„Umsturzversuch“: Zwölf Jahre Haft für US-Bürger in Vietnam

Ein Gericht in Vietnam hat heute einen US-Bürger zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt. Das Gericht in Ho-Chi-Minh-Stadt befand den vietnamesischstämmigen Michael Nguyen für schuldig, einen „Umsturzversuch“ geplant zu haben, wie sein Anwalt und Staatsmedien berichteten. Nach Verbüßung seiner Haftstrafe muss er Vietnam verlassen.

Zwei weitere Angeklagte wurden in dem Verfahren zu acht beziehungsweise zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Laut Staatsmedien sucht die Polizei noch nach einem flüchtigen Mann, der mit Nguyen in Verbindung gestanden sein soll. Nguyen und seine beiden Begleiter Tran Long Phi und Huynh Duc Thanh Binh waren im vergangenen Juli während einer Vietnam-Reise verhaftet worden.

Laut Familie in keiner Dissidentengruppe

Mehr als eine Million Menschen flohen nach dem Ende des Vietnam-Kriegs (1955–1975) vor den kommunistischen Machthabern aus Vietnam in die USA. Viele von ihnen kämpften aus der Ferne weiter gegen die kommunistische Regierung in Hanoi. Auch Nguyen floh 1975 aus Vietnam. Seine Familie erklärte jedoch, er habe sich nicht in vietnamesischen Dissidentengruppen engagiert.

Seit dem Amtsantritt der neuen Regierung 2016 hat sich die Situation für Regimekritiker in Vietnam weiter verschlechtert. Verhaftungen aus politischen Gründen gehören zur Tagesordnung, 130 politische Häftlinge sitzen derzeit in vietnamesischen Gefängnissen.

Westliche Staaten und die UNO kritisierten ein im vergangenen Jahr erlassenes Gesetz, das Behörden eine sehr weitreichende Internetüberwachung erlaubt. Nach dem Gesetz müssen Internetfirmen wie Google und Facebook Nutzerdaten an die Behörden übergeben und auf Aufforderung der Regierung Inhalte von ihren Seiten löschen.