Tote bei Protesten gegen Indonesiens Präsidenten

Bei Straßenkämpfen nach der Wiederwahl des indonesischen Präsidenten Joko Widodo sind heute in Jakarta mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen. Zudem gab es mehr als 200 Verletzte, wie der Gouverneur der Hauptstadt, Anies Baswedan, heute mitteilte. Auslöser der Proteste sind Vorwürfe des unterlegenen Gegenkandidaten Prabowo Suhanto, bei der Wahl habe es schweren Betrug gegeben.

Mehrere hundert seiner Anhänger und Anhängerinnen zogen daraufhin gestern Abend vor das Gebäude der staatlichen Wahlkommission. Aus der Menge flogen nach Augenzeugenberichten Steine auf die Sicherheitskräfte. Mehrere Autos gingen in Flammen auf.

Zerstörtes Auto
APA/AFP/Bay Ismoyo

Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein. Zudem sollen Beamte mit Gummigeschoßen auf die Demonstranten gefeuert haben. Dafür gab es aber keine Bestätigung. Mindestens 20 Menschen wurden festgenommen.

Vorwurf der Wahlmanipulation

Prabowo wirft dem Präsidenten vor, die Wahl Mitte April manipuliert zu haben. Die Wahlkommission weist das zurück. Dem amtlichen Endergebnis zufolge gewann Joko klar. Für den 57 Jahre alten Staatschef stimmten laut Kommission 55,5 Prozent. Sein Gegenkandidat kam lediglich auf 44,5 Prozent.

Prabowo hatte nach der Bekanntgabe seiner abermaligen Niederlage angekündigt, „mit allen legalen Mitteln“ dagegen vorzugehen. Der Ex-General hatte auch schon 2014 verloren und die Wahl dann vor Gericht angefochten – ohne Erfolg.

Indonesien – ein Staat aus mehr als 17.000 Inseln – ist die drittgrößte Demokratie und das bevölkerungsreichste muslimische Land der Welt. Von mehr als 260 Millionen Einwohnerinnen und EInwohnern sind annähernd 90 Prozent Muslime. Lange Zeit galt Indonesien als Modell für einen toleranten Islam. Zuletzt gewannen konservative Kräfte an Einfluss.