Blick auf Buenos Aires während dem Stromausfall
EBU
Millionen Menschen betroffen

Riesiger Stromausfall in Südamerika

In großen Teilen Südamerikas ist am Sonntag der Strom ausgefallen. Laut dem Energieversorger EDESUR betraf der Ausfall ganz Argentinien und Uruguay, in weiteren Ländern kam es zu teilweisen bzw. vorübergehenden Ausfällen – und das im Winter. Am Nachmittag (Ortszeit) normalisierte sich die Lage allmählich wieder.

Bei EDESUR war die Rede von schweren Störungen im „Verbindungssystem“. Die beiden Nachbarländer Argentinien und Uruguay haben gemeinsam fast 50 Mio. Einwohner. Die argentinische Tagezeitung „La Nacion“ berichtete von Stromausfällen in der Hauptstadt Buenos Aires und verschiedenen Provinzen des Landes. „Argentinien, ohne Licht“, titelte die Zeitung. Nach Medienberichten gab es auch in Teilen Brasiliens, Chiles und Paraguays Stromausfälle.

Ampeln und Züge ausgefallen

Die BBC zitierte argentinische Medien mit den Worten, die Störungen seien am Sonntag gegen 7.00 Uhr Ortszeit (12.00 Uhr MESZ) kurz vor Sonnenaufgang aufgetreten. Ampeln seien ausgefallen, Züge hätten gestoppt werden müssen. In Argentinien seien die Menschen teils schon auf dem Weg zu der für Sonntag angesetzten Regionalwahl gewesen.

Mutter bereitet eine Trinkflasche für ihr Neugeborenes bei Kerzenschein zu
APA/AFP/Miguel Rojo
Zurechtkommen in der Dunkelheit: Stromausfall in Uruguays Hauptstadt Montevideo

Dann hieß es vom argentinischen Energiekonzern EDESUR auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: „Ein massiver Ausfall“ im Verbindungssystem habe zu Ausfällen „in ganz Argentinien und Uruguay“ geführt. „La Nacion“ und andere Tageszeitungen zeigten Bilder von Straßen ohne Licht und Menschen, die Kerzen in ihren Wohnungen anzündeten. Der Stromausfall behinderte auch die Wahlen in mehreren argentinischen Provinzen. Die Wählerinnen und Wähler mussten sich beim Ausfüllen der Stimmzettel mit Kerzen oder Licht aus ihrem Smartphone behelfen.

Ausmaß unklar

Auf der Südhalbkugel der Erde beginnt jetzt der Winter, in den betroffenen Ländern wird viel mit Strom geheizt. Unklar war am Sonntag auch das ganze Ausmaß des Stromausfalls. Entgegen der Mitteilung von EDESUR war der Ausfall womöglich nicht flächendeckend.

„Ohne Licht“ in Buenos Aires

Züge blieben stehen, U-Bahnen fuhren nicht mehr, die Ampeln fielen aus: In Buenos Aires ist es am Sonntag zu einem massiven Stromausfall gekommen. (Videoquelle: EBU/AFPTV)

Gründe unbekannt, Hackerangriff „nicht ausgeschlossen“

Die Gründe der folgenschweren Panne seien noch unbekannt, sagte der argentinische Präsident Mauricio Macri. Argentiniens Energiesekretär Gustavo Lopetegui erklärte auf einer Pressekonferenz, das System sei automatisch abgeschaltet worden, weil eine Destabilisierung der Spannung wahrgenommen wurde.

An einem Sonntag ohne extreme Temperaturen verfüge das Netz über eine Stromreserve von 20 Prozent, daher sei die allgemeine Abschaltung nicht normal gewesen. Lopetegui schloss einen Hackerangriff nicht aus, hielt aber eine Cyberattacke nicht für die prioritäre Hypothese. Ein Ergebnis der laufenden Untersuchungen werde erst in sieben bis zehn Tagen feststehen.

Lage normalisiert sich

In den Regionen Cuyo, Nordwest und Comahue habe die Wiederherstellung der Versorgung schon begonnen. Im Netz der Hauptstadt und des Großraums Buenos Aires begann der Strom nach einigen Stunden wieder zu fließen. Acht Stunden nach dem Blackout waren über die Hälfte der Kunden in Argentinien wieder an die Stromzufuhr angeschlossen, so Lopetegui.

Stadtzentrum von Buenos Aires mit ausgefallenen Ampeln
APA/AFP/Alejandro Pagni
Der Verkehr in Buenos Aires musste ohne Ampeln auskommen

Vergleiche mit Venezuela

Auf Twitter äußerten sich Betroffene unter Hashtags wie „SinLuz“ (ohne Licht) und zogen Vergleiche zu Venezuela, wo es seit März 2019 immer wieder Stromausfälle gibt. „Mit Macri sind wir lediglich Venezuela“, schrieb ein Nutzer. Andere mahnten, vorsichtig zu fahren, da auch Ampeln nicht funktionierten.

Argentinien, wo im Herbst Präsidentschaftswahlen stattfinden, leidet unter einer schweren Wirtschaftskrise. Die Infrastruktur gilt als marode. Lokale Stromausfälle sind häufig – allerdings eher in den Sommermonaten, wenn Klimaanlagen die Netze überlasten. Der Unterstaatssekretär für Zivilschutz, Daniel Russo, sagte in Radio Mitre, das sei ein Ausfall in einem für Argentinien beispiellosen Ausmaß.