wurden dort fünf Kinder entführt und getötet. Als wieder ein kleiner Bub verschwindet, machen Gerüchte die Runde, dass der Täter von damals einen Komplizen gehabt habe. Und Jake beginnt, sich merkwürdig zu benehmen. Gänsehaut garantiert! (Sonia Neufeld, ORF.at)

Alex North: Der Kinderflüsterer. Blanvalet, 448 Seiten, 13,40 Euro.

Cafes, die nach dem Ku-Klux-Klan benannt sind

In Attica Lockes Texas werden Lokale schon einmal mit KKK abgekürzt – was Bände spricht über die dortige Gegenwärtigkeit des Rassismus. Der gesellschaftliche Zusammenhalt ist im fiktiven Städtchen Lark im „Deep South“ latent gefährdet und droht schließlich zu zerbrechen, als ein schwarzer Anwalt und ein weißes Mädchen ermordet werden. Texas-Ranger Darren Mathews – kaputt, aber ein Gentleman – ringt um Aufklärung. Eine fein komponierte Heimatstudie der afroamerikanischen Autorin, in der vieles anders kommt, als man denkt – die Auszeichnung mit dem „Edgar“, dem wichtigsten Krimipreis der USA, gab es nicht von ungefähr. (Paula Pfoser, für ORF.at)

Attica Locke: Bluebird, Bluebird. Aus dem Amerikanischen von Maja Pflug. Polar, 280 Seiten, 20,60 Euro.

Sommerbücher 2019
ORF.at/Lukas Krummholz

Die Stimme des Mörders

Er hat das absolute Gehör und zählt zu den erfolgreichsten forensischen Phonetikern weltweit. Matthias Hegel, eine der beiden Hauptfiguren in „Auris“, arbeitet als Profiler in Berlin und überführt Kriminelle, indem er ihre Stimmen analysiert. Doch plötzlich sitzt der renommierte Professor selbst wegen Mordes in Haft. Die junge Podcasterin Jula wittert einen Justizirrtum und will den rätselhaften Fall um jeden Preis aufklären. Der Roman – entstanden nach einer Idee von Thriller-Guru Sebastian Fitzek – ist spannend bis zur letzten Seite und wartet mit einem überraschenden Twist am Ende auf. (Sonia Neufeld, ORF.at)

Vincent Kliesch, Sebastian Fitzek: Auris. Droemer, 352 Seiten, 13,40 Euro.

Neues von der „besten Privatdetektivin der Welt“

Claire DeWitt ist die selbst ernannte „beste Privatdetektivin der Welt“, exaltiert, charismatisch, gewalt- und drogenaffin. Knapp einem Mordanschlag entronnen, dringt sie in ihrem dritten Fall tief in ihre Vergangenheit als Teil eines Teenie-Detektivinnen-Trios in Brooklyn ein. Wer glaubt, dass Privatdetektive ein alter Hut sind, wird bei der mehrfach ausgezeichneten Amerikanerin Sara Gran eines besseren belehrt: ein Buch, prall gefüllt mit Anspielungen auf die Altmeister, mit einem saftigen Schachtelplot und starken Bildern. (Paula Pfoser, für ORF.at)

Sara Gran: Das Ende der Lügen. Claire DeWitt ermittelt. Aus dem Amerikanischen von Eva Bonne. Heyne, 352 Seiten, 16,50 Euro.

Die Blumenhändlerin vom Zentralfriedhof

Ursula Poznanski hat sich ihr Publikum herangezogen: Mit Büchern wie „Erebos“ war sie zunächst eine der Megasellerinnen des Jugendbuchs. Nun feiert sie mit ihren Thrillern für Erwachsene Erfolge – sie wird vom „Spiegel“ in der Liste der Bestsellerautorinnen geführt. In „Vanitas“ muss eine ungewöhnliche Heldin um ihr Überleben kämpfen – und für den Sieg der Wahrheit. Die Blumenhändlerin am Wiener Zentralfriedhof erhält eine Drohung in Blumenform, die direkt auf ihre Vergangenheit verweist. Eine Treibjagd beginnt. (Simon Hadler, ORF.at)

Ursula Poznanski: Vanitas. Schwarz wie Erde. Knaur, 384 Seiten, 15,50 Euro.