Mann mit Fernstecher schaut von Schiff aufs Mittelmeer
APA/AFP/Federico Scoppa
Dutzende Tote

Flüchtlingsboot im Mittelmeer gesunken

Vor der tunesischen Küste sind nach Angaben des UNO-Flüchtlingswerks (UNHCR) mindestens 65 Menschen ertrunken. Ein Flüchtlingsboot sei etwa 45 Seemeilen (rund 83 Kilometer) vor der tunesischen Küstenstadt Sfax untergegangen, teilte die Organisation Freitagnachmittag mit. Es handle sich um den schlimmsten Zwischenfall seit mehreren Monaten.

Die tunesische Nachrichtenagentur TAP sprach mit Verweis auf lokale Behörden von 70 Toten. Fischer, die sich in der Nähe des Unglücksorts aufgehalten hatten, retteten den Angaben zufolge 16 Menschen vor dem Ertrinken. Eine Person sei direkt ins Krankenhaus gebracht worden, die anderen warteten in der südtunesischen Stadt Zarzis zunächst noch darauf, an Land gehen zu dürfen, teilte das UNHCR mit.

Nach Behördenangaben kamen die auf dem Boot befindlichen Menschen überwiegend aus Ländern südlich der Sahara. Das Boot habe sich Donnerstagabend in der libyschen Hafenstadt Suara auf den Weg in Richtung Europa gemacht, berichteten Überlebende dem UNHCR. Anschließend sei das Boot aufgrund hoher Wellen in Seenot geraten.

Medien: Boot vor Libyen in Seenot

Italienischen Medienberichten zufolge befindet sich unterdessen in libyschen Gewässern ein weiteres Flüchtlingsboot in Seenot. Über hundert Menschen seien in Gefahr, darunter 24 Frauen und acht Kinder, berichtete „La Repubblica“ (Onlineausgabe) am Freitag mit Verweis auf das Mittelmeer-Seenotprojekt Alarm Phone.

Wie Alarm Phone auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mitteile, wurde die italienische Küstenwache über den Vorfall und den genauen Unglücksort informiert. Zuvor habe man vergeblich versucht, die „sogenannte libysche Küstenwache“ zu informieren.

NGO-Schiff auf Lampedusa beschlagnahmt

Auf Lampedusa wurde unterdessen das Schiff „Mare Jonio“ der italienischen Nichtregierungsorganisation Mediterranea von den Justizbehörden beschlagnahmt. Der Crew wird Beihilfe zur Schlepperei vorgeworfen, wie italienische Medien berichteten.

NGO-Schiff Mare Jonio
Reuters/Alkis Konstantinidis

30 Menschen, darunter zwei schwangere Frauen und fünf Kinder, befanden sich an Bord der „Mare Jonio“. Die Menschen waren an Bord eines in Seenot geratenen Schlauchbootes gewesen und wurden 40 Seemeilen vor der libyschen Küste gerettet. „Die Mare Jonio ist auf Lampedusa gelandet, aber nicht als freies Schiff. Mit dem Fall beschäftigt sich die Justiz“, kommentierte Innenminister Matteo Salvini.

Salvini bekräftigt: Häfen bleiben geschlossen

„Die Konfiszierung des Schiffes ist ein Weg, um unsere Arbeit zu verhindern. Wichtig ist jedoch, dass wir Menschen gerettet haben. Das einzige Verbrechen ist, Menschen im Meer oder in Libyen sterben zu lassen“, so die NGO Mediterranea auf Twitter.

Salvini bekräftigte, dass die italienischen Häfen für Migrantinnen und Migranten geschlossen bleiben. Italienischen Medienberichten zufolge richtet sich diese Ansage auch gegen die italienische Marine. Aus diesem Grund blieb am Freitag auch lange offen, wohin jene 36 Menschen gebracht werden, die zuvor von einem italienischen Marineboot vor der libyschen Küste gerettet wurden.

Erst nachdem sich Deutschland, Frankreich, Malta und Luxemburg dazu bereiterklärt hatten, einen Teil der Flüchtlinge aufzunehmen, durften die Geretteten auf Sizilien an Land gehen.