Südafrika-Wahl: ANC rutscht wohl unter 60 Prozent

Einen Tag nach der Parlamentswahl in Südafrika zeichnet sich für die einst stolze Partei des Anti-Apartheid-Kämpfers Nelson Mandela ein ernüchternder Sieg ab. Nach Auszählung von knapp 70 Prozent der Stimmen sei der Afrikanische Nationalkongress (ANC) von 62 Prozent im Jahr 2014 auf knapp 57 Prozent abgerutscht, wie die Wahlkommission gestern sagte.

Das entspricht dem bisher schlechtesten Ergebnis der Partei seit dem Ende des rassistischen Apartheid-Regimes 1994. Beobachter hatten angesichts der Unzufriedenheit im Land wegen Korruptionsskandalen, Rekordarbeitslosigkeit und anhaltender Armut mit einem Denkzettel für die Partei gerechnet.

Tiefststand bei Wahlbeteiligung

Die Wahlbeteiligung erreichte mit 65 Prozent ebenfalls einen historischen Tiefststand, wie die vorläufigen Ergebnisse zeigten. Die führende Oppositionspartei Demokratische Allianz (DA) sei nahezu unverändert bei 23 Prozent der Stimmen gelegen. Die linksgerichtete Partei der Wirtschaftlichen Freiheitskämpfer (EFF) kletterte von sechs auf knapp zehn Prozent. Eine Partei der weißen Minderheit, VF Plus, legte von 0,9 auf knapp drei Prozent zu.

Rund 27 Millionen Südafrikaner waren aufgerufen gewesen, die 400 Abgeordneten des Parlaments in Kapstadt sowie Provinzvertretungen zu wählen.

Ramaphosa vor zweiter Amtszeit

In Südafrika wählt das Parlament auch den neuen Staatschef. Dem ANC-Spitzenkandidaten, Präsident Cyril Ramaphosa, scheint damit eine zweite Amtszeit sicher. Er war erst im Februar 2018 an die Staatsspitze gelangt, nachdem der damalige Präsident Jacob Zuma infolge schwerer Korruptionsvorwürfe zurückgetreten war.