Rabinovici: Kurz’ „Spiel“ mit Antisemitismus

ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz hat seit Ausbruch der Koalitionskrise mehrmals betont, dass der israelische PR-Berater Tal Silberstein hinter dem Video stecken könnte. Für den österreichisch-israelischen Autor und Historiker Doron Rabinovici ist es ein in Österreich „vollkommen unverantwortliches Spiel“ mit antisemitischen Stereotypen.

Rabinovici, der sich wiederholt wissenschaftlich und literarisch mit Österreichs Umgang mit der Vergangenheit beschäftigte, betont gegenüber ORF.at, dass dies Kurz nicht zum ersten Mal passiere. Bereits im Wahlkampffinale 2017 habe er die Wahl als „Volksabstimmung darüber, ob wir die Silbersteins in Österreich wollen“, bezeichnet. Damals sei er von ÖVP-nahen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde auf die antisemtische Tendenz angesprochen worden. Kurz habe entgegnet, es sei so nicht gemeint gewesen. Silberstein arbeitete im Sommer 2017 für die SPÖ und startete eine Dirty-Campaigning-Kampagne mit gefälschten Posts auf Facebook gegen FPÖ und ÖVP. Als es bekanntwurde, wurde er von der SPÖ entlassen.

„Nicht wie ein Staatsmann“

Nun sagte er etwa der deutschen „Bild“-Zeitung und dem „Kurier“ gegenüber, er könne sich vorstellen, dass Silberstein hinter dem Video stehe. Rabinovici empört, dass es derzeit völlig unklar sei, wer das Video gemacht habe. Es sei „unverantwortlich, jemanden dahinter zu vermuten, bei dem man alle möglichen Assoziationen“ auslöse.

Kurz verhalte sich nicht wie ein Staatsmann. Statt zu sagen, er werde in dieser Krise nun versuchen, alle Demokraten zu einen, macht er keinen Unterschied zwischen dem „Ibiza-Skandal“ und anderen Vorgängen. Der Einzige, der sich staatsmännisch verhalte, sei Bundespräsident Alexander Van der Bellen.