Seltene Erden
Reuters/David Becker
Schlüsselrohstoff

China setzt auf Faustpfand seltene Erden

Im Handelskrieg mit den USA bringt sich China mit möglichen Einschränkungen beim Export von seltenen Erden „als Waffe“ in Stellung. China ist weltweit der wichtigste Lieferant der etwa für die Elektronikindustrie unverzichtbaren Rohstoffen. „Sagt nicht, wir hätten Euch nicht gewarnt“, heißt es dazu in einem am Mittwoch an die Adresse der US-Regierung gerichteten Kommentar von Chinas Kommunistischer Partei.

Bereits am Vortag berichtete etwa die „China Global Times“, dass China „ernsthaft“ über Exportbeschränkungen für seltene Erden nachdenke. In der Folge griff auch das Parteiorgan der Kommunistischen Partei „Remnin Ribao“ das Thema auf. Der von Beobachtern als ungewöhnlich scharf formuliert bezeichneten Beitrag dreht sich um die Frage, ob seltene Erden eine Gegenwaffe Chinas „zu dem ohne jeden Grund aufgebauten Druck der USA“ werden könnten – und die Antwort sei den Autoren zufolge „kein Geheimnis“.

Mit ihren Strafzöllen und der bisherigen Vorgangsweise gegen den chinesischen Netzwerkausrüsters Huawei riskierten die USA, ihre Versorgung mit Materialien zu verlieren, die „entscheidend für die Aufrechterhaltung ihrer technologischen Stärke“ seien, kommentierte auch die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Mittwoch.

Bergbau in China
Reuters/Stringer Shanghai
Bei seltenen Erden führt derzeit an China kaum ein Weg vorbei

80 Prozent der US-Importe aus China

Als seltene Erden werden 17 Elemente bezeichnet, die wertvolle Eigenschaften für die Produktion von Smartphones über Leuchtmittel bis hin zu Flachbildschirmen oder Kameras haben; auch in Raketen und Elektroautos kommen sie zum Einsatz. Bisher entfallen mehr als 95 Prozent der weltweiten Produktionsmenge auf China. Die USA sind bei seltenen Erden zu rund 80 Prozent von Importen aus der Volksrepublik abhängig.

Nachdem die US-Regierung zuletzt den chinesischen Konzern Huawei auf eine schwarze Liste gesetzt und damit den Zugang zu US-Technologie massiv erschwert hat, droht sich der seit mehr als einem Jahr andauernde Handelsstreit der beiden größten Volkswirtschaften der Welt weiter zuzuspitzen.

„Werden das niemals zulassen“

Dass womöglich auch seltene Erden in den Sog des Konflikts geraten könnten, hatte die Führung in Peking bereits in der vergangenen Woche angedeutet, als Staatschef Xi Jinping eine Fabrik für die begehrten Rohstoffe im zentralchinesischen Ganzhou besuchte.

Am Dienstagabend fügte nun ein namentlich nicht genannter Offizieller der staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform hinzu, dass „die Menschen in Ganzhou und ganz China nicht glücklich darüber sein werden, wenn jemand Produkte aus unseren seltenen Erden dafür verwenden will, Chinas Entwicklung einzuschränken und zu unterdrücken“. Das chinesische Volk werde das „niemals zulassen“, schreibt dazu „Remnin Ribao“.

Seltene Erden sollten zuvorderst „heimischen Anforderungen dienen“, zitierten Staatsmedien den Regierungsoffiziellen. Zugleich sei China bereit, den „legitimen“ Bedürfnissen von Ländern weltweit gerecht zu werden.

Warnung vor „komplexen Effekten“

Dass China seinen Einfluss bei seltenen Erden auch in politischen Auseinandersetzungen nutzt, war der Volksrepublik in der Vergangenheit bereits vorgeworfen worden. Japanischen Industriekreisen zufolge wurden Unternehmen in Japan 2010 von der Belieferung abgeschnitten, was Peking allerdings zurückwies.

Experten zufolge waren die tatsächlichen politischen Hebelwirkungen allerdings begrenzt – unter anderem wegen einer Ausweitung der Produktionsmenge außerhalb Chinas und technischen Neuerungen, die den Bedarf an seltenen Erden reduzierten, wie Eugene Gholz von der University of Texas in einem Bericht für die US-Denkfabrik Council on Foreign Relations von 2014 schrieb.

Analysten verweisen zudem darauf, dass es auch in China die Sorge gibt, eine weltweite Suche nach Alternativen zu befeuern. Die chinesische „Global Times“ räumte diese Gefahr ein: Wenn sich die Volksrepublik für einen Exportbann bei seltenen Erden entscheide, werde das „komplexe Effekte“ zur Folge haben – inklusive bestimmter Einbußen für China selbst. Gleichwohl wisse China genau, „dass die USA in dieser Situation die größeren Verluste erleiden werden“.

Vizeaußenminister: Reiner US-Wirtschaftsterrorismus

Der von den USA vorsätzlich ausgelöste Handelskonflikt sei „reiner Wirtschaftsterrorismus“, sagte der stellvertretende chinesische Außenminister Zhang Hanhui am Donnerstag in Peking. Er kündigte zudem eine verstärkte wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Russland an.

„Wir sind gegen den Handelskrieg, aber wir haben keine Angst davor“, sagte Zhang und warnte: „Es gibt keinen Gewinner in einem Handelskrieg.“ Er betonte, China und Russland verträten im Handelskonflikt gemeinsame Interessen. „China und Russland werden mit Sicherheit die wirtschaftliche Zusammenarbeit und den Handel verstärken“, sagte Zhang.