Szene des Films „Aladdin“
2019 Disney Enterprises Inc.
Disneys „Aladdin“

Rubbel dich reich

Die Welle der Realverfilmungen von Disney-Klassikern geht nach „Dumbo“ mit „Aladdin“ weiter, einem bunten Unterfangen mit gefällig modernisierter Botschaft von Regisseur Guy Ritchie. Als Dschinni darf Will Smith seit Langem wieder einmal singen.

Angefangen hatte es 1996 mit „101 Dalmatiner“, wo Glenn Glose eine speziell heimtückische Variante der Cruella DeVil spielte. Dann folgte 2010 Tim Burtons „Alice im Wunderland“. Seither kommen die Realverfilmungen von Disney-Zeichentrickfilmen in immer rascherer Folge ins Kino: „Maleficent“, „Cinderella“, das „Dschungelbuch“ und „Die Schöne und das Biest“.

Warum etwas Gelungenes neu machen? Manchmal sind es inhaltliche Gründe, wenn etwa wie bei „Dumbo“ das Original unüberhörbare rassistische Untertöne hat. Vor allem aber lässt sich mit der bekannten Marke auch der neue Film gut verkaufen: Gleich vier dieser Realverfilmungen fallen in das Jahr 2019, nach dem Elefantendrama „Dumbo“ im März nun also der in der Zeichentrickvariante von 1992 wundervoll psychedelische „Aladdin“.

Szene des Films „Aladdin“
2019 Disney Enterprises Inc.
Die Prinzessin und der Dieb: Die Britin Naomi Scott und der Kanadier Mena Massoud spielen Jasmin und Aladdin.

Will Smith in Blitzblau

Mit Ritchie hat Disney einen Regisseur engagiert, der an sich für erwachsenere Actionkomödien wie „Sherlock Holmes“ und „Codename U.N.C.L.E.“ steht. Seine Verfilmung der Geschichte von Aladdin, dem gutherzigen Dieb, ist nach wie vor ein Kinderfilm, die grobe Struktur ist gleich geblieben: Mit seinem Äffchen Abu soll Aladdin eine Wunderlampe für den bösen Großwesir Dschafar stehlen, lernt dabei irrtümlich den Lampengeist Dschinni kennen, verliebt sich in die Prinzessin Jasmin und verhindert den Staatsstreich Dschafars.

Einige Wendungen sind aber modernisiert, Prinzessin Jasmin etwa ist nicht nur eine abenteuerlustige junge Frau, die heiraten will, sondern hat hier sogar politische Ambitionen. Das fügt sich schön in die Geschichte ein, macht aber andere Fettnäpfchen nicht wett – wie etwa den Klassiker, dass nur die Hauptfiguren Aladdin, Jasmin und Dschinni akzentfrei sprechen und singen, alle Nebenfiguren aber die abenteuerlichsten Akzente haben.

Bunt, aber brav

Wie in der Zeichentrickverfilmung kommt auch der neue „Aladdin“ erst so richtig in Fahrt, als Dschinni zum ersten Mal aus seiner Lampe kommt, von Will Smith gesprochen, getanzt und gesungen (siehe Bild ganz oben). Smith war doch eigentlich einmal als Rapper ziemlich erfolgreich, davon ist hier aber nicht mehr viel zu spüren – vielleicht weil er sich so sehr dem Disney-Diktat unterwirft, wahrscheinlich aber vor allem aufgrund der seltsamen Inszenierung, die jedem lustvoll übertriebenen Witz der Zeichentrickversion die scharfen Zähne zieht.

Szene des Films „Aladdin“
2019 Disney Enterprises Inc.
Aladdin und die magische Lampe

Das wird vor allem im direkten Vergleich deutlich, etwa bei der Musiknummer, in der Aladdin zum ersten Mal von Dschinni als „Prinz Ali“ dem Sultan vorgestellt wird, in der der Dschinn alle paar Sekunden die Gestalt ändert.

Die Übersetzung der übermütig eskalierenden Zeichentrickanimation von John Musker und Ron Clements in Realfilm ist eine heikle Angelegenheit, war doch der Charme von „Aladdin“ vor allem die Wandlungsfähigkeit von Dschinni. Computeranimationen, die ihrerseits realistisch wirken sollen, können da nicht mit.

Die nächsten Streiche

Realismus ist das Letzte, was ein Film wie „Aladdin“ brauchen kann, Ritchie versucht es trotzdem. Dass die Musicalnummern trotzdem Ohrwürmer sind, kann er sich nicht auf die Fahnen schreiben. Fix sind die nächsten Realverfilmungen jedenfalls längst: „Der König der Löwen“ von „Dschungelbuch“-Regisser Jon Favreau kommt schon im Juli ins Kino, mit den Stimmen von Donald Glover und Beyonce, im Oktober dann eine „Maleficient“-Fortsetzung, und in Produktion sind bereits „Mulan“, „Cruella“ und „Pinocchio“.