Aufbahrung der verstorbenen Motorsport-Legende Niki Lauda
APA/Georg Hochmuth
Stephansdom

Abschied von Niki Lauda

Am Mittwoch können Fans und Wegbegleiter Abschied von Formel-1-Legende und Flugunternehmer Niki Lauda nehmen. In der Früh wurde Lauda im Wiener Stephansdom öffentlich aufgebahrt, beim Requiem im Anschluss werden Formel-1-Stars wie Alain Prost erwartet. Als Redner sind Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Ex-Formel-1-Fahrer Gerhard Berger und Arnold Schwarzenegger vorgesehen.

Von 8.00 bis 12.00 Uhr kann der Stephansdom über das Primtor beim Südturm betreten werden. Der geschlossene Sarg ist in der Mitte der Kathedrale postiert und mit Laudas Rennhelm geschmückt, Lauda wird im Rennanzug beerdigt. Um 13.00 Uhr findet das Requiem statt, dieses ist nicht medienöffentlich. Im Anschluss wird Lauda über das Riesentor aus der Kirche getragen und im engsten Familienkreis beigesetzt. Zahlreiche Menschen kamen bereits am Vormittag. Zuvor hatte die Familie vor dem Sarg eine kleine Andacht gehalten.

Es wird erwartet, dass zahlreiche Formel-1-Stars Lauda auf seinem letzten Weg begleiten werden. Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton hat sein Kommen angekündigt, Ex-Teamkollege Prost wird die Lesung halten. Das Mercedes-Team, die letzte sportliche Station Laudas, wird ebenfalls stark vertreten sein. Insgesamt dürften rund 300 Ehrengäste zum Requiem eintreffen, das von Dompfarrer Toni Faber geleitet wird.

Zahlreiche Trauergäste erwartet

Lauda ist laut Faber der erste Sportler, der im Stephansdom öffentlich aufgebahrt wird. Diese Möglichkeit gebe es bei prominenten Persönlichkeiten auf Ansuchen der Familie, so Faber gegenüber Kathpress. Zuletzt geschah das nach dem Tod des Malers Ernst Fuchs, davor unter anderem auch bei Kardinal Franz König, Otto Habsburg und Ex-ÖGB-Präsident und -Innenminister Franz Olah. Während der Trauerfeier sind keine Film- und Fotoaufnahmen erlaubt.

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Abschied von Niki Lauda
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Laudas Sarg wird in den Stephansdom getragen
Warteschlange vor dem Stephansdom
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Vor dem Stephansdom bildeten sich lange Schlangen
Abschied von Niki Lauda
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Birgit Lauda, die Witwe des Verstorbenen
Abschied von Niki Lauda
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Zum medienöffentlichen Teil der Aufbahrung kamen Hunderte Menschen
Abschied von Niki Lauda
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Auch Dompfarrer Toni Faber nimmt Abschied
Abschied von Niki Lauda
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Blumenschmuck der engsten Familie und Fotos zieren den Stephansdom
Warteschlange vor dem Stephansdom
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Auch der strömende Regen hielt die Trauergäste am Vormittag nicht davon ab, ihr Beileid zu bekunden

Faber zeigte sich gegenüber der APA bemüht, jenen Tausenden Menschen, die sich am Vormittag verabschieden wollen, gerecht zu werden und den Zugang zum Dom zu gewähren. „Niki Lauda war nicht nur ein Stern am Rennfahrerhimmel, nicht nur ein Stern im Flugbetrieb, sondern er war auch ein Stern für seine Familie. Er war abseits der Öffentlichkeit ein liebevoller Ehemann, Vater und Großvater, so schreibt es die Familie auf die Parte. Und ich weiß, dass das stimmt“, sagte er zur APA. „Er war ein emphatischer, humorvoller, gelassener, bescheidener, unprätentiöser Mensch im persönlichen Gespräch, den ich immer mehr schätzen gelernt habe. Die Sorgen seines Gegenüber sind ihm nahegegangen. Er hat nachgefragt, so konnte ich ihn selbst erleben.“

„Kein Vorzeigekatholik, aber ein Christ“

Faber erinnerte sich daran, dass er Lauda einmal überraschend im Dom getroffen habe. „Niki hat mit seinen Kindern Kerzen angezündet.“ Das habe er laut eigenen Angaben öfters gemacht. „Er war kein großer Vorzeigekatholik, aber ein Christ, der gewusst hat, was zu tun ist. Der seine Lebenszeit gut genützt hat. Nichts war ihm lästiger als unnötig vergeudete, verzettelte Zeit. Das ist eine große Predigt an uns, unsere Lebenszeit, die ja begrenzt und limitiert ist, wirklich gut zu nützen.“

Die musikalische Begleitung übernimmt Christian Kolonovits mit einem kleinen Ensemble. Auch der US-Musical-Darsteller Drew Sarich und Sängerin Joni Madden werden auftreten. Zu hören sein werden Musikstücke wie „Amazing Grace“, „Fast Car“ von Tracy Chapman, John Lennons „Imagine“ und auch „Hero“ der Band Family Of The Year. Die Polizei rechnet mit zahlreichen Besucherinnen und Besuchern und Kondolierenden. Der Lieferverkehr rund um den Stephansplatz wird von der Früh weg eingeschränkt sein. Dazu könne es im Bereich der Zu- und Abfahrten zu temporären Sperren kommen, so Polizeisprecher Patrick Maierhofer. 130 Beamtinnen und Beamte werden für Sicherungsmaßnahmen im und um den Stephansdom sowie für Verkehrsmaßnahmen im Einsatz sein.

Formel-1-Welt nahm am Sonntag Abschied

Beim Rennen in Monaco am Sonntag nahm die Formel-1-Welt bereits Abschied von Lauda. Hamilton trug beim Rennen unter anderem einen roten Helm in Anlehnung an die rote Kappe Laudas, auf der Rückseite stand Laudas Name. Nach seinem Sieg sagte der fünfmalige Champion und aktuelle WM-Spitzenreiter: „Ich habe mit dem Spirit von Niki gekämpft.“ Der Brite hatte eine besondere Beziehung zu Lauda, der maßgeblich dafür verantwortlich war, dass Hamilton zu Mercedes kam, wo er vier WM-Titeln in fünf Jahren einfuhr.

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Niki Lauda
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Lauda beim Grand Prix von Argentinien im Jänner 1975
Das Archivbild vom 01.08.1976 zeigt den Zusammenstoß in der zweiten Runde des Grand Prix auf dem Nürburgring, bei dem der Ferrari des Formel-1-Weltmeisters Niki Lauda brennt
APA/dpa/lrs
Der verhängnisvolle Unfall am 1. August 1976 auf dem Nürburgring
Archivbild aus dem Jahr 1976: Niki Lauda bei der Einlieferung in eine Ludwigshafener Spezialklinik für Verbrennungen
APA/dpa
Lauda nach seinem Unfall
Niki Lauda mit Kopfverband nach seinem Unfall auf einer Pressekonferenz
AP
Wenige Wochen nach seinem Unfall verkündet Lauda, dass er beim Grand Prix in Monza starten werde – 42 Tage nach dem Unfall
Niki Lauda mit Kopfverband nach seinem Unfall am Steuer seines F1-Boliden
AP
Tatsächlich sitzt er im September wieder in seinem Ferrari
Archivbild aus dem Jahr 1976 zeigt James Hunt und Niki Lauda
AP/Nick Ut
Lauda im Herbst 1976 mit seinem Konkurrenten James Hunt
Der zweifache Weltmeister Niki Lauda posiert am Sonntag (07.02.1999) auf dem Vorderreifen des McLaren-Mercedes Doppelsitzers am Circuit de Catalunya bei Barcelona für die Fotografen und Kamerateams.
APA/dpa
1999 steigt Lauda noch einmal in einen Formel-1-Wagen, freilich außer Konkurrenz
Niki Lauda im Cockpit einer Lauda-Air-Maschine
APA/PR/Lauda Air
Lauda als Pilot seiner Lauda Air
Archivbild aus dem jahr 1991 zeigt Niki Lauda in den Trümmern der abgestürzten Lauda-Air-Maschine
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Der Airline-Chef an der Absturzstelle der Lauda-Air-Maschine in Thailand 1991
Niki Aluda und Michael Schumacher im September 1997
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Lauda als Ferrari-Berater im Gespräch mit dem jungen Michael Schumacher 1997 in Spielberg
Niki Lauda vor einer Fly-Niki-Maschine
APA/Joe Klamar
Mit Niki steigt Lauda zum zweiten Mal in die Luftfahrtbranche ein
Niki Lauda auf einem Motorrad beim Lifeball 2008
APA/Hans Klaus Techt
Lauda 2008 auf dem Life Ball
Niki Lauda mit seiner Gattin Birgit
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Mit seiner Frau Birgit besucht er 2013 die Filmpremiere von „Rush“ in London
Laudamotion Eigentümer Niki Lauda während der Pressekonferenz am Freitag, 16. März 2018, in Wien
APA/Herbert Pfarrhofer
2018 bei einer Pressekonferenz seiner Firma Laudamotion

Vor dem Rennen stellten sich die 20 Fahrer auf der Start- und Zielgeraden in einem Kreis zusammen. In der Mitte auf einem schwarzen Sockel lag ein Rennhelm von Lauda. Als die Schweigeminute vorbei war, ertönten die Hupen der unzähligen Jachten im Hafen des Fürstentums. Alle Mercedes-Mitarbeiter trugen rote Kappen und schwarze Armbinden, die Piloten trugen bei der Fahrerparade rote Kappen mit der weißen Aufschrift „Niki“.

Neben einem roten Cockpitschutz zierte der Schriftzug „Danke Niki“ die Nasen der beiden Silberpfeile, darüber ein Autogramm Laudas in roter Schrift. Einer der üblicherweise silbernen Sterne auf der Motorabdeckung der Mercedes war ebenfalls rot. Das soll auch so bleiben, um den Einfluss Laudas auf das Weltmeisterteam der vergangenen fünf Jahre zu unterstreichen, sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Auch zahlreiche andere Teams, darunter Laudas erstes Weltmeisterteam Ferrari, huldigten Lauda mit Botschaften auf ihren Rennwagen.

Gesundheitliche Probleme auch nach Horrorunfall

Lauda starb vergangenen Montag in einer Klinik in Zürich. Er hatte sich im Sommer 2018 einer Lungentransplantation unterziehen müssen und musste zu Jahreswechsel wegen einer Grippeerkrankung erneut ins Krankenhaus. Lauda plante nach der Transplantation eine schnelle Rückkehr in den Rennzirkus und arbeite hart an sich, hieß es Ende Februar. Nach seinem Horrorunfall auf dem Nürburgring am 1. August 1976 hatte Lauda zeitlebens mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, er bekam auch zwei Nieren transplantiert.

Dreifacher Weltmeister und Flugunternehmer

Der am 22. Februar 1949 geborene Unternehmersohn Lauda wurde dreimal Weltmeister der Königsklasse im Rennsport, zunächst 1975 und 1977. Nach seinem überraschenden Rücktritt 1979 kehrte er ebenso überraschend 1982 in die Formel 1 zurück und holte 1984 seinen dritten Weltmeistertitel. Sein letztes Rennen fuhr er am 3. November 1985. 42 Tage nach dem Unfall, bei dem sein Ferrari in Flammen stand, saß er wieder im Cockpit eines Formel-1-Boliden.

Noch während seiner aktiven Rennfahrerzeit gründete der begeisterte Pilot mit der Lauda Air seine eigene Fluglinie. Der wohl dunkelste Moment in Laudas Leben kam 1991, als eine Boeing 767 seiner Airline wegen eines technischen Fehlers über Thailand abstürzte und alle 223 Insassinnen und Insassen starben. „Ich war tief erschüttert“, sagte er darüber später. Die Ursache des Absturzes war noch monatelang Gegenstand von Diskussionen. Ein defektes Ventil wurde als Urheber der Aktivierung der Schubumkehr – eine Art Bremssystem – ausgemacht.

Fahrer gedenken Niki Lauda
AP/Andreji Isakovic
In Monaco hielten die Rennfahrer eine Schweigeminute für Lauda ab

An der Fluglinie beteiligte sich Ende der 1990er Jahre der Konkurrent Austrian Airlines (AUA), 2000 verließ Lauda das Unternehmen, das 2002 ganz an die AUA ging. 2003 hob Lauda mit einer neuen Flotte unter dem Namen Niki ab, 2011 stieg er auch hier aus und überließ Air Berlin das Ruder. Mit der Niki-Insolvenz begann ein langer Streit über die Zukunft der Fluglinie. Mit seiner neuen Firma Laudamotion erhielt Lauda überraschend den Zuschlag für die Reste von Niki, ehe er das gesamte Unternehmen an die irische Fluggesellschaft Ryanair weiterverkaufte.

Kein Blatt vor dem Mund

Lauda galt aufgrund seiner Karriere als einer der international bekanntesten Österreicher – ein Umstand, der sich durch den 2013 veröffentlichten Spielfilm „Rush“, in dem der deutsche Schauspieler Daniel Brühl Lauda verkörpert, noch einmal verstärkte. Auch in dem Film wurde Lauda als durchaus streitbar dargestellt, schon als Rennfahrer nahm er sich bei seinen Aussagen kein Blatt vor den Mund. Das sollte sich später auch in seiner Unternehmerkarriere nicht ändern.

Ab und zu musste er sich auch die Kritik gefallen lassen, bei Äußerungen – etwa über gesellschaftspolitische Themen – über das Ziel hinausgeschossen zu sein. Dennoch und vielleicht auch deswegen: „Niki nationale“ galt für viele Österreicher und Österreicherinnen als Aushängeschild für Mut, Unternehmergeist und kalkulierte Risikobereitschaft, der noch dazu manchmal seine Fluggäste ganz persönlich in die Urlaubsdestination charterte.