Screenshot zeigt Banksy-Instagram-Profil
Screenshot: instagram.com/banksy
Abseits der Biennale

Banksy mischt Venedig auf

Nicht zur Biennale in Venedig eingeladen? So ist es auch dem britischen Street-Art-Künstler Banksy ergangen. Trotzdem kam er – und schuf ein kritisches Kunstwerk zur Flut an Venedig-Touristen, Kreuzfahrtschiffen und der bedrohten Umwelt. Auch sonst setzt Banksy auf Aktionismus.

Banksy baute nach Darstellung auf seinem Instagram-Account in der italienischen Stadt während der Eröffnung der Biennale in der Nähe des Markusplatzes einen Straßenstand auf. Darauf sind mehrere Gemälde zu sehen, die sich zu einem großen Kreuzfahrtschiff zusammenfügen. Daneben steht ein Schild mit dem Titel „Venice in Oil“ – eine Anspielung auf die Verschmutzung durch Kreuzfahrtkolosse in Venedig.

Auf seinem verifizierten Instagram-Account sagt Banksy: „Obwohl es die größte und renommierteste Kunstveranstaltung der Welt ist, bin ich aus irgendeinem Grund nie eingeladen worden.“ Um Banksy hat sich ein riesiger Hype entwickelt, weil er seine Identität seit Jahren geheim hält.

Immer wieder Schlagzeilen

Immer wieder tauchen Werke auf, die ihm zugeordnet werden. Erst vor wenigen Tagen rätselte Venedig, ob ein Wandgemälde an einem Kanal von einem Kind mit einer Rettungsweste von Banksy stammen könnte. In dem Video auf der Banksy-Seite sind nicht nur Passantinnen und Passanten zu sehen, die den Straßenstand als das schönste Werk der Biennale loben, sondern auch Polizisten, die den mutmaßlichen Straßenverkäufer auffordern, den Platz zu verlassen.

Tribut an Klimaschützer

Das Thema Umwelt und Klimaschutz liefert seit Langem wichtige Motive für Banksy. Britische Medien berichteten unlängst vom Bild eines kleinen Mädchens mit einer Pflanze am Marble Arch, dem großen Marmorbogen am Rande des Hyde Parks.

Das Graffito ist anscheinend ein Tribut an die Klimaschützer, die in den Tagen davor an Aktionen der Bewegung Extinction Rebellion in der britischen Hauptstadt teilgenommen hatten. Zum Abschluss der Demonstrationen waren sie im Hyde Park zusammengekommen. Banksy hat das Werk bisher nicht offiziell für sich reklamiert.

Taktik statt Verzweiflung

Das Graffito zeigt ein kleines Mädchen, das vor einem frisch gepflanzten Setzling hockt. Daneben steckt ein kleiner Spaten in der Erde. In der Hand hält das Kind das Symbol der Klimaschützer. In weißer Schrift steht daneben: „From this moment despair ends and tactics begin“ (Von diesem Augenblick an endet die Verzweiflung und die Taktik beginnt). Das Kunstwerk heizte Spekulationen an, Banksy könne sich den Klimaschützern angeschlossen haben.

Obwohl die Urheberschaft noch unklar ist, verkündete Extinction Rebellion auf seinem Twitter-Konto: „Neuer #Banksy gestern Abend am Marble-Arch-Treffpunkt von #ExtinctionRebellion aufgetaucht.“ Es handle sich bei dem Bildtext um ein Zitat des belgischen Philosophen Raoul Vaneigem aus seinem Werk „Die Revolution des Alltagslebens“.

Schredderkunst

Banksy hatte vergangenen Herbst weltweit Schlagzeilen gemacht, als sein Werk „Girl with Balloon“ während einer Kunstauktion vor aller Augen zur Hälfte geschreddert wurde. Es war kurz vor der Aktion für umgerechnet rund 1,2 Millionen Euro versteigert worden. Die Käuferin wollte das Bild trotzdem. „Wir freuen uns, den Kauf zu bestätigen“, sagte Alex Branczik vom Auktionshaus Sotheby’s damals.

Banksy-Kunstwerk
APA/AFP/Thomas Kienzle
Banksys „Schredderkunstwerk“ nach der Auktion

„Banksy zerstörte kein Kunstwerk bei der Auktion, er schuf eines“, sagte Branczik. Das neue Werk mit dem Namen „Love is in the Bin“ sei das erste, das während einer Auktion geschaffen worden sei. Die Käuferin wurde mit dem Satz zitiert: „Als das Werk geschreddert wurde, war ich zunächst schockiert, doch allmählich fing ich an zu begreifen, dass ich an mein eigenes Stück Kunstgeschichte gelangt war.“