Kehlmann sieht „Demokratie in Gefahr“

Der Schriftsteller Daniel Kehlmann macht sich Sorgen um die Demokratie. „Die Demokratie ist in Gefahr in der westlichen Welt. Sie ist besonders in Gefahr in Österreich“, sagte der 44-Jährige gestern Abend bei einer Preisverleihung in Wien.

Dabei erinnerte der Autor an den österreichischen Komponisten und Dichter Georg Kreisler (1922–2011), der 2009 vor der sich abzeichnenden Rückkehr des Faschismus gewarnt habe. „Er war klarsichtiger als wir anderen. Denn der Ernstfall ist eingetreten“, resümierte der Bestsellerautor („Die Vermessung der Welt“, „Tyll“, „Ich und Kaminski“).

Autor Daniel Kehlmann
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Seine Dankesrede nutzte Kehlmann zu einem Frontalangriff gegen den „jungen Kanzler“ und die „alte ÖVP“, die sich nicht von ihrem Koalitionspartner distanziere. „Ich möchte unseren schweigenden Kanzler fragen, ob er sich darüber klar ist, dass künftige Geschichtsbücher ihn als den Mann bewahren werden, der es einer rechtsextremen Partei ermöglicht hat, diesem Land in seinem äußeren Bild und seinem inneren Gefüge Schaden zuzufügen, der so bald nicht mehr in Ordnung zu bringen ist“, sagte Kehlmann. „Draußen in der Welt wird Österreich inzwischen zuverlässig neben Trumps Amerika, Orbans Ungarn und Bolsonaros Brasilien genannt.“

Kehlmann erhielt den Anton-Wildgans-Literaturpreis der Österreichischen Industrie. Der mit 15.000 Euro dotierte Preis wird seit 1962 an österreichische Autoren und Autorinnen „der jüngeren oder mittleren Generation“ vergeben, „dessen oder deren Werk von hervorragender Relevanz für die literarische und gesellschaftliche Korrelation unserer Zeit ist“. Zu den früheren Preisträgern gehörten Ingeborg Bachmann, Thomas Bernhard, Arno Geiger und Robert Seethaler.