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APA/AFP/Fred Dufour
Handelsstreit USA – China

US-Sanktionen treiben Huawei in die Enge

Der Handelsstreit zwischen den USA und China wird für den Mobilfunkkonzern Huawei zunehmend zur Krise. Zahlreiche Lieferanten stellten in den vergangenen Tagen die Kooperation mit dem zweitgrößten Handyhersteller der Welt ein, das könnte auch die Smartphone-Produktion beeinträchtigen. China redet von einer „Schikane“, die USA bezichtigen den Konzern der Lüge.

Der Sprecher des Handelsministeriums in Peking sprach am Donnerstag von „wirtschaftlicher Schikane“ seitens der USA. Die beste Antwort der chinesischen Firmen darauf sei es, „weiter zu wachsen“. Peking habe offiziellen Protest in Washington eingelegt. Chinas Außenminister Wang Yi fand ebenfalls deutliche Worte: Das Vorgehen der USA diene nur dazu, den „Entwicklungsprozess“ Chinas zu stören. Das Land sei bereit, im Handelsstreit „bis zum Ende zu kämpfen“.

Wenige Stunden später kam die Antwort aus Washington. US-Außenminister Mike Pompeo warf Huawei-Chef Ren Zhengfei vor, über die Verbindungen des Konzerns zur chinesischen Regierung zu lügen. „Das Unternehmen ist nicht nur eng mit China, sondern auch mit der chinesischen Kommunistischen Partei verbunden“, sagte er dem Sender CNBC.

„Die Existenz dieser Verbindungen gefährdet amerikanische Informationen, die über diese Netze übermittelt werden.“ Gegenteilige Äußerungen des Huawei-Chefs wies Pompeo zurück. „Das ist einfach falsch“, sagte er. „Er ist nach dem Gesetz verpflichtet, das (mit der chinesischen Regierung zusammenzuarbeiten, Anm.) zu tun.“ Er gehe daher davon aus, dass weitere Firmen die Kooperation mit Huawei einstellen würden.

Lieferanten springen ab

In den vergangenen Tagen beendeten gleich mehrere Zulieferer Huaweis die Zusammenarbeit mit dem Konzern. Auch japanische Konzerne ziehen jetzt offenbar bei den US-Sanktionen mit: Am Donnerstag stoppte der japanische Elektronikkonzern Panasonic alle Geschäftsbeziehungen zu Huawei und seinen Tochterfirmen, „die unter das US-Verbot fallen“. Dabei geht es um die Lieferung von Produkten, die ganz oder teilweise in den USA hergestellt werden.

Vor allem die Smartphone-Produktion könnte durch die Sanktionen schwer beeinträchtigt werden. Erst am Mittwoch gab der Chiphersteller ARM bekannt, dass man die Kooperation mit Huawei einstellen werde. In einer Mitteilung an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens hieß es, man solle sämtliche Kooperation mit Huawei einstellen, um mit den Sanktionen der USA im Einklang zu sein.

Die Designs von ARM sind die Basis für praktisch alle Prozessoren in Smartphones – darunter etwa die Snapdragon-Chips des US-Herstellers Qualcomm und die Kirin-Reihe von dem zu Huawei gehörenden Hersteller HiSilicon. Damit könnte Huawei keine Möglichkeit mehr haben, eigene Chips herzustellen, wird von Expertinnen und Experten vermutet.

„Plan B“ für Betriebssystem

Doch nicht nur bei der Hardware kommt Huawei unter Druck: Denn mit der Ankündigung von Google, nicht mehr mit Huawei zusammenzuarbeiten, ist auch die Software von den US-Sanktionen betroffen. Denn alle Huawei-Telefone und -Tablets werden mit Googles Betriebssystem Android betrieben.

Deshalb hieß es bereits vonseiten Huaweis, dass es einen „Plan B“ gebe, der ein eigenes Betriebssystem für die Smartphones vorsehe. Daran werde schon länger gearbeitet, schreibt etwa die BBC. Neben dem Google-Betriebssystem Android, das auf dem Großteil der Smartphones weltweit installiert ist, gibt es praktisch nur noch das Apple-Betriebssystem iOS mit einem nennenswerten Marktanteil. Welche Erfolgschancen ein Huawei-eigenes Betriebssystem – immerhin ist Huawei hinter dem koreanischen Konzern Samsung der zweitgrößte Handyhersteller weltweit – hat, ist aber noch vollkommen unklar.

Nach Huawei-Manager Richard Yus Angaben gegenüber CNBC könnte das Betriebssystem in China Ende des Jahres einsatzbereit sein, auf den internationalen Markt könnte es dann im Laufe des ersten Halbjahres 2020 kommen. Medienberichten zufolge arbeitet der Konzern schon seit 2012 an einem eigenen Betriebssystem. Das System mit dem Namen HongMeng wird derzeit getestet und soll schrittweise Android ersetzen.

Sanktionen seit vergangener Woche

US-Präsident Donald Trump hatte vergangene Woche US-Unternehmen per Dekret die Nutzung von Telekommunikationstechnik untersagt, die als Sicherheitsrisiko eingestuft wird. Huawei gilt als Hauptziel des Dekrets – die USA befürchten chinesische Spionage und Sabotage, was Huawei zurückweist. Das US-Handelsministerium setzte Huawei samt Tochterfirmen zudem wegen mutmaßlicher Umgehung der Iran-Sanktionen auf die schwarze Liste von Unternehmen, an die US-Firmen nur mit behördlicher Erlaubnis Technologieprodukte verkaufen dürfen.