Von 8.00 bis 12.00 Uhr kann der Stephansdom über das Primtor beim Südturm betreten werden. Der geschlossene Sarg ist in der Mitte der Kathedrale postiert und mit Laudas Rennhelm geschmückt, Lauda wird im Rennanzug beerdigt. Um 13.00 Uhr findet das Requiem statt, dieses ist nicht medienöffentlich. Im Anschluss wird Lauda über das Riesentor aus der Kirche getragen und im engsten Familienkreis beigesetzt. Zahlreiche Menschen kamen bereits am Vormittag. Zuvor hatte die Familie vor dem Sarg eine kleine Andacht gehalten.
Es wird erwartet, dass zahlreiche Formel-1-Stars Lauda auf seinem letzten Weg begleiten werden. Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton hat sein Kommen angekündigt, Ex-Teamkollege Prost wird die Lesung halten. Das Mercedes-Team, die letzte sportliche Station Laudas, wird ebenfalls stark vertreten sein. Insgesamt dürften rund 300 Ehrengäste zum Requiem eintreffen, das von Dompfarrer Toni Faber geleitet wird.
Zahlreiche Trauergäste erwartet
Lauda ist laut Faber der erste Sportler, der im Stephansdom öffentlich aufgebahrt wird. Diese Möglichkeit gebe es bei prominenten Persönlichkeiten auf Ansuchen der Familie, so Faber gegenüber Kathpress. Zuletzt geschah das nach dem Tod des Malers Ernst Fuchs, davor unter anderem auch bei Kardinal Franz König, Otto Habsburg und Ex-ÖGB-Präsident und -Innenminister Franz Olah. Während der Trauerfeier sind keine Film- und Fotoaufnahmen erlaubt.
Faber zeigte sich gegenüber der APA bemüht, jenen Tausenden Menschen, die sich am Vormittag verabschieden wollen, gerecht zu werden und den Zugang zum Dom zu gewähren. „Niki Lauda war nicht nur ein Stern am Rennfahrerhimmel, nicht nur ein Stern im Flugbetrieb, sondern er war auch ein Stern für seine Familie. Er war abseits der Öffentlichkeit ein liebevoller Ehemann, Vater und Großvater, so schreibt es die Familie auf die Parte. Und ich weiß, dass das stimmt“, sagte er zur APA. „Er war ein emphatischer, humorvoller, gelassener, bescheidener, unprätentiöser Mensch im persönlichen Gespräch, den ich immer mehr schätzen gelernt habe. Die Sorgen seines Gegenüber sind ihm nahegegangen. Er hat nachgefragt, so konnte ich ihn selbst erleben.“
„Kein Vorzeigekatholik, aber ein Christ“
Faber erinnerte sich daran, dass er Lauda einmal überraschend im Dom getroffen habe. „Niki hat mit seinen Kindern Kerzen angezündet.“ Das habe er laut eigenen Angaben öfters gemacht. „Er war kein großer Vorzeigekatholik, aber ein Christ, der gewusst hat, was zu tun ist. Der seine Lebenszeit gut genützt hat. Nichts war ihm lästiger als unnötig vergeudete, verzettelte Zeit. Das ist eine große Predigt an uns, unsere Lebenszeit, die ja begrenzt und limitiert ist, wirklich gut zu nützen.“
Die musikalische Begleitung übernimmt Christian Kolonovits mit einem kleinen Ensemble. Auch der US-Musical-Darsteller Drew Sarich und Sängerin Joni Madden werden auftreten. Zu hören sein werden Musikstücke wie „Amazing Grace“, „Fast Car“ von Tracy Chapman, John Lennons „Imagine“ und auch „Hero“ der Band Family Of The Year. Die Polizei rechnet mit zahlreichen Besucherinnen und Besuchern und Kondolierenden. Der Lieferverkehr rund um den Stephansplatz wird von der Früh weg eingeschränkt sein. Dazu könne es im Bereich der Zu- und Abfahrten zu temporären Sperren kommen, so Polizeisprecher Patrick Maierhofer. 130 Beamtinnen und Beamte werden für Sicherungsmaßnahmen im und um den Stephansdom sowie für Verkehrsmaßnahmen im Einsatz sein.
Formel-1-Welt nahm am Sonntag Abschied
Beim Rennen in Monaco am Sonntag nahm die Formel-1-Welt bereits Abschied von Lauda. Hamilton trug beim Rennen unter anderem einen roten Helm in Anlehnung an die rote Kappe Laudas, auf der Rückseite stand Laudas Name. Nach seinem Sieg sagte der fünfmalige Champion und aktuelle WM-Spitzenreiter: „Ich habe mit dem Spirit von Niki gekämpft.“ Der Brite hatte eine besondere Beziehung zu Lauda, der maßgeblich dafür verantwortlich war, dass Hamilton zu Mercedes kam, wo er vier WM-Titeln in fünf Jahren einfuhr.
Vor dem Rennen stellten sich die 20 Fahrer auf der Start- und Zielgeraden in einem Kreis zusammen. In der Mitte auf einem schwarzen Sockel lag ein Rennhelm von Lauda. Als die Schweigeminute vorbei war, ertönten die Hupen der unzähligen Jachten im Hafen des Fürstentums. Alle Mercedes-Mitarbeiter trugen rote Kappen und schwarze Armbinden, die Piloten trugen bei der Fahrerparade rote Kappen mit der weißen Aufschrift „Niki“.
Neben einem roten Cockpitschutz zierte der Schriftzug „Danke Niki“ die Nasen der beiden Silberpfeile, darüber ein Autogramm Laudas in roter Schrift. Einer der üblicherweise silbernen Sterne auf der Motorabdeckung der Mercedes war ebenfalls rot. Das soll auch so bleiben, um den Einfluss Laudas auf das Weltmeisterteam der vergangenen fünf Jahre zu unterstreichen, sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Auch zahlreiche andere Teams, darunter Laudas erstes Weltmeisterteam Ferrari, huldigten Lauda mit Botschaften auf ihren Rennwagen.
Gesundheitliche Probleme auch nach Horrorunfall
Lauda starb vergangenen Montag in einer Klinik in Zürich. Er hatte sich im Sommer 2018 einer Lungentransplantation unterziehen müssen und musste zu Jahreswechsel wegen einer Grippeerkrankung erneut ins Krankenhaus. Lauda plante nach der Transplantation eine schnelle Rückkehr in den Rennzirkus und arbeite hart an sich, hieß es Ende Februar. Nach seinem Horrorunfall auf dem Nürburgring am 1. August 1976 hatte Lauda zeitlebens mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, er bekam auch zwei Nieren transplantiert.
Dreifacher Weltmeister und Flugunternehmer
Der am 22. Februar 1949 geborene Unternehmersohn Lauda wurde dreimal Weltmeister der Königsklasse im Rennsport, zunächst 1975 und 1977. Nach seinem überraschenden Rücktritt 1979 kehrte er ebenso überraschend 1982 in die Formel 1 zurück und holte 1984 seinen dritten Weltmeistertitel. Sein letztes Rennen fuhr er am 3. November 1985. 42 Tage nach dem Unfall, bei dem sein Ferrari in Flammen stand, saß er wieder im Cockpit eines Formel-1-Boliden.
Noch während seiner aktiven Rennfahrerzeit gründete der begeisterte Pilot mit der Lauda Air seine eigene Fluglinie. Der wohl dunkelste Moment in Laudas Leben kam 1991, als eine Boeing 767 seiner Airline wegen eines technischen Fehlers über Thailand abstürzte und alle 223 Insassinnen und Insassen starben. „Ich war tief erschüttert“, sagte er darüber später. Die Ursache des Absturzes war noch monatelang Gegenstand von Diskussionen. Ein defektes Ventil wurde als Urheber der Aktivierung der Schubumkehr – eine Art Bremssystem – ausgemacht.
An der Fluglinie beteiligte sich Ende der 1990er Jahre der Konkurrent Austrian Airlines (AUA), 2000 verließ Lauda das Unternehmen, das 2002 ganz an die AUA ging. 2003 hob Lauda mit einer neuen Flotte unter dem Namen Niki ab, 2011 stieg er auch hier aus und überließ Air Berlin das Ruder. Mit der Niki-Insolvenz begann ein langer Streit über die Zukunft der Fluglinie. Mit seiner neuen Firma Laudamotion erhielt Lauda überraschend den Zuschlag für die Reste von Niki, ehe er das gesamte Unternehmen an die irische Fluggesellschaft Ryanair weiterverkaufte.
Kein Blatt vor dem Mund
Lauda galt aufgrund seiner Karriere als einer der international bekanntesten Österreicher – ein Umstand, der sich durch den 2013 veröffentlichten Spielfilm „Rush“, in dem der deutsche Schauspieler Daniel Brühl Lauda verkörpert, noch einmal verstärkte. Auch in dem Film wurde Lauda als durchaus streitbar dargestellt, schon als Rennfahrer nahm er sich bei seinen Aussagen kein Blatt vor den Mund. Das sollte sich später auch in seiner Unternehmerkarriere nicht ändern.
Ab und zu musste er sich auch die Kritik gefallen lassen, bei Äußerungen – etwa über gesellschaftspolitische Themen – über das Ziel hinausgeschossen zu sein. Dennoch und vielleicht auch deswegen: „Niki nationale“ galt für viele Österreicher und Österreicherinnen als Aushängeschild für Mut, Unternehmergeist und kalkulierte Risikobereitschaft, der noch dazu manchmal seine Fluggäste ganz persönlich in die Urlaubsdestination charterte.