24. Regenbogenparade in Wien
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Regenbogenparade

Van der Bellen: „Würdigung der Vielfalt“

Die diesjährige Regenbogenparade in Wien war eine der Rekorde: Bis zu einer halben Million Menschen waren am Samstag dabei und bildeten einen Zug von rund zwei Kilometer Länge entlang des Wiener Rings. Zugegen war auch politische Prominenz. Mit Alexander Van der Bellen beehrte erstmals ein amtierender Bundespräsident die Parade.

Die hohen Temperaturen – es war der bisher heißeste Tag des Jahres – taten dem Zustrom am Samstag keinen Abbruch. Auch bei den Anmeldungen zur Parade gab es heuer so großes Interesse wie noch nie. 107 Wagen und Fußgruppen waren mit dabei, um 60 Prozent mehr als im Vorjahr – mehr dazu in wien.ORF.at.

Das offizielle Ende der Parade wurde am Abend mit der Abschlusskundgebung auf dem Rathausplatz begangen. Zum ersten Mal in der Geschichte der Parade sprach dabei ein Bundespräsident: „Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans, Intersex und queere Personen leben inmitten unserer Gesellschaft und werden auch weiterhin ein sichtbarer, respektierter und integraler Teil unserer Gesellschaft sein“, so Van der Bellen. „Die Würdigung der Vielfalt und deren Respekt und Akzeptanz sind ein wesentliches Element von Demokratien.“

Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Doris Schmidauer während der Abschlusskundgebung im Rahmen der 24. Regenbogenparade am Rathausplatz in Wien
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Van der Bellen und seine Ehefrau, Doris Schmidauer, bei der Regenbogenparade

Politisches Stelldichein

Vor der Parade hatte bereits Van der Bellens Vorgänger im Amt, Ex-Bundespräsident Heinz Fischer, Worte an die Teilnehmenden gerichtet. Dabei mahnte er Zusammenhalt ein: „Gemeinsam können wir sehr, sehr, sehr viel erreichen.“ Ebenfalls kurze Reden hielten u. a. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, der grüne Bundessprecher Werner Kogler, SPÖ-Stadtrat Jürgen Czernohorszky und NEOS-Klubobmann Christoph Wiederkehr. Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) sprach schließlich bei der Abschlusskundgebung: „Liebe ist frei, und dafür werden wir uns einsetzen.“ Und weiter: „I love you all!“

Nach den politischen Reden wurde als „Überraschungsgast“ Melanie Geymonat auf die Bühne gebeten. Sie und ihre Freundin waren Opfer einer Prügelattacke in einem Bus in London, die vor wenigen Tagen für große Empörung in Großbritannien sorgte. Sie wurde vom Publikum mit Standing Ovations begrüßt, und Katharina Kacerovsky, Organisatorin der EuroPride, versicherte ihr volle Unterstützung: „Du bist nicht alleine.“

„Alles gut gegangen“

Zum Abschluss gab es noch einen Auftritt von Österreichs Song-Contest-Siegerin Conchita Wurst, einem der wohl prominentesten Gäste auch schon zuvor bei der Parade. Wurst, zunächst in engem weißen Latex, später in Schwarz gekleidet, war mit einem eigenen Truck unterwegs. Regenbogenparaden-Stammgast Hermes Phettberg hatte sich mit einem Mercedes-Oldtimer chauffieren lassen.

Teilnehmerrekord bei Regenbogenparade in Wien

Mit einem Teilnehmerrekord von bis zu 500.000 Teilnehmern hat am Samstag in Wien die Regenbogenparade stattgefunden.

„Alles ist gut gegangen“, so Kacerovsky später. Ihren Angaben zufolge gab es ungefähr 30 Rettungseinsätze: „Aber nichts Schlimmes, Kreislaufkollapse“, beruhigte sie. Sonst habe es keine weiteren „schlimmen Vorfälle“ gegeben. Der Obmann der Homosexuellen Initiative (HOSI), Moritz Yvon, war ob der Stimmung „vollkommen baff“. Es mache gerade für jugendliche LGBTIQ-Menschen einen Unterschied: „Dass sie einfach sehen, sie sind nicht allein. Da sind Zigtausende, die so sind wie sie, die ihnen den Rücken stärken.“ Bei LGBTIQ handelt es sich um homo-, bi-, trans- und intersexuelle Personen.

Conchita Wurst während der Abschlusskundgebung im Rahmen der 24. Regenbogenparade am Rathausplatz in Wien
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Abschluss auf dem Rathausplatz: Conchita Wurst erfreute die Fans

Heuer war die Parade ein Teil der EuroPride, dem größten Community-Event Europas, zu dem Zigtausende Menschen extra anreisten. „Die werden nächstes Jahr natürlich nicht bei uns sein, sondern bei unseren Nachfolgern in Thessaloniki“, so Yvon, der zu hohe Erwartungen für das nächste Jahr einbremsen wollte. In Thessaloniki findet die EuroPride 2020 statt.