Rund fünf Prozent der Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden (AHS) und berufsbildenden höheren Schulen (BHS) haben die Zentralmatura in Mathematik trotz Kompensationsprüfung diesmal nicht geschafft. In Deutsch gab es für rund ein Prozent einen Fünfer, in Englisch zwei (AHS) bzw. drei Prozent (BHS).
Im Vorjahr waren in Mathematik an den AHS rund 22 Prozent an den schriftlichen Klausuren gescheitert, an den BHS waren es 19 Prozent. Deshalb hat das Bildungsministerium die Aufgabenstellungen heuer kürzer und einfacher verständlich gemacht, außerdem gab es Änderungen im Zeitablauf der Klausur und im Beurteilungsschlüssel.
Veränderung bei Punktevergabe
Bisher bestand die Mathematikmatura aus zwei getrennten Blöcken: Zunächst musste der zweistündige Grundlagenteil (24 Punkte) gelöst und abgegeben werden, anschließend der zweieinhalbstündige zweite Teil mit anspruchsvolleren Aufgaben (ebenfalls 24 Punkte). Für einen Vierer waren 16 Punkte im Grundlagenteil nötig, wobei im zweiten Teil dafür noch vereinzelt „Bonuspunkte“ zur Erreichung der 16 Punkte gesammelt werden konnten.
Nun wurden beide Aufgabenteile gleichzeitig ausgeteilt und konnten die vollen viereinhalb Stunden bearbeitet werden. Für einen Vierer reichten entweder die bisherigen 16 Punkte (plus Bonuspunkte aus dem zweiten Teil) im Grundlagenteil oder – neu – insgesamt 24 Punkte aus beiden Teilen.
Rauskala bezeichnete die Zentralmatura am Dienstag als „Mammutprojekt“, man könne sich nicht erhoffen, dass sich die Ergebnisse von einem Jahr zum anderen sensationell verbesserten. Es sei ein Projekt das „über viele Jahre feinjustiert und verbessert werden muss, aber wir sind recht zuversichtlich, dass eine erste Trendumkehr vor allem im Bereich Mathematik geglückt ist, und hoffen, dass sich das in Zukunft fortsetzt“, sagte die Bildungsministerin. Auch für den Leiter des Forums Zentralmatura, Kurt Scholz, der nach den schlechten Ergebnissen des Vorjahres Verbesserungsvorschläge erarbeitet hat, hat es sich „ein bisschen zum Positiven verändert“.
Ergebnisse der Zentralmatura liegen vor
Bereits zum vierten Mal sind die Klausuren heuer österreichweit einheitlich. Die neue Bildungsministerin Iris Rauskala hat die Ergebnisse am Dienstagvormittag präsentiert.
Große Geschlechterunterschiede
Weiterhin zeigen sich allerdings klare Leistungsunterschiede der Geschlechter. An den AHS etwa schneiden Mädchen in Deutsch deutlich besser ab als Burschen: Während 51 Prozent der Mädchen ein „Sehr Gut“ oder „Gut“ erreichten, waren es bei den Burschen 41 Prozent. In Mathematik bekamen dagegen nur knapp 24 Prozent der Mädchen die beiden besten Noten, bei den Burschen knapp 34 Prozent. Ähnliche Leistungsunterschiede gab es auch an den BHS.
Mathematiker Michael Eichmair von der Universität Wien, der bei der Präsentation der Ergebnisse dabei war, hält dabei einen sehr frühen Ansatz für notwendig, wie das Ö1-Mittagsjournal berichtete – Audio dazu in oe1.ORF.at. Eichmair: „Schon die Hauptbotschaft der Spielwarengeschäfte ist klar: Sprachen für die Mädchen, Mathematik für die Burschen. Wir verhindern damit, dass junge Menschen ihre Potenziale als solche, als wertvoll erkennen und zu Talenten entwickeln. Wir können uns das nicht leisten. Also lassen Sie uns auch bitte damit aufhören und uns endlich einander etwas mehr zutrauen.“
Scholz wiederum verwies auf einen erfreulichen Aspekt: „Die Mädchen maturieren auch heuer deutlich über ihrer Geschlechterquote. Das heißt, die Mädchen haben, was die Matura betrifft, nicht nur aufgeholt, sondern sie haben die Buben überholt, allerdings innerhalb dieses Überholprozesses mit gewissen unterschiedlichen Resultaten, über die man nachdenken muss. Aber am Überproportionalen Maturieren der Mädchen darf man nicht zweifeln.“
Warnung vor Unterteilung in „gute und schlechte Schulen“
Unterschiede bei der Zentralmatura gab es auch zwischen den Schulformen. So fielen die Ergebnisse der Oberstufenrealgymnasien (ORG) schlechter aus als in der AHS-Langform: In Mathematik erreichten in der AHS-Langform 31 Prozent der Schülerinnen und Schüler ein „Sehr Gut“ oder „Gut“, 3,8 Prozent waren negativ. Im ORG bekamen dagegen 19,1 Prozent die beiden besten Noten, 7,4 Prozent ein „Nicht genügend“.
Scholz warnte allerdings davor, „mit Begriffen wie gute oder schlechte Schule zu operieren“. Speziell die ORG würden sich um Schüler aus bildungsfernen Schichten kümmern und "von weit hinter der üblichen Startlinie abholen und bis zur Matura bringen. Scholz plädierte weiters dafür, „den Weg einer vorsichtigen Differenzierung bei der Zentralmatura weiterzugehen“.
Projekte „in ruhiger Art und Weise weitertreiben“
Rauskala betonte, an den Projekten ihres Vorgängers festhalten zu wollen. Sie plane, diese „in ruhiger und unaufgeregter Art und Weise weiterzutreiben“. Und weiter: „Verwaltung dient in erster Linie dem Gemeinwohl. Wir haben den Auftrag, uns darum zu kümmern, dass in dieser Zeit der Übergangsregierung die Dinge weiterhin gut laufen. Das bedeutet, dass wir durchaus dort gestalten, wo es notwendig ist, und verwalten, wo das reicht.“ Es sei nicht möglich, „den Supertanker Bildungssystem auf Stopp zu stellen“.