Dutzende Verletzte bei Massenprotesten in Hongkong

Bei den schwersten politischen Unruhen seit der Übergabe der ehemaligen britischen Kronkolonie an China sind in Hongkong bisher mindestens 70 Menschen verletzt worden, wie der Rundfunksender RTHK unter Berufung auf die Gesundheitsbehörden gestern berichtete.

Zehntausende Menschen blockierten aus Protest gegen ein umstrittenes Auslieferungsgesetz Hauptverkehrsstraßen und das Regierungsviertel, es kam zu Zusammenstößen mit der Polizei. Eine zweite Lesung des Gesetzesentwurfs im Hongkonger Legislativrat wurde verschoben.

Regierungschefin spricht von „Randale“

Die Peking-treue Hongkonger Regierungschefin Carrie Lam sprach im Zusammenhang mit den Protesten von „organisierten Krawallen“. Die „Randale“ schade der „friedlichen Gesellschaft“ und sei „inakzeptabel für jede zivilisierte Gesellschaft“, sagte sie in einer Videobotschaft.

Am Nachmittag kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, als Demonstranten versuchten, das Parlamentsgebäude zu stürmen. Sie durchbrachen die Polizeiabsperrungen vor dem Legislativrat und griffen Polizisten mit Metallteilen und anderen Wurfgeschossen an. Die Polizei drängte die Demonstranten zunächst mit Schlagstöcken und Pfefferspray zurück und setzte später auch Tränengas, Gummigeschosse und Schrotbeutel ein.

Größte Proteste seit über 20 Jahren

Bereits am Sonntag hatten in Hongkong Hunderttausende Menschen gegen das geplante Auslieferungsgesetz demonstriert. Es war die größte Demonstration seit der Übergabe der ehemaligen britischen Kronkolonie an China im Jahr 1997. Die EU erklärte am Mittwoch, das Recht der Hongkonger, „sich zu versammeln und sich frei und friedlich auszudrücken“, müsse respektiert werden. Alle Seiten sollten „Zurückhaltung üben“, hieß es in einer Mitteilung.