Philippa Strache
APA/Gert Eggenberger
Nationalratswahl

Philippa Strache kandidiert für FPÖ

Die Ehefrau des nach dem „Ibiza-Skandal“ zurückgetretenen Ex-FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache, Philippa Strache, wird auf dem dritten Platz der Wiener FPÖ-Landesliste für die Nationalratswahl kandidieren. Das teilte die Wiener Landespartei am Freitag nach einer Sitzung der Parteigremien mit. Heinz-Christian Strache könnte Berichten zufolge durch ein Nationalratsmandat seiner Frau dazu bewogen werden, sein EU-Mandat nicht anzunehmen.

Als Wiener Spitzenkandidatin geht wie erwartet FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch ins Rennen. Auf dem zweiten Platz folgt Justizsprecher Harald Stefan. Hinter Strache folgen der Mandatar Markus Tschank, die Wiener Gemeinderätin Veronika Matiasek, Martin Graf und Hans-Jörg Jenewein. Bereits am Donnerstag war über ein Antreten Straches spekuliert worden. Der „Kurier“ berichtete, dass die Ehefrau des ehemaligen FPÖ-Chefs auf Platz zwei der Wiener Landesliste kandidieren könnte.

Die Liste sei einstimmig beschlossen worden, so der Wiener FPÖ-Obmann Dominik Nepp. Strache selbst sei nicht anwesend gewesen, berichtete Nepp. Er habe jedoch mit ihr telefoniert. „Sie freut sich, diese große Aufgabe anzunehmen“, sagte der Wiener FPÖ-Chef – der nach dem „Ibiza-Skandal“ Obmann Heinz-Christian Strache nachgefolgt ist. Philippa Strache soll sich verstärkt den Themen Tierschutz und Familie widmen, sagte Nepp. Ihre Kandidatur und der Verzicht ihres Mannes seien keinesfalls als „Tauschhandel“ zu bezeichnen. Ob Heinz-Christian Strache sein EU-Mandat annehme, wisse er nicht, so Nepp.

Spekulationen über Deal

In Medienberichten war zuletzt von einem „Deal“ die Rede gewesen: Strache, der laut dem designierten FPÖ-Parteichef Norbert Hofer spätestens am Montag eine „persönliche Erklärung“ dazu abgeben wird, wie er mit dem ihm zustehenden EU-Mandat umgehen wird, könnte nun auf den Gang ins EU-Parlament verzichten. Im Gegenzug dazu könnte seine Frau in den Nationalrat einziehen. Auch ein Stillhalten Heinz-Christian Straches bis zur Nationalratswahl wäre dann möglich – und später wäre eventuell auch ein Antreten des Ex-Parteichefs als Spitzenkandidat bei der Wien-Wahl nicht ganz ausgeschlossen.

Straches Ehefrau wurden jedoch schon seit Längerem politische Ambitionen zugesprochen: In den Nullerjahren heuerte die 31-jährige Wienerin im SPÖ-Parlamentsklub als Sekretärin an. Später machte sie PR für das Team Stronach, ehe sie Kontakte mit der FPÖ bzw. deren Chef Heinz-Christian Strache knüpfte. Auch im Medienbereich war die ehemalige Gewinnerin eines Modelwettbewerbs eines Frauenmagazins tätig. Zunächst als Wetterpräsentatorin, später als Moderatorin beim TV-Sender oe24.tv, wo sie eine Gameshow präsentierte.

Später war die Tierschutzbeauftragte der Freiheitlichen auch für den parteieigenen Sender FPÖ-TV aktiv. Gerüchte, wonach Philippa nach dem Bekanntwerden des „Ibiza-Videos“ die Trennung von ihrem Mann gesucht habe, dementierte sie, dass sie die Sache getroffen habe, bestätigte sie jedoch.

Das Video, über das Strache stolperte

Ex-FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache hat in dem geheim aufgezeichneten Video offen Deals mit Staatsaufträgen und mit der Privatisierung des Wassers angeboten. Auch sprach er über geheime Großspenden an Parteien und Pläne für eine Umbesetzung der „Kronen Zeitung“-Redaktion.

Strache tendiert dazu, „Mandat nicht anzunehmen“

Dem über die „Ibiza-Affäre“ gestolperten Ex-Vizekanzler und -Parteichef war am Mittwoch von der Bundeswahlbehörde offiziell eines der drei EU-Mandate der FPÖ zugeteilt worden – weil er mit fast 45.000 Vorzugsstimmen das gesetzliche Kriterium für die Vorreihung erfüllt hat. Erklärt Strache bis zur Konstituierenden Sitzung am 2. Juli nicht seinen Verzicht, ist er EU-Parlamentarier. Kurz nach der Wahl hatte Strache über Facebook bekanntgegeben, dass er das Mandat annehmen will, diese Mitteilung aber umgehend wieder gelöscht.

Die Entscheidung sei bisher noch offen gewesen, sagte Hofer am Mittwoch in der ZIB2, wenngleich er das Gefühl habe, dass Strache eine Entscheidung getroffen habe. Davon abraten werde er ihm jedenfalls nicht. Es gehe vor allem auch darum, sagte Hofer, dass die FPÖ bei der Nationalratswahl im September ein gutes Ergebnis erreiche. Er habe den Eindruck, dass Strache „eher dazu tendiert, das Mandat nicht anzunehmen“, sagte Hofer.

WKStA-Ermittlungen: Verdacht auf Untreue

Zuvor war bekanntgeworden, dass die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) Ermittlungen gegen Strache eingeleitet hat. Wie das Nachrichtenmagazin „profil“ (Onlineausgabe) am Donnerstag berichtete, lautet der Verdacht auf Untreue. Die Ermittlungen gegen Strache wurden von der WKStA bestätigt.

Die Ermittlungen werden gegen Strache und den ebenfalls zurückgetretenen FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus sowie gegen weitere Unbekannte wegen Untreue „in unterschiedlichen Beteiligungsformen“ geführt, hieß es gegenüber der APA. Straches Anwalt Johann Pauer bat gegenüber „profil“ um Verständnis, dass er sich „zu laufenden Strafverfahren nicht äußern“ könne. Laut dem Nachrichtenmagazin laufen die Ermittlungen gegen Strache und Gudenus seit 20. Mai, was die WKStA nicht bestätigte.

Die Ermittlungen der WKStA gehen auf das Mitte Mai von „Süddeutscher Zeitung" und „Spiegel“ in Auszügen veröffentlichte „Ibiza-Video“ zurück, in dem Strache mit dem ebenfalls zurückgetretenen Klubobmann Gudenus und einer vermeintlichen russischen Oligarchennichte unter anderem über verdeckte Parteienfinanzierung spricht. Den Aussagen der beiden zufolge sollen im Wahlkampf 2017 mehrere vermögende Personen zwischen 500.000 Euro und zwei Mio. Euro über parteinahe Vereine an die FPÖ geschleust haben, um die Meldepflicht von Großspenden an den Rechnungshof zu umgehen.

Tschank wird „ausgeliefert“

In derselben Strafsache will die Korruptionsstaatsanwaltschaft auch gegen FPÖ-Nationalrat Tschank ermitteln, da er in mehreren FPÖ-nahen Vereinen aktiv war. Am Donnerstag stimmte der Nationalrat der Aufhebung von Tschanks Immunität einstimmig zu. Der FPÖ-Mandatar war selbst dafür eingetreten, dem Ersuchen der WKStA nachzukommen.