RQ-4 Global Hawk Drohne
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Spannungen mit Iran

Drohnenabschuss für Trump „großer Fehler“

Der Konflikt zwischen den USA und dem Iran hat sich am Donnerstag stark zugespitzt. Der Iran schoss eine US-Drohne ab und sprach von einer „Botschaft“. Die USA verurteilten einen „nicht provozierten Angriff“. Unklar ist, ob die Global-Hawk-Drohne die Grenzen des Iran verletzt hat. Die Sorge vor weiterer Eskalation ist nach Monaten der Krise nun groß.

Die iranischen Revolutionsgarden (IRGC) hatten am Donnerstag veröffentlicht, dass eine Überwachungsdrohne der Marine vom Typ RQ-4A Global Hawk in den iranischen Luftraum in Kuh-Mubarak in der Provinz Hormusgan eingedrungen und von den Revolutionsgarden abgeschossen worden sei. Im iranischen Fernsehen warnten die Revolutionsgarden später vor jeglicher Aggression gegen Teheran, der Abschuss der Drohne sei ein entsprechendes Zeichen. „Das war eine klare und konsequente Botschaft an diejenigen, die unsere Grenzen verletzen wollen“, so der Chef der Revolutionsgarden, Hussein Salami.

Die US-Armee bestätigte den Abschuss, dementierte aber iranische Angaben, wonach das unbemannte Flugzeug in den iranischen Luftraum eingedrungen war. US-Präsident Donald Trump schrieb auf Twitter: „Der Iran hat einen sehr großen Fehler gemacht!“ Offen blieb aber, wie die USA reagieren werden. Trump und die iranische Führung betonten, dass sie keinen Krieg wollen. Trump hatte im vergangenen Monat aber mit dem „offiziellen Ende des Irans“ gedroht.

„Iranische Berichte sind falsch“

Das US-Zentralkommando (CENTCOM), das die Truppen im Nahen Osten führt, teilte mit: „Iranische Berichte, dass das Flugzeug über dem Iran war, sind falsch.“ Es habe sich um einen „nicht provozierten Angriff“ im internationalen Luftraum gehandelt. Das unbemannte Flugzeug vom Typ RQ-4A Global Hawk sei von einer iranischen Boden-Luft-Rakete abgeschossen worden, als es in der Nacht zum Donnerstag über der Straße von Hormus operiert habe.

Iran schießt US-Drohne ab

Die iranischen Revolutionsgarden haben eine US-Drohne abgeschossen. Nun ist die Sorge vor weiteren Spannungen groß.

Die Straße von Hormus ist eine wichtigste Seestraße. Sie verbindet die ölreiche Golfregion mit dem offenen Meer. Über die Strecke läuft ein großer Teil des weltweiten Öltransports per Schiff. Wegen der angeblichen Verletzung des Luftraumes durch die Drohne will der Iran auch vor die Vereinten Nationen ziehen. „Wir werden diese neue Aggression vor die UNO bringen und auch beweisen, dass die USA lügen“, schrieb Außenminister Mohamed Dschawad Sarif am Donnerstag auf Twitter. Demnach geben die USA den Abschussort falsch an und der Iran werde das in den Vereinten Nationen beweisen.

„Unwiderlegbare Beweise“

Sarif veröffentlichte auch Koordinaten, die noch vor der Küste des Irans liegen, aber schon in dessen Hoheitsgewässern. Der Luftraum eines Landes erstreckt sich nach UNO-Angaben über dessen Landmasse und gegebenenfalls über dessen Hoheitsgewässer, die bis zu zwölf nautische Meilen (22,2 Kilometer) vor die Küste reichen. Die Koordinaten, an denen die Drohne laut Sarif angegriffen wurde, liegen rund 15 Kilometer vor dem nächsten Punkt an der iranischen Küste. Auf einer Pentagon-Karte ist die Markierung für die Absturzstelle deutlich weiter von der iranischen Küste entfernt. US-Luftwaffengeneral Joseph Guastella sagte am Donnerstag, die Drohne sei rund 34 Kilometer von der Küste Irans entfernt und damit in internationalem Luftraum gewesen.

Global Hawk

Laut Hersteller Northrop Grumman ist die Drohne für den Einsatz in sehr hohen Flughöhen konstruiert. Die Drohne kann bis zu 19,8 Kilometer hoch fliegen – deutlich höher als Verkehrsflugzeuge. Das unbemannte Flugzeug ist knapp 15 m lang und hat eine Spannweite von 40 m.

Der Iran hat aber nach eigener Darstellung „Beweise“. Diese seien „klar und unwiderlegbar, besonders da sogar einige Überreste der Drohne in iranischen Gewässern gefunden wurden“, so Vizeaußenminister Abbas Araghchi. In einem Treffen mit dem Schweizer Botschafter in Teheran, der die diplomatischen Interessen der USA im Iran vertritt, bezeichnete Araghchi den Vorfall als einen klaren Verstoß gegen internationale Vorschriften.

Demokraten: Trump könnte in Krieg „stolpern“

Die US-Demokraten warnten Trump vor einem möglichen Krieg. „Der Präsident hat wohl nicht vor, in den Krieg zu ziehen, aber wir sind besorgt, dass er und die Regierung in einen Krieg hineinstolpern könnten“, sagte der Fraktionschef der Demokraten im US-Senat, Chuck Shumer, nach einem Gespräch mit Trump am Donnerstag in Washington. Schumer pochte in diesem Zusammenhang auf die Befugnisse des Senats. Dieser müsse zustimmen, ehe Geld für eine Militäraktion gegen den Iran fließen könne, betonte er. Die demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, forderte die Trump-Regierung auf, alles in ihrer Macht Stehende für eine „Deeskalation“ der Lage zu tun. Nötig sei „ein starker, intelligenter und strategischer Zugang, kein leichtsinniger“.

Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran nehmen seit Monaten zu. Erst am Montag hatte das Pentagon angekündigt, weitere 1.000 Soldaten in den Nahen Osten zu schicken, um dort US-Soldaten und nationale Interessen der USA zu schützen. Bereits Ende Mai hatten die USA ihre Truppen im Nahen Osten wegen der „anhaltenden Bedrohung“ durch iranische Kräfte um 1.500 Soldaten verstärkt. Zuvor hatte das US-Militär unter anderem einen Flugzeugträgerverband und eine Bomberstaffel in die Region verlegt. Im April hatte Trumps Regierung die iranischen Revolutionsgarden als ausländische Terrororganisation eingestuft.

Putin warnt vor „Katastrophe“

Der Iran kündigte wiederum am Montag an, dass er bereits am Donnerstag kommender Woche eine im internationalen Atomabkommen mit dem Land festgelegte Obergrenze für Vorräte mit niedrig angereichertem Uran überschreiten werde. Das internationale Wiener Atomabkommen war im Juli 2015 geschlossen worden. Es sollte dem Iran mit strengen internationalen Kontrollen unmöglich machen, Atomwaffen zu entwickeln. Im Gegenzug stellten die Vertragspartner, vor allem die USA, einen Abbau von Sanktionen und eine Normalisierung der Wirtschaftsbeziehungen in Aussicht. Trump war im vergangenen Jahr aus dem Atomabkommen ausgestiegen.

US-Präsident Donald Trump
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Trump sieht in dem Abschuss einen „schweren Fehler“ des Iran

Der russische Präsident Wladimir Putin warnte am Donnerstag vor einer Eskalation des Konflikts zwischen den USA und dem Iran. „Die USA sagen, dass sie die Anwendung von Gewalt nicht ausschließen. Das wäre eine Katastrophe für die Region“, so Putin im russischen Fernsehen. In der Folge käme es zu einem „Aufflammen der Gewalt“ und einem Anstieg der Flüchtlingszahlen.