Regisseur Franco Zeffirelli
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Film und Opernbühne

Starregisseur Franco Zeffirelli ist tot

Der italienische Starregisseur Franco Zeffirelli ist tot. Der 96-Jährige starb am Samstag in Rom, wie seine Stiftung bestätigte. Zeffirelli war durch zahlreiche Filme und opulente Theater- und Operninszenierungen bekannt. Einige davon gehörten über Jahrzehnte auch zum Fixprogramm der Wiener Staatsoper. Zeffirelli eckte – künstlerisch wie politisch – auch gerne an.

Zeffirelli arbeitete zuletzt noch an der Inszenierung einer neuen Version der Oper „La Traviata“ von Giuseppe Verdi für die Arena di Verona. Die Premiere war für kommende Woche angesetzt. Im Programm der Arena war die Rede von einer Inszenierung durch den letzten großen Meister der Opernregie in Italien. „Mit dieser Inszenierung wollen wir die Kunst dieses großartigen Regisseurs feiern. Die neue ‚Traviata‘ Zeffirellis wird eines der Opernevents 2019 sein“, hatte der Bürgermeister von Verona und Präsident der Stiftung Arena di Verona, Federico Sboarina, im Frühjahr erklärt.

„Ciao Maestro“, hieß es nun am Samstag nach dem Tod des 96-Jährigen von der Stiftung. Zeffirelli, der eigentlich Gian Franco Corsi Zeffirelli hieß, sei in Anwesenheit seiner Söhne friedlich eingeschlafen, teilten die Angehörigen am Samstag mit. Der Regisseur litt bereits seit mehreren Monaten unter schweren gesundheitlichen Problemen. Zeffirelli soll auf dem Hauptfriedhof Porte Sante in Florenz beerdigt werden – in der Stadt, in der er am 12. Februar 1923 zur Welt gekommen war. Im römischen Rathaus soll Zeffirellis Sarg aufgebahrt werden. Erwartet wird, dass Tausende Menschen sich von ihm verabschieden werden.

„Ich habe vor dem Tod Angst“

Während seiner Arbeit an der Neuversion der „Traviata“ hatte Zeffirelli im April in einem Interview gesagt, er habe Angst vor dem Tod, jedoch noch einige Ideen, die er umsetzen wolle. „Ich habe vor dem Tod Angst. Ich bin gläubig und bete viel, doch wenn ich in meinem Garten bin, schaue ich herum und sage meinen Söhnen: Früher oder später werde ich all diese Schönheit nicht mehr genießen können“, so Zeffirelli damals im Interview mit der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“. Er saß bereits seit Jahren im Rollstuhl. „Das Alter ist eine große Last, doch ich versuche noch Ideen zu entwerfen, die ich in meiner unmittelbaren Zukunft realisieren kann. Das hält mich geistig beschäftigt.“

Regisseur Franco Zeffirelli
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Zeffirelli (im Bild 2009) arbeitete bis zuletzt

Er bereue, dass zwei seiner Filmprojekte nicht verwirklicht werden konnten. Bei einem handelte es sich um einen Film über Dantes „Inferno“. „Dieses Projekt wäre wegen der zu teuren Spezialeffekte nicht finanzierbar gewesen“, sagte Zeffirelli. Außerdem hätte er gern einen Film über Leben und Werk der Florentiner Herrscherfamilie Medici gedreht. „Im Mittelpunkt dieses Films wäre die Schönheit gewesen, diese Schönheit, die ich eines Tages nicht mehr genießen werde.“

Von Shakespeare bis „Tee mit Mussolini“

Der 1923 geborene Zeffirelli studierte während des Zweiten Weltkriegs in seiner Heimatstadt Florenz Kunst und Architektur, 1946 schloss er sich der Theatergruppe des Regisseurs und Drehbuchautors Luchino Viscontis an, vorerst als Schauspieler und Bühnenbildner, später als Viscontis Assistent. Regie führte er erstmals selbst an der Mailänder Scala 1953. Internationales Aufsehen erregte er 1958 mit seiner unorthodoxen Interpretation von Verdis Oper „La Traviata“, die er 1983 auch verfilmte.

Regisseur Franco Zeffirelli bei den Filmfestspielen in Cannes 1986
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Der Starregisseur 1986 in Cannes

Den Durchbruch als Theaterregisseur schaffte Zeffirelli 1960 mit seiner Inszenierung von Shakespeares „Romeo und Julia“. Die Filmversion dieser Tragödie wurde 1967 einer seiner größten Kinoerfolge. Shakespeare zog sich generell wie ein roter Faden durch sein Werk.

1973 entstand sein Franz-von-Assisi-Film „Bruder Sonne, Schwester Mond“, der im Vatikan hitzige Reaktionen auslöste. 1977 filmte er die TV-Serie „Jesus von Nazareth“. Zu seinen Erfolgen zählt auch der Film „Der junge Toscanini“ (1988) mit Elisabeth Taylor und Philippe Noiret. Die Geschichte seiner Kindheit im Rahmen einer Gruppe von Tanten und schrulligen englischen Ladys erzählte er im Film „Tee mit Mussolini“ mit der US-amerikanischen Schauspielerin Cher.

Vermächtnis an Wiener Staatsoper

An der Wiener Staatsoper gehören einige von Zeffirellis Inszenierungen geradezu zum fixen Inventar: Seine „La Boheme“ von 1963 wurde Hunderte Male gespielt, gleichfalls seine „Carmen“ von 1978, sein „Don Giovanni“ hielt sich von 1972 bis 2005 im Repertoire.

Carmen-Inszenierung von Franco Zefirelli mit Placido Domingo und Jelena Obrazcowa in der Wiener Staatsoper 1978
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Placido Domingo als Don Jose und Jelena Obrazcowa in der Titelrolle einer „Carmen“ 1978 in Wien

Der Regisseur, der in Rom in einer Prachtvilla auf der Via Appia Antica wohnte, ist in Italien nicht nur wegen seiner Filme, sondern auch wegen seines politischen Engagements und seiner radikalen Aussagen bekannt. Zweimal wurde der politisch eher konservative Zeffirelli in den Reihen der Forza Italia, der Partei des Ex-Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, zum Parlamentarier gewählt. „Ich würde es aber nicht wieder machen“, versicherte er.

Umstrittene politische Aussagen

Im Jahr 1991 hatte er die arabische Kultur als „barbarisch, primitiv und gewalttätig“ bezeichnet, was hitzige Reaktionen ausgelöst hatte. Der islamische Fundamentalismus richte „mehr Schaden an als die Nazis“, meinte Zeffirelli. Zuletzt kritisierte er Missstände in vielen Städten, darunter Rom. „Italien ist das schönste Land der Welt voller wunderbarer Städte, die jedoch nicht genug gepflegt werden. Dieser Niedergang hat bereits in den 50er Jahren mit dem Wirtschaftsboom begonnen, als schreckliche Dinge gebaut wurden. Wir verfügen über wunderbare Schätze, doch wir tun wirklich sehr wenig, um sie zu bewahren.“