Hofer will Strache nicht von EU-Mandat abraten

Der designierte FPÖ-Bundesparteichef Norbert Hofer trifft heute seinen über die „Ibiza-Affäre“ gestolperten und in der Folge zurückgetretenen Vorgänger Heinz-Christian Strache. Dabei wird es vor allem um die Annahme oder Nichtannahme von Straches EU-Mandat gehen, wie Hofer gestern Abend in der ZIB2 bestätigte.

Die Entscheidung sei bisher noch offen gewesen, sagte Hofer, wenngleich er das Gefühl habe, dass Strache eine Entscheidung getroffen habe. Davon abraten werde er ihm jedenfalls nicht. Der Wähler entscheide, ob jemand ein Direktmandat bekomme oder nicht. Man werde alles in Ruhe besprechen. Es gehe vor allem auch darum, sagte Hofer, dass die FPÖ bei der Nationalratswahl im September ein gutes Ergebnis erreiche. Er habe den Eindruck, dass Strache „eher dazu tendiert, das Mandat nicht anzunehmen“, sagte Hofer.

„Ich bin kein Unmensch“

Die Feststellung, dass in der FPÖ möglicherweise „alles erlaubt“ sei, ließ Hofer nicht gelten. Er wolle das „Ibiza-Video“ nicht verteidigen, erklärte Hofer mehrfach. Er habe Strache auch gesagt, „was ich davon halte“. Man könne einen Menschen aber nicht nach ein paar Stunden Videomaterial allein beurteilen, es gehe auch um die „Lebensleistung“, und die sei bei Strache überaus positiv. Ebenfalls mehrfach betonte der designierte FPÖ-Chef: „Ich bin kein Unmensch.“

Norbert Hofer im Interview

Norbert Hofer, der designierte Parteiobmann der FPÖ, spricht unter anderem über das „Ibiza-Video“ und das geplante Treffen mit Heinz-Christian Strache, bei welchem entschieden wird, ob dieser das ihm zustehende EU-Mandat annimmt.

Zu einem möglichen Antreten Straches bei der nächsten Wahl in Wien sagte Hofer, er könne nicht sagen, was in zwei oder drei Jahren sein werde. Strache jedenfalls sei bemüht, die Umstände der Entstehung des Videos aufzuklären. Das sei schließlich einzigartig und „Stoff für einen Kriminalfilm“. Strache hatte bei der EU-Wahl fast 45.000 Vorzugsstimmen erhalten und hat damit Anrecht auf eines der drei FPÖ-Mandate. Zieht er bis zur Konstituierung des EU-Parlaments am 2. Juli nicht aktiv zurück, hat er das Mandat automatisch angenommen.

Aussichtsreicher Listenplatz für Philippa Strache?

Ein mögliches Comeback Straches bei der Wien-Wahl gilt in Wiener FPÖ-Kreisen auch nach Straches demokratiegefährdenden Aussagen im „Ibiza-Video“ als opportun. Bei einer internen Sitzung der Wiener Parteigremien, bei der Strache vergangene Woche gemeinsam mit seiner Frau Philippa mit von der Partie war, wurde der langjährige Wiener Parteichef etwa als „der Mann, dem wir alles verdanken“, bejubelt.

In der Bundespartei hätte man mit einem baldigen Comeback Straches derzeit hingegen keine Freude, weshalb zuletzt auch kolportiert wurde, dass statt Strache seine Frau auf einem aussichtsreichen Listenplatz bei der Wiener Landtagswahl antreten könnte.

Strache ist indes weiter auf seiner Facebook-Seite aktiv. „Man kann hinfallen und man kann Fehler machen, jedoch entscheidend ist, wieder aufzustehen“, schrieb er erst heute Früh auf Facebook.