Warenhaus Karstadt
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Galeria Kaufhof Karstadt

Signa gibt Komplettübernahme bekannt

Die Signa-Gruppe des Investors Rene Benko hat am Montag die Komplettübernahme des deutschen Warenhausriesen Galeria Karstadt Kaufhof bekanntgegeben. Konkret übernimmt Signa nun auch den Minderheitsanteil der kanadischen Hudson´s Bay Company (HBC), die nach anfänglich hochgesteckten Zielen auf dem deutschen Kaufhausmarkt nun das Handtuch wirft.

HBC war bisher mit 49,99 Prozent an dem Einzelhandelskonzernen beteiligt. Signa sicherte sich zudem sämtliche Anteile am bisher gemeinsamen Immobilienbestand. Der Kaufpreis liegt einer Mitteilung von HBC zufolge bei insgesamt rund einer Milliarde Euro. Die Kanadier ziehen sich damit – wie von einigen Investoren schon länger gefordert – aus dem schwierigen Geschäft in Deutschland zurück.

HBC-Chefin Helena Foulkes sprach von einem „Meilenstein“, der es ermögliche, Kapital aus dem deutschen Immobilienbestand zu schlagen und so die Bilanz zu stärken. Signa-Geschäftsführer und Galeria-Karstadt-Kaufhof-Chef Stephan Fanderl sprach von einer „guten Nachricht“ für das Unternehmen.

„Wichtig und richtig“

Knapp sieben Monate nach dem Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof könne der „für alle Mitarbeiter anspruchsvolle und herausfordernde Sanierungs- und Integrationsprozess mit hoher Verlässlichkeit auf der Eigentümerseite“ fortgeführt werden. „Die Entscheidungswege werden kürzer und einfacher – das ist wichtig und richtig.“

Warenhaus Karstadt Galeria
Reuters/Ina Fassbender
Nach dem HBC-Ausstieg hat Signa bei Galeria Karstadt Kaufhof nun freie Hand

Einstige Rivalen unter einem Dach

Die von Benko 1999 gegründete Signa-Gruppe hatte zunächst in mehreren Schritten Karstadt übernommen und im vergangenen Jahr nach mehreren Anläufen auch die Mehrheit bei Kaufhof. Erst im Dezember hatten Signa und HBC dann den Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof offiziell vollzogen und so einen neuen Warenhausriesen mit europaweit rund 243 Standorten und etwa 32.000 Mitarbeitern geschaffen.

Die Allianz war jedoch aus der Not geboren. Kaufhof und Karstadt machte seit Jahren der Siegeszug von Billiganbietern wie Primark und Onlinehändlern wie Amazon und Zalando zu schaffen, aber auch die Konkurrenz der großen Einkaufszentren.

Unter dem Dach der neuen Holding waren nicht nur die deutschen Kaufhof- und Karstadt-Filialen vereint worden, sondern auch die Karstadt-Sporthäuser, die europäischen Filialen der Outlet-Kette Saks Off 5th, die Galeria-Inno-Kaufhäuser in Belgien, die erst kürzlich gegründeten Hudson’s-Bay-Warenhäuser in den Niederlanden sowie eine Reihe von Internetanbietern. Kaufhof-Eigentümer HBC hatte eigentlich als Minderheitseigentümer mit an Bord bleiben sollen.

HBC in Niederlanden weiter aktiv

HBC hatte den 2015 übernommenen Kaufhof-Konzern als Sprungbrett für eine breit angelegte Expansion in Europa nutzen wollen. Doch der Plan schlug trotz Investitionen in die Warenhäuser und in das Onlinegeschäft fehl, Kaufhof litt unter der HBC-Regie unter schrumpfenden Umsätzen und Verlusten. Während das Deutschland-Geschäft nun an Signa geht und auch Galeria Inno aus Belgien bei Benkos Holding verbleibt, wird die verlustreiche niederländische Gesellschaft im Gegenzug wieder zu einer hundertprozentigen Tochter von HBC.

„Sind optimistisch“

Fanderl zeigte sich indes im Mai gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ („FAZ“) davon überzeugt, dass der derzeit noch rote Zahlen schreibende Galeria-Karstadt-Kaufhof-Konzern schon bald profitabel sein werde. „Die Lage ist angespannt, aber wir sind optimistisch“, so Fanderl, der den „FAZ“-Angaben zufolge bis zum Geschäftsjahr 2020/21 wieder schwarze Zahlen erwartet.

Die Herausforderung für den letzten deutschen Warenhauskonzern sei nach den Worten von Fanderl allerdings groß. Allein bei Kaufhof sei im Ende Jänner abgelaufenen Geschäftsjahr ein Fehlbetrag in dreistelliger Millionenhöhe entstanden – nicht zuletzt durch das schwache Weihnachtsgeschäft. Derzeit würden Kaufhof und Karstadt „mit Höchstgeschwindigkeit“ zusammengeführt, so Fanderl laut „FAZ“.

„Nicht mehr Personal abbauen als nötig“

Bis Ende September solle das neue Gemeinschaftsunternehmen im wesentlichen stehen – mit einer Zentrale, einem IT-System, einer Logistik, einem gemeinsamen Sortiment und einem einheitlichen Onlineshop. „Durch die damit verbundenen Effekte soll die Verlustsituation bei Kaufhof behoben werden.“

Einsparungen erwartet der Manager durch Personaleinsparungen und durch verbesserte Konditionen im Einkauf. Der genaue Umfang des Personalabbaus hänge vom weiteren Verlauf der Sanierung ab – man wolle aber „nicht mehr Personal abbauen als nötig“. Bereits seit Jänner steht das Aus von rund 2.600 Jobs im Raum.