Neue Großdemos in Hongkong erwartet

Nach den Massenprotesten gegen das umstrittene Gesetz für Auslieferungen an China ist am Sonntag in Hongkong eine neue Demonstration geplant. Die Organisatoren der vorausgegangenen Proteste teilten heute mit, die Polizei habe keine Bedenken geltend gemacht. Die Demonstration solle vom Victoria Park bis zur U-Bahn-Station Admiralty führen, die am Regierungssitz und am Legislativrat liegt.

In der Gegend war es am Mittwoch zu schweren Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstrierenden gekommen, die als „Aufruhr“ eingestuft wurden. 81 Demonstrierende wurden verletzt. Die Polizei sprach von 22 verletzten Beamten. Elf Personen wurden festgenommen. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas, Schlagstöcke, Wasserwerfer und Pfefferspray ein, um die Demonstrantinnen und Demonstranten zu vertreiben.

Eine Mio. Menschen bei Demo

Am Sonntag hatten nach unterschiedlichen Schätzungen mehrere hunderttausend bis eine Million Menschen in Hongkong gegen das Gesetz demonstriert. Es würde Hongkongs Behörden erlauben, von China verdächtigte und gesuchte Personen an die Volksrepublik auszuliefern. Kritiker warnen, Chinas Justiz sei nicht unabhängig und diene als Werkzeug der politischen Verfolgung.

Die frühere britische Kronkolonie wird seit der Rückgabe 1997 an China nach dem Grundsatz „ein Land, zwei Systeme“ als eigenes Territorium autonom regiert. Die sieben Millionen Einwohner der heutigen chinesischen Sonderverwaltungsregion genießen anders als die Menschen in der Volksrepublik das Recht auf freie Meinungsäußerung sowie Presse- und Versammlungsfreiheit.