Griss kandidiert nicht mehr für Nationalrat

Irmgard Griss kandidiert bei der Neuwahl nicht mehr für den Nationalrat. Aber sie wird sich weiter politisch für NEOS engagieren, teilten Griss heute im Interview mit der „Kleinen Zeitung“ und NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger in einer E-Mail an die Parteikollegen mit. „Ich bin die älteste Abgeordnete, ich will keinen Rekord aufstellen“, erklärte die 72-Jährige, warum sie „rechtzeitig aufhört“.

Die frühere Präsidentin des Obersten Gerichtshofs und erfolgreiche Präsidentschaftskandidatin – sie schaffte 2016 als parteifreie Kandidatin 18,9 Prozent – ging 2017 mit NEOS eine „Allianz für Freiheit und Verantwortung“ ein und holte sich als steirische Spitzenkandidatin einen Sitz im Hohen Haus. Dort fungierte sie u. a. als Justizsprecherin.

Griss würde dennoch Ministerin werden

„Die Arbeit ist schon anstrengend. Die Tätigkeit lässt wenig Zeit für andere Dinge. Ich habe Familie, es gibt so viele Bücher, die ich noch gerne lesen würde. Ich weiß nicht, wie viel Zeit mir noch geschenkt wird“, erläuterte Griss, warum sie sich nach nur zwei Jahren verabschiedet. Sie schließt allerdings nicht aus, dass sie allenfalls Ministerin würde, sollte NEOS der nächsten Regierung angehören. Auch im Wahlkampf will sie sich „voll“ einbringen.

„Wir alle wissen: Was sie macht, das macht sie zu 100 Prozent – inhaltlich wie zeitlich. Und ich gebe zu, dass mich das – wie wohl alle von uns – mit einem weinenden Auge als Bürgerin, aber auch als Parlamentarierin zurücklässt“, streute Meinl-Reisinger der „Allianzpartnerin“ Rosen. Und kündigte eine offene Kommunikationsplattform im NEOS LAB an, wo Griss als „Brückenbauerin hin zu engagierten, mutigen und unabhängigen Bürgerinnen und Bürgern“ wirken soll.

Griss zeigte sich „im Nachhinein sehr froh“, dass sie 2017 nicht für die ÖVP kandidiert hat. Kurz’ Regierung hätte sie nicht angehören wollen: „Ich hätte diese Politik nicht mittragen können“, kritisierte sie, dass es „die Gesellschaft auseinanderbringt“, wenn jedes Thema in Zusammenhang mit der Migration gebracht wird. NEOS würde sie jedoch nicht unbedingt von einer Koalition mit den Türkisen abraten, denn sie hält Kurz „für sehr anpassungsfähig“.