Archivbild der Wiener Staatsoper um 1900
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150-Jahr-Jubiläum

Die wechselvolle Geschichte der Staatsoper

Die Wiener Staatsoper wurde am 25. Mai 1869 in Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth feierlich eröffnet. Mozarts „Don Giovanni“ – allerdings auf Deutsch gesungen und „Don Juan“ betitelt – hatte man als Eröffnungsstück gewählt. Der Bau der Architekten August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll löste das beengte, nur wenige Schritte entfernte Kärntnertortheater ab.

Der alte Direktor war zunächst gleichzeitig der neue, bereits 1870 wechselte Franz von Dingelstedt allerdings ans Burgtheater. Eine Zäsur und ersten künstlerischen Höhenflug erlebte die Wiener Oper dann unter der Direktion von Gustav Mahler, der von 1897 bis 1907 am Ring die Leitung innehatte. Der visionäre Komponist und Dirigent forderte eine neue Art des Theatermachens ein und scheute sich nicht, in dessen Dienst mit Traditionen zu brechen und Reformen anzugehen.

Ab 1919 leitete mit Richard Strauss als Kodirektor von Franz Schalk ein weiterer wichtiger Komponist das Haus am Ring – und sorgte in dieser Zeit etwa für die Uraufführung seiner „Frau ohne Schatten“, die nun auch in zwei Wochen zum 150er, genau 100 Jahre nach ihrer Uraufführung, unter der Leitung von Christian Thielemann Premiere feiert. Auch andere Werke seiner Zeit – etwa Korngold, Schreker oder Schönberg – ließ Strauss im Haus am Ring zu Gehör kommen. Damals bereits bezeichnend für den Ruf des Hauses: dass es sich bei dem Orchester der Staatsoper um keine Geringeren als die Wiener Philharmoniker handelt.

150 Jahre Wiener Staatsoper

Die Wiener Staatsoper feiert ihren 150. Geburtstag, der ausführlich gefeiert wird. „KulturMontag“ blickt zurück auf die oft turbulente Geschichte des Hauses.

Nazi-Übernahme und Zerstörung im Weltkrieg

Unmittelbar nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten bekam die Oper deren mörderische Auswirkungen zu spüren: Zahllose Künstler und Mitarbeiter jüdischer Herkunft wurden vertrieben und ermordet, an ihre Stelle traten Nazis und Mitläufer, neben der menschlichen Tragödie war nach kürzester Zeit die künstlerische Qualität zunichtegemacht. Am 12. März 1945 wurde das Haus am Ring bei Kriegshandlungen zerstört und in Folge bis 1955 wieder aufgebaut. In diesen zehn Jahren spielte man in den Ausweichquartieren im Theater an der Wien und an der Volksoper.

Wiedereröffnung mit „Fidelio“

Die Wiedereröffnung am 5. November 1955 mit dem „Fidelio“ unter Karl Böhm „war auch die Wahrnehmung eines freien, souveränen, wiedererstandenen Österreich. Es war aber auch ein Wiederfinden des Selbstbewusstseins der Österreicher“, fasste später Langzeitdirektor Ioan Holender, anlässlich der 50-Jahr-Feiern der Wiedereröffnung im Jahr 2005, die Bedeutung der Wiedereröffnung zusammen.

Herbert von Karajan
AP/Rudi Blaha
Mit Herbert von Karajan gewann die Staatsoper ihr internationales Profil

In der Nachkriegszeit prägte insbesondere Herbert von Karajan die Oper: Sein Bekenntnis zu internationaler Spitzenqualität sorgte dafür, dass zahlreiche Gastdirigenten sowie die großen Opernstars nach Wien kamen und das Haus sich international öffnete und positionierte. In den folgenden Jahren – unter den Intendanzen von Heinrich Reif-Gintl oder Egon Seefehlner – konsolidierte sich das Haus mit einem breiten Repertoirebetrieb, der auch heute mit rund 50 Opern und 15 Ballettwerken in jeder Spielzeit weltweit ein Alleinstellungsmerkmal ist. Zu den Stärken des Hauses zählen bis heute Mozart, Wagner und Strauss sowie das italienische Repertoire.

Kontinuität in der Ära Holender

Zum Aufbau eines hervorragenden Ensembles am Haus trug nicht zuletzt die lange Ära Ioan Holender von 1992 und 2010 bei, der daneben das Repertoire systematisch erweiterte, mehrere Uraufführungen programmierte und zahlreiche Aus- und Zubauten veranlasste. Ab 2010 führte Dominique Meyer als Direktor die Wiener Staatsoper. Unter seiner Ägide wurde erstmals wieder auch Barockoper mit Gastorchestern am Haus gespielt, gekennzeichnet war seine Direktion auch von großem wirtschaftlichem Erfolg.

Die 1.709 Sitz- und 567 Stehplätze verzeichnen Jahr um Jahr eine Rekordauslastung (in der laufenden Saison 99,21 Prozent), auch die Einnahmen wurden in der jüngsten Saison erneut auf 35,5 Mio. Euro in Rekordhöhen gesteigert. 608.952 Gäste verzeichnete das Haus, das nicht nur beim internationalen Opernpublikum große Bekanntheit genießt, sondern durch die Bilder vom alljährlichen, glanzvollen Opernball auch auf den Society-Seiten ein wichtiger Player ist. Eine mit Spannung erwartete Wende steht dem Haus mit der Saison 2020/21 bevor, dann wird der bisher als Plattenboss aktive Bogdan Roscic das Haus als Direktor übernehmen.