Kassa im Supermarkt
ORF.at/Zita Klimek
WIFO-Studie

So verteilt sich die Steuerlast

Wer wenig verdient, zahlt in Österreich keine oder nur sehr geringe Steuern – zumindest in der Theorie. Für die Lohn- bzw. Einkommensteuer trifft das zu. Konsumsteuern, etwa die Mehrwertsteuer, treffen Personen mit geringem Einkommen allerdings vergleichsweise stärker als Haushalte mit höheren Einkommen.

Die durchschnittliche Abgabenquote liegt laut einer aktuellen Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO), die sich mit der Verteilungswirkung des heimischen Steuersystems befasst, bei 34,3 Prozent. Etwas mehr als ein Drittel des Haushaltseinkommens fließt damit – laut Daten aus dem Jahr 2015 – in Steuern und Sozialbeiträge.

Das heimische Steuersystem ist unter diesem Gesichtspunkt in Summe tatsächlich progressiv, wie es in der Studie heißt: Wer mehr Geld zur Verfügung hat, zahlt auch mehr an den Fiskus, wie die von den Wirtschaftsforschern Christine Mayrhuber, Simon Loretz und Jürgen Bierbaumer-Polly errechneten Zahlen zeigen. Im unteren Einkommensdrittel sind es 25,6 Prozent Abgabenquote, im obersten Drittel 37,6 Prozent. Für den „überwiegenden Teil“ der Erwerbstätigen seien übrigens „die Sozialbeiträge die höchsten direkten Abgaben“, erst danach kommt die Einkommensteuer.

„Direkte“ Steuern gestaffelt

Dass Geringverdiener keine Steuern zahlen, ist jedenfalls falsch. Sie zahlen laut Tarifstufenmodell lediglich bis zu einem Einkommen von 11.000 Euro pro Jahr keine Lohn- bzw. Einkommensteuer (Grundfreibetrag). Darüber greift der Eingangssteuersatz von 25 Prozent, die höchste Steuerstufe liegt aktuell bei 55 Prozent. Insgesamt leisteten laut Zahlen des WIFO (2015) Personen und Unternehmen Abgaben von 43,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Grafik zu Steuern und Abgaben nach Einkommen
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: WIFO

Um zu berechnen, wer von den unterschiedlichen Steuern wie stark betroffen ist, hat das WIFO die heimischen Haushalte nach der Höhe ihrer Einkommen gereiht und in zehn Gruppen eingeteilt. Es zeigt sich: Die Haushalte mit den höchsten Einkommen müssen etwa vier von zehn Euro (39,9 Prozent des Einkommens) an die öffentliche Hand abliefern, in der Mitte sind es drei von zehn Euro (31,3 Prozent). Im untersten Zehntel fließen von zehn verfügbaren Euro immer noch mehr als zwei (22,1 Prozent) an den Staat.

Unterschiedliche Belastung

Während die oberen Einkommen vor allem durch Lohn- bzw. Einkommensteuern belastet werden, werden die unteren Einkommen vergleichsweise deutlich stärker von indirekten Steuern, etwa der Mehrwertsteuer, belastet. Der Normalsteuersatz beträgt hier 20 Prozent, auf einige Waren und Dienstleistungen gelten ermäßigte Sätze von zehn (Lebensmittel, Medikamente, Wohnungsmieten) bzw. 13 (etwa Kunstgegenstände und auch Brennholz) Prozent.

Konkret zeigt sich anhand der WIFO-Zahlen: Im obersten Zehntel fließen 17,3 Prozent der Haushaltseinkommen in die Lohnsteuer, im untersten 17,1 Prozent in indirekte Steuern. Die Lohnsteuer wirkt also progressiv, die indirekten Steuern regressiv – das heißt, je höher das Einkommen ist, desto geringer fällt der Steueranteil in diesem Fall aus.

Wohin das meiste Geld samt Steuern fließt

Die WIFO-Studie zeigt allerdings auch, dass finanziell besser gestellte Haushalte in Summe den Großteil der Steuerlast insgesamt tragen: Das Drittel der bestverdienenden Haushalte bezahlt 72,6 Prozent der Lohn- bzw. Einkommensteuern, 59,3 Prozent der Sozialbeiträge und 45 Prozent der indirekten Steuern.

In der Studie differenzieren die Wirtschaftsforscher schließlich auch, wofür die unterschiedlichen Haushaltstypen nach Einkommen ihr Geld ausgeben (müssen), wobei „in fast allen Haushaltstypen (…) die Ausgaben für Wohnen den höchsten Anteil“ erforderten. Im untersten Einkommensdrittel seien das mittlerweile 20 bis 29, im obersten 14 bis 19 Prozent. 16,1 Prozent entfielen als zweitgrößte Ausgabenkategorie im Durchschnitt aller Haushalte auf Nahrungsmittel, alkoholfreie Getränke und Tabakwaren. Die Bandbreite beträgt 18,6 bis 14 Prozent.