Anti-Terror-Ermittlungen nach Explosion in Lyon

Nach einer Explosion mit mehreren Verletzten in der Innenstadt von Lyon ermitteln Anti-Terror-Spezialisten. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft der dpa gestern. Nach Angaben der Behörden sind mindestens acht Menschen verletzt worden. Der Sender BFMTV berichtete von mindestens 13 Verletzten, darunter sei auch ein Kind.

Laut Staatsanwaltschaft explodierte am späten Nachmittag eine Paketbombe in einer Fußgängerzone. Nach Angaben aus Polizeikreisen enthielt die Paketbombe „Schrauben oder Bolzen“. Sie sei vor einer Bäckerei an einer Straßenecke deponiert worden. Der Unglücksort im historischen Zentrum der Großstadt wurde abgesperrt. Der Staatsanwalt von Lyon, Nicolas Jacquet, begab sich an den Ort der Explosion.

Einsatzkräfte am Tatort
APA/AFP/Philippe Desmazes

Keine weiteren Explosionen

„Wir sind erleichtert, weil es offensichtlich keine Schwerverletzten gab, aber wir wissen mit Sicherheit, dass es ein Sprengsatz war“, sagte der Bürgermeister des zweiten Arrondissements von Lyon, Denis Broliquier. Der Verdächtige sei von einer Überwachungskamera gefilmt worden.

Ein 30 bis 35 Jahre alter Mann auf einem Fahrrad sei zum Zeitpunkt der Explosion in der Nähe des Tatorts beobachtet worden und werde von der Polizei gesucht, wurde aus Ermittlerkreisen verlautet. Die örtliche Präfektur dementierte am Abend Gerüchte, wonach es weitere Explosionen gegeben haben soll.

Macron spricht von „Angriff“

Der französische Präsident Emmanuel Macron erklärte, es habe in Lyon einen „Angriff“ gegeben. Er könne derzeit keine genaueren Angaben machen, aber „heute, bisher, gibt es kein Opfer“. Er sei im Gedanken bei den Verletzten und ihren Familien, sagte er zu Beginn eines Liveinterviews mit dem YouTuber J-2 zur Europawahl.

Die Explosion trifft Frankreich kurz vor der Europawahl. Premierminister Edouard Philippe sagte seine Teilnahme an einer Abschlusswahlkampfveranstaltung ab, wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichte. Die Rechtspopulistin Marine le Pen sprach von einem „terroristischen Anschlag“.

Die Hintergründe der Tat sind noch unklar. Frankreich wird seit Jahren von einer islamistischen Terrorwelle erschüttert, dabei wurden rund 250 Menschen getötet.